Wie viele andere Jagdhundrassen neigt auch der Vizsla zu Unruhe und Anspannung. Besonders in reizintensiven Umgebungen wie auf einem Spaziergang ist ein entspanntes Ablegen oft eine große Herausforderung. Kleinste Geräusche und Bewegungen reichen aus, damit der Vizsla aus seiner Ruhe gerissen wird. Mithilfe eines speziellen „Calm down“-Trainings habe ich das mit Bayard geübt und sehr positive Effekte erzielt, die sich auch im Alltag sinnvoll einsetzen lassen. Wie genau ich dabei vorgegangen bin, möchte ich in meinem heutigen Beitrag erläutern.
Eine gesunde Mischung aus Action und Ruhe
Während ich durch ein konsequentes Boxentraining etabliert habe, dass Bayard in der Wohnung schläft und ruht, weiß er auch, dass ihn auf unseren Spaziergängen meistens Action erwartet: Dummytraining, Fährtensuche, Mantrailing oder Canicross – unsere Routine sieht regelmäßige körperliche und geistige Auslastung vor. Nichtsdestoweniger gibt es genügend Spaziergänge, auf denen nichts passiert. Bayard darf dann einfach frei laufen und schnüffeln. Gerade nach Tagen mit entsprechenden Trainingseinheiten folgt normalerweise immer mindestens ein Tag, an dem ich die Outdooraktivitäten auf ein Minimum zurückfahre. Ebenso nach Tagen, in denen er in der Hundetagesstätte oder in der Hundeschule war.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Bayard diese „Regenerationstage“ ebenso braucht, wie Action und Auslastung. Er schläft dann viel und ich merke, dass er in dieser Zeit wieder runterfährt und alle Eindrücke in Ruhe verarbeitet.
Wieso Ruhe auf Spaziergängen für den Vizsla wichtig ist
Natürlich weiß ich auch, wie sich ein aufgedrehter und reizüberfluteter Vizsla verhält. Und es war damals meine Schuld, dass es so weit gekommen ist. Denn gerade am Anfang habe ich nicht erkannt, dass zu viel Auslastung das genaue Gegenteil bewirkt und den Vizsla nicht etwa ruhiger und ausgeglichener werden lässt. Vielmehr erlebte ich einen Hund, der ständig angespannt war und sich nicht auf den eigentlichen Spaziergang – geschweige denn auf mich – konzentrieren konnte. Er verwandelte sich in einen aufgedrehten „Hanns Guck-in-die-Luft“, der mit seinen Gedanken und Sinnen überall war. Nur nicht bei mir!
So funktionierte in solchen Situationen der Rückruf meist schlechter, Bayard weitete seinen Radius zu sehr aus oder verließ die Wege – was bei uns sonst ein No-Go ist. Als Reaktion landete er dann oft an der Leine, was für mich der einzige Weg war, ihn wieder in die Konzentration zu holen. Entspannt war das für niemanden. Und am wenigsten für ihn.
Ruheübung nach Anton Fichtlmeier
In meinem Bestreben, die Spaziergänge für beide Seiten entspannter zu gestalten, stieß ich dann auf die Ausbildungsmethoden von Anton Fichtlmeier, dem Experten für Jagdhunde wie Vizsla oder Weimaraner. In seinem Buch „Der Hund an der Leine“ erklärt er, wie er über eine Ruhe-Übung als Grundlage für die Leinenführigkeit etabliert.
Dazu wird die Leine als ein passives Signal auf den Boden gelegt und mit einem Fuß fixiert. Hat der Mensch diese Position eingenommen, wird der Hund ignoriert. Es gibt keine Ansprache, keine Kommunikation (auch nonverbaler Natur) und keine Aufmerksamkeit. Anfänglich wird der Hund vermutlich versuchen, sich aus der für ihn begrenzenden Situation zu lösen – gerade wenn die Umgebung doch so viel spannender ist. Nach Fichtlmeier heißt es nun: Durchalten und jedes Ziehen, Winseln oder Bellen ignorieren. Er empfiehlt, die Übung zunächst im Garten zu trainieren und sich dabei hinzusetzen und sich mit etwas Anderem zu beschäftigen.
Nach dem Prinzip „Ruhe löst Ruhe aus“ wird auch der Vizsla schnell begreifen, dass es für ihn am meisten Sinn macht, sich in dieser Situation einfach zu entspannen. Und er wird das Signal „Leine auf dem Boden“ automatisch damit verknüpfen. Im Idealfall nimmt der Hund irgendwann automatisch eine entspannte, ruhende Haltung ein, sobald die Leine auf den Boden gelegt wird.
Ich finde, die Übung eignet sich also nicht nur, um „Ruhe zu lernen“, sie kann später auch bei Restaurantbesuchen oder beispielsweise beim Dummytraining angewendet werden. Voraussetzung ist natürlich eine regelmäßige Wiederholung bis das passive Signal wirklich sitzt.
Calm down beim Spaziergang
Ich habe die Ruhe-Übung nach Anton Fichtlmeier sofort draußen beim Spaziergang ausprobiert. Allerdings an einer wirklich reizarmen Stelle und zu einer Tageszeit, an der ich ohne Zeitdruck war. Ich merke nämlich immer wieder, dass sich meine eigene innere Unruhe und der ständige Blick auf die Uhr direkt auf Bayards Verhalten auswirken. Was das angeht, sind unsere Vischels einfach zu intelligent und sensibel. 😉
Ich habe mich also auf eine Bank gesetzt, den Fuß auf die Leine gestellt und Bayard ins „Platz“ gelegt. Ganz typisch für ihn diskutierte er am Anfang viel: Löste sich immer wieder aus dem Platz, „meckerte“ und kaute aus reiner Frustration auf Stöcken und Blättern herum, die in seiner Nähe lagen.
Ich habe ihn ruhig und bestimmt immer wieder korrigiert und ins Platz gelegt, denn er darf sich aus einem solchen Kommando nicht von selbst lösen. Seine sonstigen Reaktionen habe ich ignoriert und mich – der Empfehlung von Fichtlmeier entsprechend – mit meinem Handy beschäftigt. Nach etwa 20 Minuten war dann ein Zustand erreicht, in dem Bayard zumindest dauerhaft lag. Sein Kopf, seine Ohren und seine Nase waren aber noch immer mit der Umgebung beschäftigt.
Trotzdem lobte ich ihn und löste das Kommando. Die nächsten Tage gab es dann auf jedem Spaziergang einen „Calm down“. Und ich bemerkte, dass Bayard immer schneller in die Ruhe fand. Nach einiger Zeit gelang es ihm sogar, aus dem „angespannten Platz“ in ein „entspanntes Platz“ zu wechseln. Auch seinen Kopf legte er hin und wieder ab.
Dieses Verhalten lobte ich und löste die Übung auf. Nach etwa einer Woche geschah dann das bin dahin Unvorstellbare: Obwohl wir an einer Stelle warteten, an der wir uns für gewöhnlich mit Bayards Hundefreunden treffen und an der er deshalb immer sehr unruhig ist, legte er sich nur wenige Sekunden, nachdem ich den Fuß auf die Leine gestellt hatte, hin.
Die positiven Effekte der Ruheübung auf den Vizsla
Insgesamt wirkte sich die regelmäßige Ruheübung sehr positiv auf Bayard aus. Er ist nach dem Calm Down konzentrierter und mir gegenüber aufmerksamer. Der Gehorsam funktioniert besser und insgesamt wirkt er ausgeglichener. Mittlerweile streue ich die Übung immer dann ein, wenn ich merke, dass Bayard überdreht ist oder auf Action lauert. Aber auch „zwischendurch“ frische ich das Runterkommen immer mal wieder auf.
Unser nächstes Ziel
Während sich die Ruheübung auf Spaziergängen mittlerweile gut etabliert hat, arbeiten wir weiter an Bayards großer Baustelle, dem Calm Down, wenn wir bei anderen Personen zu Besuch sind. Besonders bei meinen Eltern oder in völlig neuen Umgebungen hat Bayard nach wie vor sehr große Schwierigkeiten, sich abzulegen und im Platz zu bleiben. Er wird dann unruhig oder tut alles, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Hier heißt es für mich: Starkbleiben! Und auch in solchen Situationen mit ruhiger Konsequenz die Ruhe durchzusetzen. Denn ich weiß, dass wir beide gleichermaßen profitieren, wenn er in solchen Situationen entspannt bleibt.
