Kastration beim Vizsla-Rüden. Unsere Erfahrungen

In meinem Blogbeitrag über den Hormonchip beim Vizsla habe ich bereits angekündigt, dass ich mich für eine dauerhafte Kastration entschlossen habe. Nachdem diese nun durchgeführt wurde, möchte ich Euch von meinen Erfahrungen berichten.

Gründe für die Kastration

Ob man seinen Vizsla-Rüden kastrieren lässt oder nicht und ob man sich für eine chemische oder chirurgische Kastration entscheidet, sollte individuell abgewogen werden. Welche Gründe für mich wichtig waren und wie sich Bayards Verhalten durch den Hormonchip verändert hat, könnt Ihr in meinem entsprechenden Blogbeitrag im Detail nachlesen.

Hormonchip oder dauerhafte Kastration?

Der Hormonchip, auch chemische Kastration genannt, macht den Rüden für sechs oder zwölf Monate unfruchtbar. Da die Hormonkonzentration im Laufe der Zeit nachlässt, muss der Chip regelmäßig neu gesetzt werden. Es kommt daher immer zu einer Hormonschwankung: Ist der Chip frisch gesetzt, dauert es ein paar Wochen, bis die volle Dosis im Körper eingelagert ist. Nach knapp sechs bzw. zwölf Monaten merkt man dann auch, dass die Konzentration langsam nachlässt. Bayard hat beispielsweise wieder angefangen, zu markieren. Für mich ein deutliches Zeichen, dass der Hormonchip langsam an Wirkung verloren hatte.

Nicht nur, dass ich meinem Hund diese „Achterbahn der Hormone“ nicht regelmäßig zumuten wollte, gibt es hier natürlich auch einen finanziellen Faktor, der eine Rolle spielt: Der Hormonchip kostet – je nach Wirkdauer – jedes Mal zwischen 120 und 200 Euro. Eine Kastration ist mit einmalig etwa 250 bis 400 Euro deutlich günstiger.

Versteht mich nicht falsch: Das Finanzielle war für mich nicht ausschlaggebend. Und doch gehört es für mich dazu, alle Punkte – und somit auch diesen – in meine individuelle Entscheidung mit einzubeziehen.

Viel wichtiger war mir zum Beispiel, dass Bayard nicht gerne zum Tierarzt geht und immer total gestresst ist. Der Hormonchip hätte bedeutet, alle paar Monate dort hinzufahren. Allein das wollte ich ihm ersparen!

Vor der Kastration

Wie auch bei einer menschlichen Operation musste Bayard vor dem Eingriff nüchtern bleiben. Das heißt, er hat abends das letzte Mal gefressen und durfte morgens, etwa zwei Stunden vor dem Termin, das letzte Mal etwas trinken.

Uns wurde dazu geraten, etwa 24 Stunden vor dem Eingriff extreme körperliche Aktivität zu vermeiden, um den Organismus nicht zusätzlich zu stressen. Zwar ist Bayard ein gesunder, junger Rüde, aber ich habe den Rat gerne befolgt, indem ich einfach normale Spaziergänge an der Schleppleine unternommen habe, bei denen er viel Schnuppern aber eben nicht extrem rennen oder toben durfte.

Am Tag der Operation habe ich Bayard morgens zum Tierarzt gebracht. Zunächst erfolgte eine allgemeine Untersuchung und eine Blutabnahme mit großem Blutbild. Letzteres ist offenbar nicht verpflichtend, aber da ich sein Blut noch nie haben untersuchen lassen, wollte ich hier einfach mal schauen, was das Ergebnis sagt.

Nachdem die Ergebnisse unauffällig waren, bekam Bayard dann eine kleine Beruhigungsspritze und dann die Narkose. Wir hatten noch Zeit, in einen ruhigeren, abgedunkelten Nebenraum zu gehen, wo Bayard dann langsam eingeschlafen ist. Ich denke, es hat etwa 15 Minuten gedauert, bis er wirklich geschlafen hat.

Ab diesem Zeitpunkt habe ich ihn dann in die Obhut des Praxispersonals übergeben. Aufgrund der damaligen Corona-Situation durfte ich leider nicht dort warten, sondern konnte nach Hause fahren und wurde angerufen, als Bayard fertig war.

Die Stunden danach

Ich hatte der Tierärztin am Morgen einen weichen Kragen gegeben, den Bayard anstatt des Plastiktrichters tragen sollte. Seit seiner Rutenverletzung kennt er den zwar sehr gut, er ist aber unbequem beim Schlafen und ich wollte ihm nach der Operation einfach den größtmöglichen Komfort bieten.

Vizsla Rüde nach der Kastration
Bayard hat in den Stunden nach der Kastration viel geschlafen. Der weiche Kragen bot dabei mehr Komfort als ein Plastiktrichter.

Für mich war es sehr schwer, Bayard so angeschlagen zu sehen: Er war absolut wackelig auf den Beinen und wirkte sogar ein wenig apathisch. Zusätzlich waren seine Augen komplett verklebt und tränig. Das sei ganz normal versicherte man mir und der Zustand würde sich innerhalb der nächsten Stunden verbessern.

Den Kofferraum meines Autos hatte ich komplett mit seinem Hundebett und weichen Decken ausgestattet. Zuhause angekommen, habe ich ihn dann ins Körbchen geführt, wo er sofort wieder eingeschlafen ist. Der Zustand des „Immer-wieder-wegdösens“ hat etwa 2 Stunden gedauert. Danach ist Bayard das erste Mal aufgestanden und ein paar Schritte gelaufen.