Wie reagiert Ihr bei Abspannung Eures Hundes? Und habt Ihr Ruhe auf Spaziergängen und zu Hause bewusst trainiert? Ich bin gespannt, auf Eure Erfahrungen in den Kommentaren! 😊
Das Thema Kastration ist unter Hundebesitzern ein emotionales. Und selbst die temporäre Kastration via Hormonchip polarisiert. Ich habe mich dafür entschieden, meinen Vizsla-Rüden chemisch kastrieren zu lassen und die Entscheidung nicht bereut. Welche Fragen ich mir zuvor gestellt habe und welche Gründe letztlich für den Hormonchip gesprochen haben, lest Ihr im folgenden Beitrag.
Das Thema Hormonchip beim Vizsla polarisiert
Wie Ihr wisst, bin ich mit einem eigenen Account auch auf Instagram unterwegs und berichte aus dem Alltag von Bayard und mir. Als ich vor einigen Monaten das Thema Hormonchip bzw. Kastration ins Spiel brachte, erntete ich viele Reaktionen – und einige davon waren nicht gerade positiv:
Wenn ich Glück hatte, waren es neugierige Fragen nach meinen Beweggründen. Es gab aber auch Nachrichten, in denen ich mich mit der Unterstellung konfrontiert sah, dass ich meinen gesunden Rüden nur deshalb kastrieren ließe, weil ich mit seiner Erziehung nicht zurechtkäme.
Ähnliche und teilweise noch heftigere Reaktionen habe ich bei anderen Instagram-Profilen beobachtet. Es scheint bei einigen Hundebesitzern die Meinung vorzuherrschen, dass eine Kastration – ob bei Rüde oder Hündin – ausschließlich auf ein Versagen des Halters zurückzuführen und nur in medizinischen Notfällen zu akzeptieren sei.
Aber warum? Für mich gab und gibt es durchaus gute Gründe, die bei meinem Vizsla für einen Hormonchip gesprochen haben. Und im Folgenden möchte ich Euch einige davon vorstellen.
Doch schauen wir uns doch zunächst nochmal an, wie ein Hormonchip verabreicht wird und wie er wirkt.
Wie funktioniert der Hormonchip?
Der Hormonchip (auch Kastrationschip genannt) wird, wie ein Mikrochip zur Kennzeichnung des Hundes, mithilfe einer Kanüle im Nacken eingesetzt. Dabei kommt zwar eine etwas dickere Kanüle zum Einsatz, der Eingriff ist aber nur mit geringen Schmerzen verbunden und innerhalb von ein paar Sekunden überstanden. Eine Sedierung oder gar Vollnarkose sind nicht erforderlich! Bayard ließ sich damals übrigens mit ein paar Leckerlies sehr gerne entschädigen 😉
Der Hormonchip enthält den Wirkstoff Deslorelin in zwei möglichen Dosierungen, so dass er entweder für sechs oder zwölf Monate kontinuierlich Wirkstoff an den Körper abgibt. Dieser bewirkt beim Rüden eine vorübergehende Unfruchtbarkeit, so dass man auch von einer „chemischen Kastration“ spricht. Denn anders als bei einem operativen Eingriff – der sog. chirurgischen Kastration – ist die Wirkung des Hormonchips auf eben sechs bzw. zwölf Monate begrenzt. Der Chip muss also regelmäßig erneuert werden, wenn man die Unfruchtbarkeit aufrechterhalten möchte.
Kosten für den Hormonchip beim Vizsla
Die Kosten für den Hormonchip und dessen Injektion variieren je nach Tierarztpraxis. Für den 6-Monats-Chip entstehen für gewöhnlich Kosten zwischen 120 und 150 Euro. Der 12-Monats-Chip kostet zwischen 175 und 200 Euro.
Je nachdem wie früh der Chip verabreicht wird, belaufen sich die Kosten für eine „lebenslange“ chemische Kastration auf etwa 2.500 bis 3.000 Euro. Ein chirurgischer Eingriff ist hier deutlich günstiger, aber wegen der Narkose und der Infektionsgefahr auch mit höheren Risiken verbunden. Wobei sich auch diese – wie mir unsere Tierärztin versicherte – auf ein absolutes Minimum beschränken.
Wieso ich mich für den Hormonchip entschieden habe
Aus meiner Sicht muss jeder Hundehalter selbst entscheiden, wie sinnvoll eine chemische oder chirurgische Kastration beim eigenen Hund sind. Ein ausführliches Beratungsgespräch mit einem Tierarzt halte ich aber in jedem Fall für sinnvoll. Ich habe mich zusätzlich mit unserem Trainer über das Thema unterhalten, da er mir eine Einschätzung geben sollte, welche von Bayards Verhaltensweisen sich tatsächlich auf seine Hormone zurückführen lassen und bei welchen ich – durch konsequentes Training – selbst einwirken kann.
Letztlich waren es für mich die folgenden Gründe, die mich vom Einsetzen eines Hormonchips überzeugt haben:
Hündinnen belästigen
Aus beruflichen Gründen bin ich an manchen Tagen darauf angewiesen, Bayard in einer Hundetagesstätte unterzubringen. Und er liebt es, dort zu sein! Als er geschlechtsreif wurde, zeigte er plötzlich ziemlich großes Interesse an den dortigen Hündinnen: Ständiges Hinterherlaufen, lecken und aufspringen – egal ob die Hundedame nun läufig war oder nicht. Da er sich dabei ziemlich rüpelhaft benahm und auch vor kleinen Rassen nicht zurückschreckte, musste man ihn bei den Freilaufrunden separieren, damit er andere Hunde nicht verletzt. Diese Vorstellung gefiel mir ebenso wenig wie die eines liebestollen Rüden, der durch sein Benehmen sein bis dato tadelloses Sozialverhalten zu vergessen schien. Ich wollte, dass er zusammen mit den anderen Hunden in der Tagespflege toben und spielen kann, ohne dass ich mir um seine Gesundheit oder die der anderen Sorgen machen muss.
Markieren
Zusammen mit der Geschlechtsreife trat dann eine weitere männliche Eigenart zu Tage: das dauerhafte Markieren. Ich konnte mit Bayard keine hundert Meter laufen, ohne dass er sein Bein hob und sein Revier markierte. Auch beim Spielen mit anderen Hunden war er oft mehr damit beschäftigt, seine Markierung über die des anderen zu setzen, dass er am gemeinsamen Spielen kaum mehr Interesse hatte.
Tropfen
Wer glaubt, dass man nur bei Hündinnen regelmäßig hormonbedingten Putz- und Reinigungsaufwand hat, irrt gewaltig. Wie ich selbst lernen durfte (und ich hatte bereits zuvor einen Rüden!), gibt es Kandidaten wie Bayard, die extrem „tropfen“. In der gesamten Wohnung fand ich täglich weiß-gelbliche Tropfen und war ständig damit beschäftigt, diese zu beseitigen oder Hundekissen und -decke zu waschen. Besonders schlimm war es, wenn sich Bayard schüttelte oder mal wieder eines seiner „Freudentänzchen“ aufführte: Tapeten, Schränke und Fensterscheiben sahen aus wie ein Gemälde von Jackson Pollock. Wie genervt ich war, muss ich wohl nicht weiter ausführen!
Unruhe
Der Vizsla ist eine Rasse, die zu Unruhe und ständiger Anspannung neigt. Nun stellt Euch einen ohnehin hibbeligen Rüden vor, der eine läufige Hündin wittert. Bayard war in solchen Situationen völlig außer Rand und Band und vergaß alles: seine gute Erziehung oder auch, dass ich noch am anderen Ende der Leine hing. Dass er dabei mich oder sich selbst verletzten könnte, war für mich ein gewichtiger Grund, der für den Hormonchip sprach. Zudem merkte ich, dass Bayard auf Spaziergängen noch ruheloser und unkonzentrierter wurde und er auf diese dauerhafte Anspannung insgesamt nicht gut reagierte.
Dominanzverhalten
Bayard ist ein sehr dominanter und willensstarker Rüde, mit dessen Dominanzverhalten ich mitunter ordentlich zu kämpfen habe. In einem anderen Blogbeitrag habe ich bereits über die Erziehungsmaßnahmen berichtet, die wir zusammen mit einem Trainer erarbeitet haben, um dieses Benehmen bestmöglich einzudämmen. Zusammen mit Geschlechtsreife und Pubertät wurden einige Verhaltensmuster aber deutlich extremer und ich bin froh, dass der Hormonchip mich zusätzlich unterstützt, sein Dominanzverhalten besser kontrollieren zu können.