In direkter Nähe zu seinem Körbchen hatte ich Wasser und etwas zu Fressen platziert. Natürlich gab es nach dem Eingriff einen besonderen Leckerbissen für Bayard, von dem ich sicher war, dass er ihn sicher fressen würde. Und so war es auch: Nach etwa drei Stunden nahm Bayard dann seine erste Mahlzeit zu sich und trank etwas. Für mich eine große Beruhigung, dass es ihm wohl wirklich gut zu gehen schien.

Den Tag nach der OP war Aktivität natürlich tabu. Wir waren drei oder vier Mal draußen im Garten, damit er sein Geschäft erledigen konnte. Ansonsten lief an diesem Tag nur eins: Ruhe, Ruhe, Ruhe.

Medikation

In der Tierarztpraxis war Bayard mit Schmerzmitteln versorgt worden. Am Abend sollte er dann eine weitere Dosis Schmerzmittel bekommen. Er bekam Metacam, das ich in Abhängigkeit zu seinem Gewicht in einer Spritze aufziehen und ihm ins Maul geben musste. Natürlich gab es danach immer ein Leckerli, wenn er die gelbich-weiße Paste brav geschluckt hatte.

Dieses Schmerzmittel musste alle 24 Stunden verabreicht werden und das für vier Tage. Dass eine weitere Eingabe nicht nötig wäre, bestätigte die Tierärztin bei einer Nachuntersuchung, bei der Bayard auch nochmal Antibiotika bekam, um einer Entzündung vorzubeugen.

Ich hatte während der gesamten Phase der Heilung nicht einmal das Gefühl, dass Bayard Schmerzen hatte. Im Gegenteil: Am nächsten Morgen, als wir mit der Schleppleine unterwegs waren, sah man ihm fast nicht an, dass er überhaupt operiert worden war. Er sprang munter herum und ich musste ihn bewusst ins „Fuß“ nehmen, damit er die Nähte durch seine schnellen Bewegungen nicht dehnt.

Wundheilung

Bayards Wunde bestand aus zwei kleinen präskrotalen Schnitten, die jeweils mit einer Naht versehen worden waren. Nach der Kastration hatte die Tierärztin die Wunde großflächig mit Silberspray eingesprüht. Dieses wird zur Unterstützung der Wundheilung gegeben und verhindert eine Verschmutzung der Wunde.

OP Wunde nach der Kastration beim Vizsla
Die Wunde einen Tag nach der OP

Natürlich musste ich darauf achten, dass Bayard sich nicht leckt, was durch den Trichter aber erfolgreich verhindert wurde. Bei der Nachkontrolle am vierten Tag nach der OP prüfte die Tierärztin die Naht und bestätigte, dass diese sehr gut aussähe.

Die Fäden, die sie benutzt hatte, waren selbstauflösend und würden etwa am zehnten bis 14. Tag von selbst herausfallen. Falls nicht, könnte man einfach mit einer Pinzette nachhelfen.

Natürlich gehörte ich, als jemand, der kein Blut sehen kann, zu den glücklichen Hundebesitzern, die selbst Hand anlegen und die Fäden ziehen mussten. Wobei „ziehen“ hier nicht richtig ist. Nachdem ich die Wunde und eine kleine Nagelschere großflächig desinfiziert hatte, reichten zwei kleine Schnitte und ein ganz leichtes Ziehen am Faden, bis sich beide komplett lösten.

Da sich an der einen Nahtstelle ein minimaler, roter Rand gebildet hatte, griff ich hier wieder auf mein altbewährtes Wundermittel, Manuka-Honig, zurück, der uns schon bei Bayards Rutenverletzung vor einer Amputation bewahrt hatte.

Den Trichter trug Bayard etwa 10 Tage. Und danach noch einmal an Tag 14, damit er sich den Manuka-Honig nicht weglecken konnte. Die minimale Entzündung war nach einem Tag mit dieser Honigbehandlung übrigens komplett verschwunden.

Zusammenfassung: Kastration beim Vizsla

Ich finde, Bayard hat den gesamten Eingriff unglaublich gut und vor allem schnell weggesteckt. Die ersten Tage nach der OP musste ich ihn nahezu bremsen, damit er nicht zu sehr tobt und läuft. Die Schleppleine war während dieser Zeit unser bester Freund und hat uns sehr gute Dienste erwiesen.

Wenn wir anderen Hunden begegneten, habe ich immer gesagt, dass Bayard frisch operiert ist, so dass die Halter entsprechend reagieren und ihre Hunde frühzeitig ranholen konnten.

Ich denke, dass die Heilung insgesamt so unkompliziert verlaufen ist, hängt mit einigen Faktoren zusammen: Bayard ist jung und gesund, der Eingriff war insgesamt minimal invasiv und ich habe penibel darauf geachtet, dass er sich die Wunde nicht leckt oder sie sonst irgendwie verunreinigt wird.

Nichtsdestoweniger ist und bleibt eine Kastration ein operativer Eingriff und eine Vollnarkose ist für den Körper immer belastend. Ich persönlich bin jedoch froh, mich für die Kastration entschieden zu haben und noch mehr, dass Bayard die OP so gut weggesteckt hat.

Sind Eure Vizslas kastriert? Und käme eine Kastration für Euch überhaupt in Frage?

Wie sinnvoll ist der Hormonchip beim Vizsla-Rüden?

Das Thema Kastration ist unter Hundebesitzern ein emotionales. Und selbst die temporäre Kastration via Hormonchip polarisiert. Ich habe mich dafür entschieden, meinen Vizsla-Rüden chemisch kastrieren zu lassen und die Entscheidung nicht bereut. Welche Fragen ich mir zuvor gestellt habe und welche Gründe letztlich für den Hormonchip gesprochen haben, lest Ihr im folgenden Beitrag.