Hormonchip als Erziehungsersatz?
Chip- und Kastrations-Gegner mögen mir nun zurufen wollen, dass es Teil meiner Erziehungspflicht sei, meinen Rüden auch ohne hormonelle Einwirkung regulieren zu können. Dass die schwindende Aufmerksamkeit mir gegenüber etwas sei, dass man durch kontinuierliches Training in den Griff bekommen könnte. Und auch, dass ich mich doch bewusst für einen Rüden entschieden hätte und all diese Verhaltensmuster eben ganz typisch seien. Und ich sage: Ihr habt Recht! Aber warum muss ich es ihm und mir unnötig schwer machen?
Für mich bedeutet der Hormonchip keinesfalls, dass ich mich bei der Erziehung zurücklehnen kann. Im Gegenteil! Wir haben nach wie vor die vielen rassetypischen Baustellen, an denen wir gemeinsam trainieren. Und dennoch erleichtert uns der Chip diese Arbeit. Wohlbemerkt: Uns! Denn für mich überwiegen die positiven Effekte, die ich an Bayard beobachten kann. Er ist gelassener, konzentrierter und mir gegenüber aufmerksamer – auch beim Training. Und er kann sich wieder voll und ganz auf das Spielen mit anderen Hunden konzentrieren und die Zeit in seiner Tagesstätte genießen.
Meine Erfahrungen zum Hormonchip beim Vizsla-Rüden
Für mich steht daher außer Frage, dass sich der Hormonchip bei meinem Vizsla-Rüden voll und ganz gelohnt hat. Die positiven Effekte auf sein Wesen überwiegen, so dass ich mich entschieden habe, ihn in den kommenden Monaten dauerhaft kastrieren zu lassen.
Das Einsetzen eines Chips mit 6-monatiger Wirkdauer war für mich die ideale Möglichkeit, zu testen, welche seiner Verhaltensweisen tatsächlich auf die Hormone zurückzuführen sind. Und welche sich durch Training verbessern lassen. Für mich persönlich sind beide Eingriffe – also chemische und chirurgische Kastration – legitim. Ich halte nichts von Pauschalisierungen, denn jedes Hund-Mensch-Team ist einzigartig. Ebenso wie die Entscheidung, sich für oder gegen einen der beiden Eingriffe auszusprechen.
Fest steht allerdings auch für mich, dass weder chemische noch chirurgische Kastration einen Erziehungsersatz darstellen, sondern sie allenfalls dabei helfen können, das Zusammenleben mit dem Vizsla-Rüden für beide Seiten harmonischer zu gestalten.
In vielen meiner Blogbeiträge habe ich geschrieben, dass der Vizsla viel körperliche und vor allem geistige Auslastung braucht. Aber was bedeutet das genau? Wie viel Zeit oder Kilometer sind nötig, um den Vizsla rassegerecht auszulasten, wenn er nicht jagdlich geführt wird?
Viel Auslastung ja, aber…
Als Jagdhund hat der Vizsla einen hohen Bewegungsdrang und eine natürliche Ausdauer. Das merkt man schnell, wenn man anderen Hunden begegnet, die nach ausgiebigem Spielen tatsächlich mal müde werden, während sich der eigene Vischel auch nach einer Stunde noch immer völlig unbeeindruckt „vom leichten Aufwärmtraining“ zeigt. Und auch in vielen Fachtexten über den Magyar Vizsla ist immer wieder zu lesen, dass es gerade auf ausreichend Auslauf ankomme, wenn man den Hund nicht jagdlich führt.
Dem kann ich uneingeschränkt zustimmen! Der Vizsla braucht, gerade, wenn er durch jagdliche Aufgaben nicht gefordert wird, ein sehr hohes Maß an Bewegung, das man nicht unterschätzen sollte. Aber – und ja, es gibt ein aber! – hierbei kommt es tatsächlich auf die Art der Auslastung an. Und darauf, diese wohl zu dosieren. Denn zu viel Action und Beschäftigung können beim Vizsla schnell auch zu einer Art Überforderung umschlagen, die sich dann in einer noch höheren Reizempfindlichkeit und der rassetypischen „Hibbeligkeit“ äußern.
Warum zu viel Auslastung beim Vizsla ins Gegenteil umschlagen kann
Doch wie viel Bewegung ist denn nun ausreichend? Und wie viel Zeit kostet mich der tägliche Auslauf eines Vizslas? Diese Fragen bekomme ich häufig von Menschen gestellt, die sich gerade überlegen, einen Vischel anzuschaffen. Noch bevor ich antworten kann, wird mir dann schon ein umfangreiches Sportprogramm präsentiert, das Hund und Mensch gemeinsam absolvieren wollen: Joggen und Radfahren, Mantrailing, Agility, dann noch große Wanderungen am Wochenende und Spielen mit den Nachbarshunden im Garten. Klingt erstmal fantastisch! Und ich kann versichern: Rein konditionell würde der Vizsla bei all diesen Aktivitäten eine wunderbare Figur machen.
Doch die tägliche Praxis sieht anders aus! Auch ich hatte am Anfang große Pläne, was ich denn alles mit meinem Hund erleben und ausprobieren möchte. Schnell genug wurde ich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Denn was ein Vizsla in erster Linie braucht, ist ein konsequenter Wechsel zwischen Aktivität und Ruhephasen. Denn mit zu viel Bewegung züchtet man sich selbst einen Bewegungsjunkie heran, der massive Probleme haben wird, einfach mal entspannt im Körbchen zu liegen und zu schlafen.
Und genau das muss ein Vizsla können! Im Idealfall ist es sogar so, dass Euer Hund irgendwann genau weiß, dass er draußen mit Euch Action und Abenteuer bekommt, er im Haus aber einfach nur ausruhen und schlafen kann – und das gerne auch für mehrere Stunden. Ich kann Euch versichern: Vizslas können mitunter echte Schlafmützen sein, die auch mal einen kompletten Nachmittag zufrieden im Körbchen dösen.
Was bedeutet „richtige Auslastung“ beim Vizsla?
Genau wie bei vielen anderen Themen gibt es auch auf die Frage der Auslastung keine richtige Antwort. Jeder Hund ist individuell und hat unterschiedliche Bedürfnisse. Da ich aber über die Sozialen Netzwerke einen regelmäßigen Austausch mit vielen anderen Besitzern pflege, die es ähnlich handhaben wie ich, sind die folgenden Schilderungen sicherlich ein guter Richtwert, der allerdings keinerlei Anspruch auf universelle Richtigkeit erhebt:
Unter der Woche startet unser Tag mit einem ausgedehnten Spaziergang von etwa 45 bis 60 Minuten. Da ich ein notorischer „Schnellgeher“ bin, legen wir in dieser Zeit meistens eine Distanz von etwa 4-5 km zurück. Dabei sind wir immer im Wald unterwegs und Bayard darf die meiste Zeit ohne Leine laufen. Das haben wir uns hart erarbeitet: Mit Schleppleine und Rückruftraining haben wir einen angemessenen Radius trainiert, bei dem Bayard nie die Wege verlässt, sondern immer mit ein paar Metern Entfernung vor mir weg läuft.
Bei den Morgenrunden gibt es für gewöhnlich kein zusätzliches Programm. Hin und wieder darf Bayard mal Leckerlis suchen, die ich für ihn verstecke oder ich werfe ein paar Tannenzapfen, denen er ohne Apportbefehl hinterherlaufen kann.
Zuhause angekommen, bekommt er sein Fressen und schläft dann bis mittags. Als Home-Office-Hund hat er sich an genau diesen Ablauf gewöhnt. Mittags geht es dann für eine kurze Runde von 15 Minuten in den Wald zum Lösen. Hier toben wir oft ein wenig gemeinsam oder er kann ein paar Stöcke apportieren. Aber auch das ist nicht die Regel. Denn ich befolge hier den Ansatz unseres Trainers, der immer propagiert hat, für seinen Hund nicht vorhersehbar zu werden.
Abends, das heißt am späten Nachmittag, gibt es dann den längsten Spaziergang des Tages. Hier sind wir immer mindestens eine Stunde draußen und ich versuche diese Runden abwechslungsreich zu gestalten, was nicht bedeutet, dass es hier jeden Tag einen anderen Programmpunkt gibt. Viel mehr überlege ich mir an etwa 2-3 Tagen pro Woche ein „Highlight“: Dummytraining, Mantrailing oder Fährtenarbeit.