Das Thema Hormonchip beim Vizsla polarisiert

Wie Ihr wisst, bin ich mit einem eigenen Account auch auf Instagram unterwegs und berichte aus dem Alltag von Bayard und mir. Als ich vor einigen Monaten das Thema Hormonchip bzw. Kastration ins Spiel brachte, erntete ich viele Reaktionen – und einige davon waren nicht gerade positiv: 

Wenn ich Glück hatte, waren es neugierige Fragen nach meinen Beweggründen. Es gab aber auch Nachrichten, in denen ich mich mit der Unterstellung konfrontiert sah, dass ich meinen gesunden Rüden nur deshalb kastrieren ließe, weil ich mit seiner Erziehung nicht zurechtkäme.

Ähnliche und teilweise noch heftigere Reaktionen habe ich bei anderen Instagram-Profilen beobachtet. Es scheint bei einigen Hundebesitzern die Meinung vorzuherrschen, dass eine Kastration – ob bei Rüde oder Hündin – ausschließlich auf ein Versagen des Halters zurückzuführen und nur in medizinischen Notfällen zu akzeptieren sei.

Aber warum? Für mich gab und gibt es durchaus gute Gründe, die bei meinem Vizsla für einen Hormonchip gesprochen haben. Und im Folgenden möchte ich Euch einige davon vorstellen.

Doch schauen wir uns doch zunächst nochmal an, wie ein Hormonchip verabreicht wird und wie er wirkt.

Wie funktioniert der Hormonchip?

Der Hormonchip (auch Kastrationschip genannt) wird, wie ein Mikrochip zur Kennzeichnung des Hundes, mithilfe einer Kanüle im Nacken eingesetzt. Dabei kommt zwar eine etwas dickere Kanüle zum Einsatz, der Eingriff ist aber nur mit geringen Schmerzen verbunden und innerhalb von ein paar Sekunden überstanden. Eine Sedierung oder gar Vollnarkose sind nicht erforderlich! Bayard ließ sich damals übrigens mit ein paar Leckerlies sehr gerne entschädigen 😉

Der Hormonchip enthält den Wirkstoff Deslorelin in zwei möglichen Dosierungen, so dass er entweder für sechs oder zwölf Monate kontinuierlich Wirkstoff an den Körper abgibt. Dieser bewirkt beim Rüden eine vorübergehende Unfruchtbarkeit, so dass man auch von einer „chemischen Kastration“ spricht. Denn anders als bei einem operativen Eingriff – der sog. chirurgischen Kastration – ist die Wirkung des Hormonchips auf eben sechs bzw. zwölf Monate begrenzt. Der Chip muss also regelmäßig erneuert werden, wenn man die Unfruchtbarkeit aufrechterhalten möchte.

Kosten für den Hormonchip beim Vizsla

Die Kosten für den Hormonchip und dessen Injektion variieren je nach Tierarztpraxis. Für den 6-Monats-Chip entstehen für gewöhnlich Kosten zwischen 120 und 150 Euro. Der 12-Monats-Chip kostet zwischen 175 und 200 Euro.

Je nachdem wie früh der Chip verabreicht wird, belaufen sich die Kosten für eine „lebenslange“ chemische Kastration auf etwa 2.500 bis 3.000 Euro. Ein chirurgischer Eingriff ist hier deutlich günstiger, aber wegen der Narkose und der Infektionsgefahr auch mit höheren Risiken verbunden. Wobei sich auch diese – wie mir unsere Tierärztin versicherte – auf ein absolutes Minimum beschränken.

Wieso ich mich für den Hormonchip entschieden habe

Aus meiner Sicht muss jeder Hundehalter selbst entscheiden, wie sinnvoll eine chemische oder chirurgische Kastration beim eigenen Hund sind. Ein ausführliches Beratungsgespräch mit einem Tierarzt halte ich aber in jedem Fall für sinnvoll. Ich habe mich zusätzlich mit unserem Trainer über das Thema unterhalten, da er mir eine Einschätzung geben sollte, welche von Bayards Verhaltensweisen sich tatsächlich auf seine Hormone zurückführen lassen und bei welchen ich – durch konsequentes Training – selbst einwirken kann.

Letztlich waren es für mich die folgenden Gründe, die mich vom Einsetzen eines Hormonchips überzeugt haben:

Hündinnen belästigen

Aus beruflichen Gründen bin ich an manchen Tagen darauf angewiesen, Bayard in einer Hundetagesstätte unterzubringen. Und er liebt es, dort zu sein! Als er geschlechtsreif wurde, zeigte er plötzlich ziemlich großes Interesse an den dortigen Hündinnen: Ständiges Hinterherlaufen, lecken und aufspringen – egal ob die Hundedame nun läufig war oder nicht. Da er sich dabei ziemlich rüpelhaft benahm und auch vor kleinen Rassen nicht zurückschreckte, musste man ihn bei den Freilaufrunden separieren, damit er andere Hunde nicht verletzt. Diese Vorstellung gefiel mir ebenso wenig wie die eines liebestollen Rüden, der durch sein Benehmen sein bis dato tadelloses Sozialverhalten zu vergessen schien. Ich wollte, dass er zusammen mit den anderen Hunden in der Tagespflege toben und spielen kann, ohne dass ich mir um seine Gesundheit oder die der anderen Sorgen machen muss.

Markieren

Zusammen mit der Geschlechtsreife trat dann eine weitere männliche Eigenart zu Tage: das dauerhafte Markieren. Ich konnte mit Bayard keine hundert Meter laufen, ohne dass er sein Bein hob und sein Revier markierte. Auch beim Spielen mit anderen Hunden war er oft mehr damit beschäftigt, seine Markierung über die des anderen zu setzen, dass er am gemeinsamen Spielen kaum mehr Interesse hatte.

Tropfen

Wer glaubt, dass man nur bei Hündinnen regelmäßig hormonbedingten Putz- und Reinigungsaufwand hat, irrt gewaltig. Wie ich selbst lernen durfte (und ich hatte bereits zuvor einen Rüden!), gibt es Kandidaten wie Bayard, die extrem „tropfen“. In der gesamten Wohnung fand ich täglich weiß-gelbliche Tropfen und war ständig damit beschäftigt, diese zu beseitigen oder Hundekissen und -decke zu waschen. Besonders schlimm war es, wenn sich Bayard schüttelte oder mal wieder eines seiner „Freudentänzchen“ aufführte: Tapeten, Schränke und Fensterscheiben sahen aus wie ein Gemälde von Jackson Pollock. Wie genervt ich war, muss ich wohl nicht weiter ausführen!

Unruhe

Der Vizsla ist eine Rasse, die zu Unruhe und ständiger Anspannung neigt. Nun stellt Euch einen ohnehin hibbeligen Rüden vor, der eine läufige Hündin wittert. Bayard war in solchen Situationen völlig außer Rand und Band und vergaß alles: seine gute Erziehung oder auch, dass ich noch am anderen Ende der Leine hing. Dass er dabei mich oder sich selbst verletzten könnte, war für mich ein gewichtiger Grund, der für den Hormonchip sprach. Zudem merkte ich, dass Bayard auf Spaziergängen noch ruheloser und unkonzentrierter wurde und er auf diese dauerhafte Anspannung insgesamt nicht gut reagierte.

Dominanzverhalten

Bayard ist ein sehr dominanter und willensstarker Rüde, mit dessen Dominanzverhalten ich mitunter ordentlich zu kämpfen habe. In einem anderen Blogbeitrag habe ich bereits über die Erziehungsmaßnahmen berichtet, die wir zusammen mit einem Trainer erarbeitet haben, um dieses Benehmen bestmöglich einzudämmen. Zusammen mit Geschlechtsreife und Pubertät wurden einige Verhaltensmuster aber deutlich extremer und ich bin froh, dass der Hormonchip mich zusätzlich unterstützt, sein Dominanzverhalten besser kontrollieren zu können.

Zwei Vizsla-Rüden kämpfen ihren Rang aus

Hormonchip als Erziehungsersatz?

Chip- und Kastrations-Gegner mögen mir nun zurufen wollen, dass es Teil meiner Erziehungspflicht sei, meinen Rüden auch ohne hormonelle Einwirkung regulieren zu können. Dass die schwindende Aufmerksamkeit mir gegenüber etwas sei, dass man durch kontinuierliches Training in den Griff bekommen könnte. Und auch, dass ich mich doch bewusst für einen Rüden entschieden hätte und all diese Verhaltensmuster eben ganz typisch seien. Und ich sage: Ihr habt Recht! Aber warum muss ich es ihm und mir unnötig schwer machen?

Für mich bedeutet der Hormonchip keinesfalls, dass ich mich bei der Erziehung zurücklehnen kann. Im Gegenteil! Wir haben nach wie vor die vielen rassetypischen Baustellen, an denen wir gemeinsam trainieren. Und dennoch erleichtert uns der Chip diese Arbeit. Wohlbemerkt: Uns! Denn für mich überwiegen die positiven Effekte, die ich an Bayard beobachten kann. Er ist gelassener, konzentrierter und mir gegenüber aufmerksamer – auch beim Training. Und er kann sich wieder voll und ganz auf das Spielen mit anderen Hunden konzentrieren und die Zeit in seiner Tagesstätte genießen.

Meine Erfahrungen zum Hormonchip beim Vizsla-Rüden

Für mich steht daher außer Frage, dass sich der Hormonchip bei meinem Vizsla-Rüden voll und ganz gelohnt hat. Die positiven Effekte auf sein Wesen überwiegen, so dass ich mich entschieden habe, ihn in den kommenden Monaten dauerhaft kastrieren zu lassen.

Das Einsetzen eines Chips mit 6-monatiger Wirkdauer war für mich die ideale Möglichkeit, zu testen, welche seiner Verhaltensweisen tatsächlich auf die Hormone zurückzuführen sind. Und welche sich durch Training verbessern lassen. Für mich persönlich sind beide Eingriffe – also chemische und chirurgische Kastration – legitim. Ich halte nichts von Pauschalisierungen, denn jedes Hund-Mensch-Team ist einzigartig. Ebenso wie die Entscheidung, sich für oder gegen einen der beiden Eingriffe auszusprechen.

Fest steht allerdings auch für mich, dass weder chemische noch chirurgische Kastration einen Erziehungsersatz darstellen, sondern sie allenfalls dabei helfen können, das Zusammenleben mit dem Vizsla-Rüden für beide Seiten harmonischer zu gestalten.

Interview: Der Vizsla als Blutspender

Für verletzte oder kranke Hunde kann gespendetes Blut über Leben und Tod entscheiden. Toll, dass es immer mehr Hundehalter gibt, die mit ihren Hunden Blut spenden. Aber eignet sich auch der Vizsla als Blutspender? Janina hat mit mir über ihre Erfahrungen mit dem Blutspenden bei ihrer Vizsla-Hündin Syrinx gesprochen. Denn leider kann nicht jeder Hund zum Lebensretter werden.

Christina: Hallo Janina. Vielen Dank, dass Du Dir Zeit für das Interview zu diesem unglaublich wichtigen Thema nimmst. Bevor wir starten: Stell Euch doch einmal vor.