Training gezielt einsetzen
Nicht nur, dass Bayard unglaubliche Freude daran hat, seine Nase konzentriert einsetzen zu müssen, diese Art der Beschäftigung fördert auch seinen Gehorsam. Denn oft genug muss er im Sitz oder Platz ausharren und – im Sinne der Frustrationstoleranz – warten, bis ich den Dummy für einen Apport freigebe. Übrigens: Solche Übungen dauern nicht den ganzen Spaziergang. Ich achte darauf, dass wir unsere Runde ruhig und ohne Aufregung abschließen. Gerne mit ein wenig Training der Leinenführigkeit, um den aufgedrehten Vizsla nach der Nasenarbeit wieder „runterzufahren“.
Trainingseinheiten streue ich übrigens auch immer mal wieder ein: Rückruf, Sitz-Bleib sowie Platz-Bleib (mit und ohne Sichtkontakt) oder Leinenführigkeit werden bei uns regelmäßig geübt. Denn auch solche Übungen beanspruchen den Kopf und sorgen für eine entsprechende Auslastung.
Am Wochenende sind unsere Runden dann meist länger, wir joggen gemeinsam oder verabreden uns mit anderen Hunden zu Spaziergängen. Richtiges Balgen und Rennen unter Artgenossen kann nämlich durch kein Training der Welt ersetzt werden!
Wie ich das richtige Maß gefunden habe
Mein bisheriger Beitrag mag sich so lesen, als folge jeder unserer Spaziergänge einem bestimmten Plan. Dem ist aber nicht so! Die beschriebene Routine hat sich für mich, als Vollzeit-arbeitende, alleinerziehende Vizsla-Mama, als händelbar und praxistauglich erwiesen. Und ich merke an meinem Hund, dass er ausgeglichen und zufrieden ist, was für mich oberste Priorität hat.
Nichtsdestoweniger gibt es auch Tage, an denen ich beruflich stark eingespannt, krank oder angeschlagen bin oder an denen das Wetter so extrem schlecht ist, dass der Vischel selbst keine Lust auf große Runden hat. Dann reichen auch mal nur drei kurze Spaziergänge, ohne dass mein Hund vor Frust irgendeinen Blödsinn anstellt. Viel eher bin ich sogar dafür, dass auch Ruhetage mal sein müssen und ein gesunder Vizsla das auch ohne Verhaltensauffälligkeit „wegstecken“ sollte.
Übrigens: Wenn die Hundeschulen nach Corona wieder geöffnet haben, möchte ich mit Bayard gerne einen Obedience-Kurs absolvieren. Die Welpen- und Junghundkurse haben wir alle hinter uns gebracht, ich möchte aber weiterhin gemeinsam mit ihm arbeiten und meine Führung regelmäßig durch einen Profi überprüfen lassen. Außerdem hat es mir schon immer großen Spaß gemacht, mit meinem Hund zusammen Dinge zu erarbeiten. Doch auch hier gilt: Wenn wir wieder intensiver im Training sind, wird das actionreiche Programm an anderen Stellen runtergefahren. Denn auch bei der Auslastung des Vizslas gilt: Auf das richtige Maß kommt es an!
Mich würde aber interessieren, wie Ihr Euren Vizsla auslastet? Und wie lange und häufig Ihr unterwegs seid? Ich fände es unglaublich spannend, Eure Erfahrungsberichte zu hören.
In meinem früheren Blogbeitrag zum Boxentraining beim Vizsla habe ich ja schon beschrieben, dass die Welpenzeit für mich eher Leid als Freud war. Heute weiß ich, dass es nicht nur mir so ging, sondern der Vizsla als Welpe für die meisten Menschen eine Herausforderung ist. Da mich in der letzten Zeit immer wieder Fragen und Geschichten von überforderten Vizslawelpen-Besitzern erreichen, werde ich Euch noch einmal ausführlicher von meinen Erfahrungen berichten.
Bitte beachtet:
Bevor es aber losgeht, möchte ich betonen, dass die folgenden Schilderungen nur meine ganz persönlichen Erlebnisse widerspiegeln. Sie sollen Euch ein möglichst authentisches Bild vermitteln, wie die ersten Wochen mit einem Vizslawelpen ablaufen können. Wohlbemerkt: Können! Denn so muss es natürlich nicht sein. Jeder Hund ist, ebenso wie seine Besitzer, individuell.
Aber mir hätte es in der damaligen Situation geholfen, wenn ich gewusst hätte, dass Bayard kein aufgedrehter Einzelfall ist. Und so soll Euch mein Blogbeitrag in erster Linie Mut machen!
Die ersten Tage
Als wir Bayard damals von seiner Mutter abholten, ahnte ich noch nicht, dass die aufreibendsten und nervenzehrendsten Wochen meines Lebens vor mir liegen. Denn auf der knapp zweistündigen Autofahrt schlief das kleine zimtfarbene Bündel fast die ganze Zeit und meine Annahme war natürlich, dass es so sicher weitergehen würde. Zuhause angekommen, erkundete das tapsige Hundchen dann erstmal seine neue Umgebung.
Hier stellte sich bereits heraus, dass es eine gute Entscheidung war, den Zugang zu gewissen Bereichen (z.B. der Garderobe mit den Schuhen) durch ein Kindergitter versperrt zu haben. Denn die Neugier des kleinen Rackers kannte keine Grenzen. Er rannte durch das Haus, sprang sofort auf das Sofa und probierte an diversen Möbelstücken seine haifischscharfen Zähnchen aus.
Natürlich vermutete ich hier zuerst Aufregung. Schließlich war alles neu und der Kleine musste sich erstmal an alles gewöhnen. Wenn er sich ausgepowert hätte, würde er schon ruhiger werden.
Aber nichts da! Relativ schnell zeigte sich, dass Bayard alles tat, nur nicht zur Ruhe zu kommen. Geschweige denn zu schlafen. Und selbst wenn er dann mal friedlich eingeschlummert war, reichte eine minimale Bewegung oder ein kleines Geräusch und er sprang auf und wirbelte wieder im Haus umher.
Nichts war vor ihm und seinen Zähnen sicher. Alles was herumlag, herumstand oder in für ihn greifbarer Nähe war, wurde angeknabbert oder einmal quer durchs Haus geschleift. Sein konstantes Aktivitätslevel war auch nach Spaziergängen oder ausgiebigen Spielrunden nicht in den Griff zu bekommen.
Haushalt? Einkäufe? Oder einfach mal eine ausgiebige Dusche? Daran war für mich so gar nicht zu denken! Ich hatte mir vorsorglich zwar etwas mehr als zwei Wochen auf der Arbeit frei genommen, um den Vizslawelpen in den ersten Tagen wirklich intensiv betreuen zu können – aber schon nach kurzer Zeit schwante mir, dass diese Zeit nicht annähernd ausreichen würde.
Die ersten Zweifel
Und dann kam sie. Die große „Welpendepression“ (davon berichtet auch Tobi in seinem Blogbeitrag zu den ersten Wochen mit seinem Vischel. Nach mehreren Tagen ohne Schlaf und ständiger Aufregung, was der Vizsla nun wieder angestellt haben könnte, verfestigte sich in mir eine große Unsicherheit.
Hatte ich mich mit dem Wunsch nach einem eigenen Vizsla Welpen übernommen? War ich dem überhaupt gewachsen?
An dieser Stelle gebe ich offen zu, dass durchaus die ein oder andere Träne geflossen ist. Vor Müdigkeit. Vor Sorge. Vor Verzweiflung.
Doch anstatt mich bereits zu diesem Zeitpunkt an einen erfahrenen Trainer zu wenden, der mir hätte weiterhelfen und versichern können, dass ich mit genau diesen Gefühlen nicht alleine bin, schlussfolgerte ich für mich: Du machst alles falsch! Vor allem lastest Du Deinen Hund offenbar nicht richtig aus. Sonst würde er ja mehr schlafen. Und nicht so aufgedreht sein und so viel Blödsinn anstellen.
Heute weiß ich, dass genau diese Schlussfolgerung falsch und der Grundstein für eine Vielzahl weiterer Probleme war.
Die ersten falschen Entscheidungen
Mir kam nicht in den Sinn, dass auch der kleine Vischel völlig übermüdet, überfordert und daher aufgedreht und wie von Sinnen war. Sondern war überzeugt, dass es an zu wenig Auslastung liegen musste.
Ich ging also dazu über, die Gassirunden auszudehnen, das Training anspruchsvoller zu gestalten und auch im Haus immer ausgiebig mit ihm zu spielen. Das Resultat: Ein noch aufgedrehterer Vischel, der gar nicht mehr zur Ruhe kam, massive Probleme hatte, entspannt im Körbchen zu liegen und nicht ständig voll Anspannung auf die nächste Ablenkung zu warten.
Irgendwann ging es dann einfach nicht mehr. Ich musste wieder Vollzeit arbeiten, der kleine LSD-Vischel war in der Betreuung aber niemandem zuzumuten. Und ich selbst war es auch nicht (mehr): Augenringe bis zum Kinn, zerkratzte und zerbissene Hände und ständig nur aufs Nötigste zurecht gemacht. Sei es, weil Bayard mir mal wieder keine Zeit für ein ausgedehntes Styling gelassen hatte oder ich ohnehin nur noch in alten Klamotten herumlief, da auch meine Anziehsachen nicht vor den Bissattacken des Welpen sicher waren. (Meinem Plisseerock trauere ich bis heute nach!)
Der erste Hoffnungsschimmer
Es musste etwas passieren und ich suchte dann doch Rat bei einer Trainerin. Die kam zu drei Einzelterminen zu uns nach Hause und genau das würde ich jedem empfehlen: Lasst einen Experten die individuelle Situation bei Euch überprüfen! Es gibt so viele Faktoren, die dazu führen können, dass ein Vizsla Welpe aufgedreht und unruhig ist.
Während es in unserem Fall eine Überforderung und Reizüberflutung war, die ich dem kleinen Kerl zugemutet hatte, habe ich von anderen Vizsla-Eltern beispielsweise erfahren, dass ihr Welpe das falsche Futter bekommen hatte und wegen andauerndem Hunger einfach aufgedreht war.
Aber auch ein ungünstiger Standort des Körbchens oder einfach nur Eure eigene Unsicherheit und Nervosität können sich negativ auf das Verhalten Eures Welpen auswirken.
Unsere Rettung war dann tatsächlich ein konsequentes Boxentraining, durch das Bayard buchstäblich lernen musste, zur Ruhe zu kommen und zu schlafen. Aber auch das ist kein Allheilmittel. Denn in erster Linie war ich es, die etwas verstehen und lernen musste:
Erste Einsichten
Ein Vizsla Welpe ist nichts anderes als ein Baby! Ein Wesen, das Eure volle Aufmerksamkeit, Liebe und Euer Verständnis benötigt.
Bitte versteht, dass Euer kleiner Vischel nichts, aber auch wirklich gar nichts, aus böser Absicht tut, sondern mit seinem Verhalten einfach nur seinen Bedürfnissen Ausdruck verleiht. Ihr als Besitzer seid gefragt, dieses Verhalten zu lesen und darauf sensibel zu reagieren.
Das heißt natürlich nicht, dass Ihr nicht auch schon in den ersten Tagen und Wochen mit Konsequenz reagieren und ihm keine Regeln aufzeigen solltet. Viel mehr meine ich, Euch auf die Bedürfnisse Eures kleinen Hundes einzulassen und ihm die Welt so zu zeigen, dass er sie versteht.
Er zerbeißt für Euch wertvolle Gegenstände? Bietet ihm eine Alternative, an der er sein natürliches Kaubedürfnis stillen darf! Eure Hände sollen vorzeigbar bleiben? Zieht Euch beim Toben einfach ein paar dicke Handschuhe an! Ihr wollt nicht, dass er in bestimmte Räume geht? Sperrt den Zugang z.B. durch ein Gitter ab.
Auch weiß der Vischel nicht, dass Ruhe und Schlaf für ihn wichtig sind. Und er wird – wie auch jedes Menschenkind – sicher meckern, wenn dann doch mal Schlafenszeit ist. Aber hier heißt es: Durchsetzen! Zeigt Eurem Vizsla, dass Ihr als Rudelführer die für ihn besten Entscheidungen trefft.
Aus meiner Sicht aber am wichtigsten: Sucht den Fehler nicht bei Eurem Hund! Ihr seid es, die sein Verhalten mit konsequenter Erziehung und einer bedürfnisorientierten Sensibilität in die richtige Richtung lenkt. Wartet nicht, bis sich Verzweiflung und möglicherweise Wut bis ins Unermessliche gesteigert haben, sondern nehmt frühzeitig die Hilfe erfahrener Profis in Anspruch.
Dann kann auch Eure Welpenzeit mit dem Vizsla zu einer echten Freudenzeit werden!
Barfen ist aktuell ein großer Trend. Auch unter Vizsla-Besitzern. Da ich so neugierig war, was sich hinter dem Konzept verbirgt, welche Vorteile die Rohfütterung bietet und wie viel Zeit und Geld man tatsächlich investieren muss, habe ich mich mit Barf-Beraterin Dini von „Weil barfen einfach ist“ unterhalten. Das Interview lest Ihr im Folgenden:
Christina:Hallo Dini, vielen Dank, dass Du Dir Zeit für das Interview nimmst. Du bist „Barf-Beraterin“. Erzähl uns doch mal, wie man sowas wird und warum Du Dich dafür entschieden hast.
Dini: Hey Christina, ich freue mich auch! Barf-Berater kann man heutzutage ganz einfach werden. Der Begriff ist leider nicht geschützt, so dass sich jeder theoretisch Barfberater nennen kann. Inzwischen gibt es unzählige Ausbildungsangebote, vom Wochenendkurs bis hin zur mehrmonatigen „Ausbildung“.
Ich persönlich hatte nie den Plan, Barf-Beraterin zu werden. Doch vor vier Jahren war das Zusammenleben mit meiner Hündin eine Katastrophe – nicht, weil sie nicht erzogen war, sondern weil sie sich extrem verändert hatte. Leider hat mich lange niemand ernst genommen und erst nach einer Odyssee aus Tierärzten und Trainern kam ich zu einer Trainerin, die mir den Tipp gab, einmal die Schilddrüse meiner Abby untersuchen zu lassen. Gesagt, getan.
Am gleichen Tag fand ich bei Facebook eine Gruppe, die sich mit der Schilddrüse bei Hunden beschäftigte. Und was ich an jenem Abend las, hat mir die Augen geöffnet: Ich erkannte meine Hündin in jeder Zeile wieder. Noch bevor ich die Ergebnisse des Tierarztes hatte, um zu einer Spezialistin zu gehen, sah ich das Angebot für eine Ausbildung zur Ernährungsberaterin für Hunde.
Da wir schon barften, seit Abby ein Jahr alt war und ich nicht wieder auf zig Fachleute vertrauen wollte, machte ich die Ausbildung kurzerhand und schloss eine weitere mehrmonatige Ausbildung bei Swanie Simon an.
Durch meinen Blog bekam ich durch meine Aufklärungsarbeit bezüglich der Schilddrüse beim Hund so viele Zuschriften, dass ich beschloss, mein Wissen für andere zur Verfügung zu stellen und als Barfberaterin zu arbeiten.
Inzwischen liegt mein Fokus darauf, zu zeigen, dass es keine Wissenschaft ist und man nicht studiert haben muss, um zu barfen. Und dass diese Art der Fütterung bei vielen Krankheiten, wie auch der Schilddrüsenunterfunktion, helfen kann.
Christina: Barfen ist heutzutage buchstäblich in aller Munde. Dabei erlebe ich oft, dass Hundebesitzer schon von Barfen sprechen, wenn sie Nudeln, Reis oder Gemüse unter das Futter mischen. Was ist mit dem Konzept des Barfens aber wirklich gemeint?
Dini: Barfen an sich bedeutet Biologisch artgerechte rohe Fütterung. Sprich: Man füttert seinem Hund rohe tierische Komponenten sowie Obst und Gemüse. Ich persönlich erstelle meine Pläne nach dem Beutetierprinzip. Das bedeutet, wir bauen ein Beutetier nach. Dazu landen Muskelfleisch, Innereien, Knochen und Pansen im Napf – zusammen mit einigen wirklich wichtigen Nahrungsergänzungsmitteln.
Es gibt noch ein zweites System, das mit den NRC-Werten arbeitet. Dazu werden die bekannten Bedarfswerte genutzt und ein Barf-Plan erstellt.