Janina: Hey Christina. Ich freue mich sehr, denn auch auf für mich ist das Thema „Blutspende beim Hund“ eine Herzensangelegenheit.

Also, mein Name ist Janina, ich bin 30 Jahre alt und lebe mit meiner Viszlahündin Syrinx in der Nähe von Stuttgart, gemeinsam mit meinem Freund und seiner Schäfer-Mix-Hündin Luna. Syrinx ist 3,5 Jahre alt und ich würde sie als einen verschmusten Clown beschreiben. Sie ist sehr anhänglich, will überall mit dabei sein und ist jederzeit für Aktion bereit. Dazu kann sich aber auch sehr dickköpfig und eigensinnig sein – ein echter Vizsla eben.

Janina und Vizsla Syrinx

Christina: Ja, diese Eigenschaften kenne ich auch! Nun aber zum Blutspenden: Wie seid Ihr auf die Möglichkeit aufmerksam geworden, dass der Hund Blut spenden kann?

Janina: Ein befreundeter Hund ist vor zwei Jahren schwer erkrankt (und mittlerweile leider verstorben) und nach den ersten Untersuchungen wurde eine Autoimmunkrankheit vermutet, die durch Blutspenden hätte behandelt werden können. Wir wurden gefragt und ließen uns von der Klinik in ihre Blutspende-Kartei aufnehmen. Die Diagnose bestätigte sich leider nicht und eine Blutspende konnte ihm nicht helfen, aber in der Kartei sind wir geblieben, um anderen Hunden helfen zu können.

Christina: Warum ist es aus Eurer Sicht sinnvoll, Blut zu spenden?

Janina: Wie beim Menschen gibt es viele Fälle, in denen Blutkonserven benötigt werden: Zeckenkrankheiten, große OPs, Unfälle…die Liste ist lang und es kann jeden unserer Hunde treffen. Die Tierkliniken und Tierärzte sind in solchen Fällen auf Spenderblut angewiesen. Mit einer Blutspende kann mein Hund einem anderen Hund also das Überleben und eine gute Genesung sichern. Wenn Syrinx mal etwas passiert, hoffe ich, dass auch ihr ein anderer Hund helfen kann. Wir als Hundehalter können so füreinander da und unsere Hunde echte Lebensretter sein!

Christina: Das hast Du toll gesagt! Gibt es denn nur eine Art, wie ein Hund Blut spenden kann?

Janina: Je nach Klinik oder Praxis gibt es meist zwei Möglichkeiten, wie der Hund Blut spenden kann. Die wohl häufigere Variante ist das spontane Spenden. Dabei ruft der behandelnde Tierarzt im Bedarfsfall an und das Blut wird unmittelbar vor oder sogar während der OP abgenommen und direkt verwendet. Die zweite Variante ist das geplante Spenden. Dabei macht man – vergleichbar wie bei Menschen – einen Termin aus, an dem der Hund spendet. Sein Blut wird dann konserviert und bei Bedarf verwendet. Diese Variante ist eher selten, weil viel Aufwand für die Konservierung betrieben werden muss und viele Kliniken und Tierärzte diese Möglichkeit nicht haben.

Christina: Wie läuft eine Blutspende normalerweise ab?

Janina: Ich kann hier nur vom spontanen Spenden erzählen, weil unsere Klinik dieses Vorgehen anwendet.

  1. Die Klinik hat meine Handynummer und ruft im Bedarfsfall an. Bisher war es immer einen Tag vorher. Dann wird abgefragt, ob man Zeit hat und etwas dagegenspricht, dass Syrinx spenden könnte. Ein „Nein“ wird zu jeder Zeit akzeptiert! Wenn man Zeit hat, wird ein Termin vereinbart, der mit der OP abgestimmt wird. Dabei passt die Klinik für gewöhnlich den OP-Termin den zeitlichen Möglichkeiten des Spenders an.
  2. Zum Termin geht es dann (wenn möglich) nüchtern zur Klinik. Dort wird der Hund abgegeben und eine Blutprobe genommen. Ohne Corona-Pandemie hat der Halter die Möglichkeit, hier noch dabei zu sein. Mit der Blutprobe wird geprüft, ob die Werte in Ordnung sind und der Hund gefahrlos spenden kann.
  3. Passt alles, wird der Spender-Hund leicht sediert (das ist keine Narkose, eher ein „dämmrig machen“) und die Halsvene freirasiert, damit dort das Blut abgenommen werden kann. Über die Halsvene geht es schneller und schonender für den Spenderhund als über die Armvenen.
  4. Nach dem Spenden darf der Hund in Ruhe wieder wach werden und bekommt eine Kochsalz-Infusion, damit der Kreislauf schneller in Schwung kommt und der Blutverlust ausgeglichen wird. 
  5. Während des Wachwerdens wird der Halter informiert, ob alles gut gelaufen ist und wann der Hund wieder abgeholt werden kann.
  6. Bei der Abholung wird dann nochmal geschaut, dass der Hund die Klinik in einem guten Zustand verlässt.
Vizsla nach der Blutspende
Nach der Blutspende bleibt ein kleiner Verband

Christina: Kann jeder Hund Blut spenden? Oder gibt es bestimmte Voraussetzungen?

Janina: Ja, es gibt immer Voraussetzungen für das Blutspenden, die können sich aber von Klinik zu Klinik unterscheiden. In unserer Klinik gibt es folgende Voraussetzungen:

  • Alter zwischen 1,5 und 8 Jahren
  • Körpergewicht von mindestens 20 kg
  • Keine chronischen Erkrankungen
  • Regelmäßiger Impfschutz

Besonders die Vorgabe des Gewichts schwankt je nach Klinik. Je schwerer der Spender, desto mehr Blut kann ihm entnommen werden. Syrinx hat mit ihren 25 kg bisher zum Beispiel immer kleinen Hunden Blut gespendet.