Es gibt viele, die aus diesen Begrifflichkeiten eine Religion machen. Ich sehe das ganze entspannter. Meine Hunde bekommen auch Nudeln und Reis, wenn mal etwas übrigbleibt. Sie vertragen es gut und bevor ich es wegschmeiße, landen die Lebensmittel im Futternapf. Was man allerdings nicht als Barfen bezeichnen sollte, ist Gehacktes und Möhre zusammenzumischen. Das ist auf lange Sicht gesehen weder ausreichend, noch gesund für den Hund!
Welches System des Barfens, NRC-Wert oder Beutetierprinzip, einem nun zusagt, muss jeder für sich entscheiden. Wer barfen möchte, sollte hinter dem Fütterungsprinzip stehen und sich für eine Methode entscheiden, die zu einem passt.
Christina: Welche Vorteile hat es, seinen Hund zu barfen?
Dini: Der wohl größte Vorteil liegt darin, dass man genau weiß, was im Napf landet. Das ist auch für mich DER Grund, weswegen ich meine Hunde barfe. Ich versuche mich und meine Familie so gesund es geht zu ernähren und gleiches gilt für unsere Hunde.
Dadurch, dass ich bestimme, wo ich das Fleisch kaufe, bestimme ich die Qualität und die Herkunft. Das ist bei Fertigfutter nicht gegeben. Was mir möglich ist, baue ich an Gemüse selber an oder freue mich über Mitbringsel meiner Schwiegermama aus dem Garten. Auch kann ich bestimmen, welche Nahrungsergänzungsmittel meine Hunde wirklich brauchen und bin nicht daran gebunden, was mir Futtermittelhersteller vorgeben.
Seitdem ich mich intensiver mit der Deklaration von Hundefutter auseinandergesetzt habe, ist gängiges Hundefutter für mich nicht mehr fütterbar.
Christina: Vizslas sind für zwei „Schwachstellen“ bekannt: Einerseits Hautempfindlichkeiten, andererseits Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien. Wie kann Barfen helfen, solche Probleme in den Griff zu bekommen?
Dini: Bezüglich der Unverträglichkeiten und Allergien hat man mit dem Barfen einfach alles in der Hand. Im Fertigfutter sind immer auch Konservierungsstoffe enthalten. Dosen haben Legierungen, auf die Hunde reagieren können. Deswegen bringt es auch nichts, eine Ausschlussdiät mit Reinfleischdosen zu machen. Beim Barfen kann man genau schauen, was der eigene Hund verträgt, worauf er reagiert und dann den Plan genau danach ausrichten.
Bei Hautempfindlichkeiten sollte man immer genau schauen, was genau das Problem ist und wo die Ursache liegt. Ich bin kein Freund davon, nur Symptome zu bekämpfen, sondern die tatsächliche Ursache zu suchen und zu beheben. Aber auch hier kann es natürlich helfen, durch das Barfen auf diverse Zusatzstoffe zu verzichten.
Christina: Ich glaube, viele Hundebesitzer scheuen zwei Dinge: Den Aufwand und die Kosten. Vielleicht kannst Du hier ein bisschen aufklären. Wie viel kostet ausgewogenes Barfen pro Monat in etwa? Und wie viel Zeit nimmt es in Anspruch?
Dini: Ich habe meine Barf-Beratung nicht umsonst „Weil Barfen einfach ist“ getauft. Das kann es nämlich wirklich sein, wenn man sich von dem Druck diverser Facebook-Gruppen frei macht. Je nachdem wie groß der Hund ist, kann man zum Beispiel schon darauf verzichten, das Futter vorzuportionieren. Theoretisch reicht es, den Bedarf für den Monat auszurechnen und das Futter dementsprechend zu bestellen. Dann friert man einfach Stück für Stück alles auf bzw. schaut, was man kombinieren kann. Knochen sollten zum Beispiel immer mit Muskelfleisch gefüttert werden. Ich habe bei meinen zwei Hunden täglich zwei Dosen mit tierischen Komponenten und eine mit Obst und Gemüse im Kühlschrank. Dann stelle ich den Napf auf die Waage, packe die Menge an Futter hinein, gebe noch ein oder zwei Nahrungsergänzungsmittel hinzu und das war’s auch schon. Es ist also nicht viel komplizierter als eine Dose aufzumachen.
Bei den Kosten kommt es natürlich immer auf den Hund an! Für einen Chihuahua kommt man schon mit 10 Euro im Monat hin. Meine weiße Schäferhündin mit ihren 30 Kilogramm kostet mich zwischen 50 und 70 Euro für die tierischen Komponenten, je nachdem wo ich bestelle. Auch hier gibt es natürlich Onlineshops, die sind günstig und verkaufen nur Müll, es gibt aber auch teure Shops, die mich in der Qualität nicht überzeugt haben. Hier heißt es: Entweder auf Erfahrungen anderer schauen oder sich durchtesten.
Da ich nur so viele Nahrungsergänzungsmittel nutze, wie wirklich notwendig sind, sind die Kosten hier überschaubar. Ein Seealgenmehl, welches ca. 6 Euro kostet, reicht bei meinen zwei Hunden knapp ein Jahr und das Öl, für knapp 9 Euro, ca. 2 Monate.
Beim Obst und Gemüse muss man einfach ein wenig schauen. Wer Geld sparen möchte, kann Samstagabend im Supermarkt einkaufen, da bekommt man Obst und Gemüse fast hinterhergeschmissen. Aber auch selber im Garten anbauen ist vielleicht für den ein oder anderen eine Option. Allgemein rate ich bei Obst und Gemüse darauf, regional und vor allem saisonal zu kaufen, wann immer es geht.
Christina: Ich habe gehört, dass ein falscher Ernährungsplan dazu führen kann, dass der Hund nicht mit allen Nährstoffen versorgt wird. Kann das beim barfen leicht passieren?
Dini: Wenn man nur Fleisch und Gemüse ohne Sinn und Verstand füttert, kann das passieren. Das Gute (oder auch Schlechte): Unsere Hunde können einen Mangel oft sehr lange kompensieren. Was natürlich kein Grund sein sollte, sich nicht mit dem Thema zu befassen. Es gibt ein ganz tolles Buch, das ich jedem empfehlen kann, der sich mit dem Thema beschäftigen möchte: Das Barf Buch von Nadine Wolf. Wenn man mich fragt, das leichtverständlichste Buch, was es auf dem Markt gibt.
Wer unsicher ist oder keine Lust hat, sich in das Thema einzulesen, sollte sich Hilfe von einem Barf-Berater holen. Hierbei solltet Ihr darauf achten, welche Qualifikationen derjenige hat.
Insgesamt kann ich beruhigen: Bei einem gut aufgestellten Barf-Plan passiert so schnell nichts. Auch nicht, wenn man mal einen Monat den Fisch vergisst oder das Öl eher aufgebraucht ist, als man dachte.
Christina:Kann man mit dem Barfen sofort beginnen? Oder braucht es einen sanften Übergang?
Dini: Nein, bitte nicht. Die Verdauung funktioniert beim Fertigfutter anders als beim Barfen. Der ganze Verdauungsprozess ist anders. Daran muss sich der Körper erst einmal gewöhnen. Daher sollte man mit einem Fastentag beginnen und dann erst Muskelfleisch und Obst und Gemüse einführen. Wenn der Hund das einige Tage gut vertragen hat, kann man Innereien hinzugeben und wieder ein paar Tage warten, um zu sehen, ob der Hund das verträgt. Dann kann man den Pansen mit in den Plan integrieren und zu guter Letzt die Knochen.
Je mehr Zeit man sich bei der Umstellung lässt, desto besser ist es für die Verdauung des Hundes.
Christina:Gibt es Hunde, die Barfen nicht vertragen? Und wenn ja, warum?
Dini: Ja, das gibt es durchaus! Meist liegen hier gesundheitliche Gründe vor. Das kann von einer Futtermittelunverträglichkeit bis hin zu schwerwiegenden Krankheiten alles sein. Bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung ist man froh, wenn der Hund überhaupt etwas verträgt. Und dann sollte man von der Ideologie Barfen abweichen und dem Hund das geben, was er verträgt.
Um aber noch einmal auf deine vorherige Frage zurückzukommen: Oft höre ich von Hundebesitzern, dass ihr Hund das Barfen nicht vertragen hätte. Im weiteren Gespräch stellt sich dann heraus, dass die Umstellung aufs Barf von jetzt auf gleich vorgenommen wurde und nicht Stück für Stück. Auch das könnte ein Grund sein, warum der Hund es nicht verträgt.