Neben den gesundheitlichen Aspekten sollte jeder Halter auch überlegen, ob es dem eigenen Hund zumutbar ist. Wenn der Hund Probleme mit fremden Menschen oder grundsätzlich mit dem Blutabnehmen hat, kann es sehr viel Stress für ihn bedeuten und die Blutspende sogar unmöglich machen.

Christina: Wie oft kann ein gesunder Hund Blut spenden?

Janina: Grundsätzlich kann ein gesunder Hund 3- bis 4-mal im Jahr Blut spenden. Bei der Blutuntersuchung wird aber immer geprüft, ob genügend rote Blutzellen für eine Spende vorhanden sind.

Christina: Wie viel Blut wird entnommen?

Janina: Die Blutmenge, die entnommen werden kann, hängt vom Gewicht des Spenders ab. Beim Aufklärungsgespräch wurde mir erzählt, dass bis zu einem halben Liter abgenommen werden kann. Beim Vizsla wird es aber aufgrund des Gewichts etwas weniger sein.

Christina: Ich habe gehört, dass es mit dem Vizsla mitunter schwierig sein kann, Blut zu spenden?

Janina: Ganz falsch ist das nicht. Es gibt meines Erachtens zwei wichtige Punkte, die gegen den Vizsla als Spender sprechen können:

Viszlas liegen meist um die Gewichtsgrenze herum, die für das Blutspenden erreicht werden soll. Syrinx ist mit ihren 25 kg (und 63 cm) für eine Hündin sehr groß und viele Vizsla-Rüden erreichen die 20 kg-Grenze ohne Probleme. Aber kleinere und schlankere Rassevertreter können zu leicht für das Blutspenden sein.

Außerdem gehört der Vizsla normalerweise nicht zu den ruhigsten Hunden. Dadurch kann das „Handling“ während der Blutabnahme schwierig sein. Schließlich muss der Vizsla sich vom Klinikpersonal führen, auf den Tisch heben und behandeln lassen (ohne, dass der eigene Mensch dabei ist). Ist der Hund zu aufgedreht, wäre unnötig viel Sedierung nötig, damit gefahrlos Blut entnommen werden kann. Syrinx ist auch nicht gerade ein ruhiger Vertreter ihrer Rasse, aber sie hat Ruhe gelernt und kann sich gut zurücknehmen. Sie hat bisher übrigens noch nie die höchstmögliche Dosis für die Sedierung gebraucht und war immer sehr umgänglich, auch wenn sie nicht 100% stillgestanden hat. Eine Statue muss der Hund zum Blutspenden nicht sein können.  

Christina: Gibt es denn auch Argumente, die für den Vizsla als Blutspender sprechen?

Janina: Vizslas sind ja nicht nur lebhaft und aufgedreht, sondern sehr freundliche und offene Hunde. Dadurch lassen sie sich gut von fremden Personen händeln und erobern dabei schnell die Herzen des Klinikpersonals. Neben dem tollen Charakter ist der Vizsla eine robuste und gesunde Rasse und erfüllt (solange das Gewicht stimmt) sehr oft die Voraussetzungen für das Blutspenden. Zusätzlich hat auch das kurze Fell Vorteile, weil wenig rasiert werden muss und die Venen einfach zu finden sind. 

Christina: Du hast eben schon gesagt, dass Blutspenden Leben retten kann. Gibt es weitere Gründe, aus denen es sich aus Deiner Sicht lohnt, mit seinem Hund Blut zu spenden?

Janina: Ja, klar. Es gibt viele gute Gründe, Blut zu spenden. Da wäre einerseits der gründliche gesundheitliche Check-Up, bevor der Hund in die Spenderkartei aufgenommen wird, die kostenfrei ist. Vor jeder Spende wird nämlich ein „kleines Blutbild“ gemacht. Wie beim Menschen hat die Blutspende also auch beim Hund positive Auswirkungen auf die Gesundheit. Außerdem – aber das ist für uns völlig nachrangig – gibt es eine finanzielle Aufwandsentschädigung für das Spenden. Bei uns sind es 25 € und das Geld kommt Syrinx immer in Form von Leckerlies oder neuen Spielsachen zugute.

Christina: Gibt es etwas, das man nach dem Blutspenden beachten sollte?

Janina: Wie auch beim Menschen sollte hohe körperliche Belastung am Tag der Blutspende vermieden werden. Durch die leichte Sedierung kann es auch nach dem Abholen noch zu Problemen mit der Koordination, z.B. dem Treppenlaufen, kommen. Wir wohnen im dritten Stock und haben Syrinx bisher nach der Blutspende immer hochgetragen. Nach einer Runde Schlaf konnte sie abends aber wieder alleine laufen. Autofahren war für sie bisher übrigens kein Problem danach.

Der Vizsla nach der Sedierung für die Blutspende
Nach dem Blutspenden sollte man dem Vizsla viel Ruhe gönnen.

Christina: Ihr Lieben, ich danke Euch, dass Ihr zu diesem Thema Aufklärungsarbeit geleistet habt und ich hoffe, dass sich ganz viele Leser weitergehend mit dem Thema beschäftigen und mit ihrem Vizsla eine Blutspende in Erwägung ziehen.

Janina: Ja, das hoffe ich auch. Denn wie toll ist es bitte, wenn der eigene Hund zu einem echten Lebensretter wird?

Ihr möchtet noch mehr über das Blutspenden mit dem Vizsla erfahren und habt Fragen an Janina und ihre Syrinx? Ihr könnt die beiden über ihr Instagramprofil @jani_und_syrinx erreichen. Dort findet Ihr auch ein entsprechendes Story-Highlight mit einem Q&A.