Über den Daumen gepeilt würde ich aber sagen, dass die Mehrheit der Hunde das Barfen gut verträgt und man oft andere Ursachen für eine vermeintliche Unverträglichkeit findet.
Christina:Die Lagerung von rohem Fleisch und Fisch ist sicher nicht unproblematisch. Hast Du hier ein paar Tipps?
Dini: Tatsächlich machen sich die Menschen darüber ganz viele Gedanken, dabei ist es gar nicht so kompliziert. Die meisten kaufen das Fleisch inzwischen im Internet oder gefroren im Barfshop. Je nachdem, ob man vorportioniert oder nicht, kommt das Fleisch gleich wieder in den Tiefkühlschrank und man taut es nur auf, wenn man es braucht. Da passiert nicht viel.
Wichtig ist, das Futter richtig aufzutauen. Hierbei sollte man darauf achten, dass Sauerstoff an das Fleisch kommt, damit sich keine gefährlichen Keime entwickeln können. Dafür reicht es, die Verpackung einzuschlitzen.
Wen man das Futter vorportioniert, lässt man das Fleisch bis zu dem Grad antauen, in dem man es verarbeiten kann. Man gibt alle Komponenten in eine große Schüssel, mischt durch und verteilt es dann auf kleinere Dosen. Hier ist es am Ende nur wichtig, alles wieder ordentlich sauber zu machen. Normale Küchenhygiene reicht aber vollkommen aus.
Christina:Du erstellst individuelle Barf-Pläne. Welche Kriterien spielen für Dich dabei eine Rolle?
Dini: Das Individuum, das die Besitzer zu Hause haben. Einen Welpen ernährt man ein bisschen anders als einen erwachsenen Hund. Einen kastrierten Rüden braucht weniger Futter, als ein intakter und ein Sporthund hat andere Bedürfnisse als ein Couchpotatoe. Daher frage ich in meinen Anamnesebögen ganz viele Dinge rund um den Hund ab: Wie lange ist er draußen? Wie viele Stunden ist er in geschlossenen Räumen? Ist es ein Hund, der für die Zucht eingesetzt werden soll? Gewicht? Alter? Bei Hunden mit Erkrankungen spielt natürlich die ganze Krankheitsgeschichte mit hinein. Je mehr ich über einen Hund weiß, desto besser kann ich meinen Ernährungsplan anpassen.
Aber nicht nur auf die Hunde kommt es an, wobei die natürlich die wichtigste Rolle spielen. Ich habe inzwischen einige Vegetarier und Veganer unter meinen Kunden, die ihren Hund dennoch artgerecht mit Fleisch ernähren wollen. Das ist super. Aber da schaue ich, dass ich ihnen das Barfen so einfach wie möglich mache. Dann ist gewürfeltes Fleisch besser als solches in großen Würsten oder Platten.
Christina:Stehst Du auch nach der Plan-Erstellung weiterhin mit Rat und Tat zur Seite?
Dini: Natürlich! Je nachdem, welches Paket meine Kunden gebucht haben, stehe ich offiziell zwischen einem und zwölf Monaten zur Verfügung. Bisher habe ich aber auch jede Frage beantwortet, die danach gestellt wurde.
Wenn ich meine Arbeit gut gemacht habe, brauchen mich meine Kunden nach der Betreuungszeit aber gar nicht mehr.
Ihr habt weitere Fragen zum Barfen? Oder würdet Euch gerne einen individuellen Barf-Plan für Euren Vizsla erstellen lassen? Dann meldet Euch gerne bei Dini: info@weilbarfeneinfachist.de
Dominanzverhalten. Ein kleines Wort, das riesige Probleme mit sich bringen kann. Denn Anzeichen von Dominanz zeigen offenkundig, dass der Hund Dich als Rudelführer nicht akzeptiert. Auch ich habe mit meinem Vizsla-Rüden vor kurzem einen kleinen Machtkampf führen und mir die Rudelführung zurückerobern müssen. Was mir dabei geholfen hat und wie positiv sich die Maßnahmen auf unser Zusammenleben ausgewirkt haben, ist Thema meines heutigen Blogbeitrags.
Wieso zeigt der Vizsla gerne Dominanzverhalten?
Der Vizsla ist ein unglaublich intelligenter Jagdhund. Ich habe bereits von vielen Besitzerin gehört, dass ihre Hunde sich regelrecht „lesen können“. Kein Wunder! Vizslas wurden dafür gezüchtet, eng mit ihrem „Jäger“ zusammenzuarbeiten. Das bedeutet, den Hundeführer zwangsläufig intensiv beobachten zu müssen, um sensibel auch auf kleine Befehle zu reagieren. Was einerseits Zeichen der hohen Intelligenz dieser Rasse ist, kann sich schnell auch ins Negative verkehren. Denn der Vizsla bemerkt jeden Anflug von Inkonsequenz – und aus seiner Sicht Schwäche – und nutzt diese gerne aus, um „seinen Willen“ durchzusetzen. Also im Rang aufzusteigen und Dich als Rudelführer gegebenenfalls sogar abzulösen.
Welche Faktoren begünstigen Dominanzverhalten?
Ob und wie stark Dein Vizsla dominantes Verhalten zeigt, hängt einerseits von seinem individuellen Wesen ab. Aber auch das Geschlecht (Rüden neigen häufiger zu Dominanzverhalten und Rangkämpfen) sowie das Alter spielen eine Rolle. In der Pubertät testen Junghunde besonders gerne ihre Grenzen aus und es ist wichtig, hier mit liebevoller Strenge und andauernder Konsequenz dafür zu sorgen, dass dem Vizsla immer wieder klar gemacht wird, wer der Rudelführer ist.
Ich selbst musste bei meinem damals 13 Monate alten Rüden dominantes Verhalten feststellen und habe – in Rücksprache mit einem Trainer – sofort die Reißleine gezogen, um diesem Einhalt zu gebieten. Konsequente Erziehung ist also ebenfalls ein entscheidender Faktor, um Dominanzverhalten einzudämmen.
Wie äußert sich Dominanzverhalten beim Vizsla?
Dominanzverhalten kann sehr individuelle Ausprägungen haben. Bestimmte Verhaltensmuster können aber darauf hindeuten, dass die Rangfolge zwischen Dir und Deinem Vizsla nicht geklärt ist bzw. er Dich nicht als Rudelführer anerkennt.
Wichtig: Sobald Du dominantes Verhalten bemerkst, solltest Du unbedingt Hilfe bei einem erfahrenen Trainer suchen, um körperliche oder andere psychische Ursachen auszuschließen.
Dominanzverhalten äußert sich vielfältig: Ungehorsam, Aufdringlichkeit oder Pöbeln (dazu zählen Anspringen, Bellen, Knurren), Aggressivität oder ein extremer Schutztrieb bei Futter oder Spielzeug können jedoch Anzeichen sein.
Bei uns war es das Knurren, als ich mich eines morgens Bayards Futternapf näherte. Zunächst hielt ich dies für einen Zufall. Als er jedoch auch knurrte, als er am nächsten Tag mit seinem Kauknochen im Körbchen lag und ich daran vorbeilief, war für mich klar: Hier muss sich dringend was ändern!
Diese 6 Maßnahmen helfen sofort, Dominanzverhalten beim Vizsla einzudämmen
Zusammen mit unserem Trainer haben wir einige „Sofortmaßnahmen“ erarbeitet, um Bayards Dominanz schnell in den Griff zu bekommen. Das Ziel: Mein Vizsla sollte merken, dass nicht er den Ton angibt, sondern ich. Und damit er mich als Rudelführer anerkennt, ist es wichtig, Souveränität, Gelassenheit, Ruhe und natürlich auch Macht auszustrahlen – und diese Eigenschaften durch bestimmtes Verhalten meinerseits immer wieder zu demonstrieren.
1) Keine privilegierten Plätze
Die erste Maßnahme klang zunächst denkbar einfach: Bayard sollte all seine privilegierten Plätze verlieren. Also Bye-Bye Couch und auch das gelegentliche Kuscheln am Wochenende im Bett war mit sofortiger Wirkung verboten.
Der Vischel sollte wieder lernen, dass ihm diese besonderen Plätze nicht einfach „gehören“, sondern er sie sich durch gutes bzw. richtiges Verhalten erarbeiten muss. Zudem kam das Verbot für Couch und Sofa einer sofortigen Herabstufung seines Rangs im Rudel gleich.