Muss man den Vizsla kupieren?

Noch vor einigen Jahren wurde der Vizsla – wie viele andere Jagdhundrassen – standardmäßig kupiert. Mit der zunehmenden nicht-jagdlichen Führung der Rasse und der Haltung des Vizslas als Freizeit- und Familienhund, ist das Kupieren scheinbar hinfällig geworden. Zu Recht? Leider nein! Denn auch ich musste mich mit diesem Thema sehr intensiv auseinandersetzen, da mein Bayard kurz vor einer Amputation seines Schwanzes stand.

Der kupierte Vizsla – ein Bild aus alten Zeiten?

Kurzhaarige Jagdhundrassen wie Vizsla und Weimaraner traf man vor 1998 zu Hauf an. Kurz danach änderte sich das Bild, da seit diesem Jahr das Kupieren der Rute in Deutschland nach § 6 TierSchG verboten ist. Das Gesetzt sieht jedoch zwei Ausnahmen vor. Nämlich dann, wenn das „vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen

1) nach tierärztlicher Indikation geboten ist

oder

2) bei jagdlich zu führenden Hunden für die vorgesehene Nutzung des Tieres unerlässlich ist und tierärztliche Bedenken nicht entgegenstehen.

Kurz: Noch heute können Hunde legal kupiert werden, wenn es medizinisch notwendig ist oder sie als Jagdhund eingesetzt werden. Die verkürzte Rute ist in den meisten Fällen also ein gutes Indiz für eine jagdliche Führung. Da der Vizsla heutzutage aber immer häufiger als reiner Familien- und Freizeithund gehalten wird, trifft man kupierte Tiere höchst selten an.

Auch ich muss zugeben, dass der verkürzte Schwanz auf mich immer ein wenig befremdlich wirkte und mir die Hunde schon allein wegen der Kupiertechniken leidtaten.

Die Kupiertechniken

Jagdhundrassen, die im Standard eine kupierte Rute tragen, werden für gewöhnlich in den ersten Lebenstagen kupiert. Um das Risiko einer Vollnarkose bei so jungen Hunden zu minimieren, wird die Amputation ohne Betäubung vorgenommen. Zwei Methoden haben sich etabliert:

Bei der gängigsten Variante schneidet der Tierarzt die Haut zirkulär ein, zieht sie leicht zurück und kappt die Rute zwischen zwei Wirbeln mit einem Skalpell. Zwar ist die Struktur der Rute eines neugeborenen Welpen noch nicht knöchern, sondern knorpelig, aber der Prozess ist ohne Frage mit erheblichen Schmerzen verbunden. Die kleine Wunde wird von einigen Tierärzten nicht einmal vernäht, da sie ohnehin nach kurzer Zeit heilt.

Alternativ wird die Rute mit einem engen Gummiring abgebunden, um die Blutzufuhr zu unterbrechen. Dadurch stirbt das Gewebe ab und das „tote“ Endstück fällt nach wenigen Tagen ab. Auch hier ist davon auszugehen, dass der Prozess nicht schmerzfrei für den Welpen verläuft.

Doch wieso nehmen Züchter, Jäger und Tierärzte diesen schmerzhaften Akt des Kupierens überhaupt in Kauf?

Gründe für das Kupieren

Erst als ich mich näher mit der Thematik beschäftigte, lernte ich, dass das Kupieren durchaus einem sehr sinnvollen Zweck dient:

Bei der Jagd stöbern jagdlich geführte Hunde im Dickicht und Unterholz nach Wild. Durch Dornen, Äste und Zweige kommt es gerade bei kurzhaarigen Rassen leicht zu Verletzungen der Rute. Denn langhaarige Rassen, wie Deutsch Langhaar, Großer und Kleiner Münsterländer oder auch der Drahthaar-Vizsla verfügen durch ihre „Fahnen“, also die lange herabhängende Behaarung an der Rute, über einen natürlichen Schutz.

Ist die dünne Haut am Ende der Rute erst einmal aufgerissen oder aufgeschlagen, stehen die Heilungschancen schlecht. Dieser Teil des Körpers ist beim Hund schlecht durchblutet, wodurch er hier auch weniger gefühlsempfindlich ist. Die Gefahr besteht also, dass sich der Hund die Rute immer wieder verletzt, Bakterien in die Wunde gelangen und sich eine Entzündung ausbreitet, die bis in die Wirbelsäule wandern und eine Totalamputation zur Folge haben kann. Genau vor diesem Problem stand mein Vizsla-Rüde auch vor einigen Monaten.

Wieso mein Vizsla kupiert werden sollte

Mein Bayard wird nicht jagdlich geführt und verletzte sich seine Rute daher nicht beim Durchstöbern des Unterholzes, sondern bei einer wieder einmal stürmischen Begrüßung, als ich nach Hause kam. Die Rute schlug bei seinem „Freudentanz“ an der Türkante an und platzte ca. 5 cm auf. Der Hund jaulte auf und der gesamte Flur glich binnen Sekunden einem rot gesprenkelten Gemälde von Jackson Pollock.

Meine Versuche, die blutende Wunde zu verbinden, hielten immer nur kurz, so dass ich mich hilfesuchend an unsere Tierärztin wandte. Die reinigte die Wunde, verband den Schwanz fachmännisch, polsterte die Spitze gut aus und verschrieb Bayard Schmerzmittel und Antibiotika, um die Gefahr einer Entzündung zu reduzieren. Zudem bekam er einen Trichter verpasst, damit er sich den Wundverband nicht aufbeißt.

Vizsla mit Trichter nach Verletzung
Mein Vizsla war nie begeistert, wenn er den Trichter tragen musste.