Tipp: Da ich tagsüber nicht kontrollieren konnte, ob er sich nicht doch wieder aufs Sofa schleicht, habe ich diesen Schlaf- und Liegeplatz für ein paar Tage mit Esszimmerstühlen verbaut.
Als ich abends dann auf dem Sofa saß, gab es zunächst sehr viele Diskussionen: Bayard akzeptierte natürlich nicht sofort, dass er dort nicht mehr liegen durfte und reagierte mit Bellen (auch Dominanz!), Winseln und allgemeiner Unruhe. Gelassen, aber bestimmt schickte ich ihn immer wieder auf seinen Platz. Nach ungefähr 2-3 Tagen hatte er verstanden, dass er nicht mehr „betteln“ braucht und fügte sich in sein Schicksal.
Natürlich kannst Du Deinen Hund irgendwann wieder zurück auf die Couch oder ins Bett holen. Allerdings solltest Du den Befehl dazu geben, ihn also einladen, bei Dir zu liegen. Die Einladung für geht vom Rudelführer aus und nicht von Deinem Hund!
2) Der Hund muss weichen
Methode zwei schließt sich hier direkt an: Wenn Dein Vizsla auf seinem Platz liegt, setze Dich so neben ihn hin, dass er weichen muss. Nur Du als Rudelführer hast das Recht, jeden Platz für Dich zu beanspruchen, wann immer Dir danach ist.
Versuche auch beim Spaziergang oder im Haus nicht auszuweichen, wenn Du auf Deinen Hund zugehst und er im Weg steht. Ausweichen ist aus Sicht eines Hundes ein Zeichen von Schwäche. Gehe also selbstsicher auf Deinen Hund zu, damit er Dir ausweichen muss. Das kann man auch im Alltag immer mal wieder als Übung einstreuen. Wichtig: Deine Ausstrahlung sollte dabei ruhig, gelassen und – so blöd es klingt – hoheitsvoll sein. Ganz so wie man sich einen Rudelführer eben vorstellt.
3) Der Rudelführer isst zuerst
Im Wolfsrudel gebührt dem Alpha-Rüden der erste Biss in die Beute. Erst danach dürfen die anderen fressen. Daher sollte ich, bevor ich Bayard seinen gefüllten Futternapf reiche, immer zuerst in einen Apfel, einen Keks oder ein Stück Brot beißen und dieses essen. Hintergrund: Mit dieser Geste demonstriere ich meine Macht und seine untergeordnete Stellung innerhalb unseres Rudels.
Was bei uns sowieso bereits gelebte Praxis war, aber nicht unwichtig ist: Der Vizsla sollte nur nach Aufforderung fressen. Lass Deinen Hund also auf seinem Platz warten oder zumindest am Futternapf Sitz machen. Er darf erst fressen, wenn du den Napf mit einem bestimmten Befehl freigibst.
Zudem sollte Futter nur zu bestimmten Zeiten und nicht den ganzen Tag über verfügbar sein. Was nach Freigabe des Napfes nach ca. 10 Minuten nicht gefressen wurde, wird kommentarlos entfernt.
4) Der Hund betritt und verlässt als letztes das Haus
Auch diese Maßnahme war bei uns bereits seit dem Welpenalter in der Umsetzung, aber ich habe sie der Vollständigkeit halber in meine Liste aufgenommen:
Der Vizsla sollte immer der Letzte sein, der das Haus bei einem Spaziergang verlässt und bei der Rückkehr wieder betritt. Lasse ihn sich vor der Tür hinsetzen und betrete als erstes das Haus. Ziehe dort in Ruhe Jacke und Schuhe aus und lasse den Hund erst eintreten, wenn Du den Befehl dazu gibst.
Als Rudelführer hast Du das Privileg, alle Orte als erstes zu betreten. Und da der Aufbruch zu einem Spaziergang, wie auch bei den Wölfen, einem Aufbruch zur Jagd gleichkommt, solltest Du hier gleich zu Beginn klarmachen, wer dabei buchstäblich vorangeht.
5) Der Rudelführer entscheidet, wann gespielt und gekuschelt wird
Wie auch beim Fressen oder Betreten des Hauses geht die Aufforderung zum Kuscheln und Spielen einzig und allein von Dir aus. Auch wenn es schwerfällt: Aber Dein Vizsla sollte nicht entscheiden dürfen, wann er gestreichelt wird oder wann ein Spiel beginnt.
Daher sollte ich den dauerhaften Zugang zu seinem Spielzeug einschränken und ihm dieses nur zu von mir ausgewählten Zeiten geben. Auch den Zeitpunkt, an dem das Spiel beendet und das Spielzeug kommentarlos weggeräumt wird, bestimme ich als Rudelführer.
Gleiches gilt für das Kuscheln. Auch mein Vischel kommt gerne zu mir, während ich arbeite, springt dann auf den Schoß, stubst mich an und demonstriert: „Hey, ich will gestreichelt werden.“ Als rangniederes Mitglied steht ihm diese Geste aber nicht zu. Ignoriere solches Verhalten oder schicke Deinen Hund auch mal weg. Das bedeutet nicht, dass Du nicht nach ein paar Minuten zu ihm gehen und mit ihm kuscheln kannst. Der Vizsla sollte aber verstehen, dass die körperliche Zuwendung von Dir, seinem Rudelführer, ein Privileg ist, zu dem er nicht nach eigenem Gutdünken Zugang erhält.
6) Der Hund begrüßt zuerst – der Mensch erst später
Die letzte Maßnahme fiel mir zunächst besonders schwer. Denn natürlich freue ich mich, wenn ich nach Hause komme und Bayard schwanzwedelnd vor mir steht oder sogar seinen berühmten Freudentanz aufführt. Für gewöhnlich habe ich mich dann runtergebeugt oder hingekniet, um ihn ausgiebig zu begrüßen. „Ganz falsch“, korrigierte mich unser Trainer.
Der Rudelführer lässt sich begrüßen, reagiert aber nicht auf das aufgeregte Verhalten der rangniedrigeren Tiere. Ich sollte Bayard also buchstäblich links liegenlassen, wenn ich nach Hause komme und ihm erst Blickkontakt und eine Begrüßung zukommen lassen, wenn er ruhig auf seinem Platz liegt. Nicht nur, dass ich damit meine Dominanz demonstriere. Auch hilft diese Übung, unsere ohnehin leicht erregbaren Vizslas etwas runterzufahren und sie für ein ruhiges Liegenbleiben auf dem Platz zu bestärken – nicht für das völlig unkontrollierte Herumspringen.
Auch sollte die Begrüßung herzlich, aber nicht ausgiebig sein. Ein paar Streichler, ein ruhiges Wort und dann entscheidest Du als Rudelführer, wann das Begrüßungsritual abgeschlossen ist.
Gleiches gilt übrigens auch am Morgen: Auch hier entscheidet nicht der Hund, wann er begrüßt wird. Und ein aufgeregtes Verhalten wird nicht etwa durch Aufmerksamkeit belohnt!
Was haben die Dominanzübungen gebracht?
Nach ein paar Tagen der Umsetzung stellte ich bei Bayard relativ schnell gravierende Verhaltensänderungen fest: Er war ruhiger und definitiv aufmerksamer. Auf unseren Spaziergängen hatte ich das Gefühl, dass er sich viel mehr an mir orientiert und Rücksprache hält und auch der Radius beim Freilauf gemäßigter wurde.
Gleichzeitig führte er Befehle schneller aus und ich musste nicht so häufig korrigieren, da er sich weniger aus dem „Sitz“ oder „Platz“ löste. Und auch das Knurren am Napf, wegen dem wir all diese Maßnahmen ergriffen haben, hörte auf.
Beim Knochen oder besonders schmackhaften Leckerbissen ist es allerdings noch immer so, dass Bayard etwas knurrt, wenn man sich nähert. Hier habe ich nun mit dem Klickertraining begonnen, um gezielt daran zu arbeiten, dass er sich auch trotz Knochen streicheln lässt und die „Beute“ wieder hergibt.
Insgesamt muss ich sagen, dass die Maßnahmen unser Zusammenleben extrem bereichert haben und ich sie definitiv beibehalten oder – sollte es nötig sein – wieder aktivieren werde. Selbstverständlich habe ich einige der Dinge, wie das Liegen auf der Couch, nach einiger Zeit wieder gelockert. Allerdings nicht, weil Bayard es wollte, sondern weil er sich durch gutes Verhalten den Platz neben mir wieder erarbeitet hatte. Und genau so fühlt es sich für uns gut und richtig an!
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