Die folgenden Tage kosteten mich viele Nerven: Nicht nur, dass der Vischel mit dem Trichter überall anstieß, auch mein Auftrag, die Rute spätestens alle 2 Tage neu zu verbinden, erforderte den Einsatz mindestens eines weiteren Helfers, zahlreicher Käsewürfel zur Bestechung sowie einer Menge Paketband. Ja, richtig gelesen. Paketband. Denn an den kurzen Haaren des Vizslas blieb so gut wie nichts anderes kleben.

Aufgeschlagene Schwanzspitze beim Vizsla
Beim Entfernen des Verbands musste Bayard viele Haare lassen.

Ich war also glücklich, als die Wunde nach ein paar Tagen verkrustete und zumindest der Verband weichen durfte. Doch dann passierte es: Nach ein paar Wochen – die Verletzung war gerade abgeheilt – schlug sich Bayard die Spitze der Rute neu auf. Diesmal an einer Kommode. Offenbar war die ohnehin verletzte Haut noch so dünn, dass die Wunde diesmal tiefer und größer war. Trotz des Reinigens und Verbindens bekam Bayard so starke Schmerzen, dass wir den tierärztlichen Notarzt aufsuchen mussten. (Murphys Gesetz: Natürlich passiert sowas immer am Wochenende!)

Die Wunde hatte sich offenbar binnen eines Tages stark entzündet, war angeschwollen und es hatte sich bereits Eiter gebildet. Wir mussten handeln: Die Wunde wurde erneut vom Tierarzt gereinigt und verbunden, diesmal gab es Antibiotika und Schmerzmittel als Spritze sowie weiteres in Tablettenform. Leider heilte die Wunde dieses Mal sehr schlecht, da sich einfach keine Kruste bilden wollte. Unsere Tierärztin war alarmiert und riet zu einer Amputation des Schwanzes auf etwa ein Drittel der Länge. Einerseits um das Fortschreiten der Entzündung, andererseits die Gefahr einer weiteren Verletzung einzudämmen.

Verbundene Schwanzspitze beim Vizsla
Die vom Tierarzt professionell verbundene Schwanzspitze mit dicker Polsterung oben an der Verletzung.

Das Wundermittel für die aufgeschlagene Schwanzspitze

Ich war schockiert. Eine Amputation? Eine Vollnarkose? All das wollte ich Bayard nicht zumuten. Zumal erwachsene Hunde, so erklärte man uns, anders als kupierte Welpen, häufig unter Gleichgewichtsstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten leiden, da sie sich nur zögerlich an das neue Körpergefühl gewöhnen.

In der Hundeschule klagte ich unserem Trainer mein Leid und er, der selbst Jahrzehnte lang Pferde und Jagdhunde gezüchtet hat, gab uns einen guten Rat: Ich sollte im Reformhaus Manuka-Honig kaufen, die Wunde damit immer wieder bestreichen und an der Luft trocknen lassen. Natürlich würde Bayard für diese Prozedur erneut einen Trichter tragen müssen.

Dieser Honig verfügt durch seine besondere Zusammensetzung (Interessierte können das hier genauer nachlesen) über gute antibakterielle Eigenschaften, welche die Wundheilung beschleunigen. Auch in der Humanmedizin findet er Anwendung. Zunächst war ich skeptisch: Nicht nur, dass mich das kleine Glas knapp 50 Euro kostete, auch konnte ich mir kaum vorstellen, dass ein Naturprodukt Bayard vor einer Amputation retten könnte.

Manuka-Honig ist die Lösung

Doch unser erfahrener Trainer sollte Recht behalten. Nach nur 2 Tagen „Honigkur“ war die Wunde trocken und dick verkrustet. Endlich begann die Heilung. Das Ganze ist nun etwa 3 Monate her und man sieht Bayards Rute noch immer die Verletzung an. Dennoch ist er der Amputation damit erfolgreich entgangen.

Und ich habe sogar das Gefühl, dass die Verletzung dafür gesorgt hat, dass er selbst bei der wildesten Begrüßung etwas vorsichtiger mit seinem Schwanz ist und diesen etwas weiter unten hält als gewöhnlich. Auch ich versuche das Risiko zu minimieren, indem ich ihn meistens erst auf seinem Platz begrüße, wo er von weichen Kissen und Decken umgeben ist.

Meine persönliche Meinung zum Kupieren des Vizslas

Verändert haben diese Erfahrungen aber definitiv meine persönliche Einstellung zum Kupieren. Wo es für mich früher unvorstellbar war, Jagdhunde zu kupieren, kenne ich nun viele gute Gründe, die diesen Eingriff rechtfertigen. Das heißt nicht, dass ich dem standardmäßigen Kupieren nicht schon allein wegen der Schmerzen für die Welpen nicht weiterhin kritisch gegenüberstehe. Doch waren die mehrmaligen Verletzungen, die gefährliche Entzündung und der langwierige Heilungsprozess für Bayard so überaus schmerzhaft, dass eine Amputation für ihn hätte sinnvoll sein können. Ich bin jedoch froh, dass wir ihr entgehen konnten und ich durch diese Erfahrung eine Menge über das Kupieren dazulernen durfte.

Sehr geholfen haben mir übrigens die folgenden zwei Artikel, in denen sich ein Jäger, eine Züchterin sowie ein Jagdhundtrainer mit dem Pro und Contra des Kupierens (beim Vizsla) auseinandersetzen:

https://vizsla-siegtalblick.wixsite.com/website/post/kupieren-von-kurzhaarigen-jagdhunden-am-beispiel-des-magyar-vizslas-keine-leichte-entscheidung

https://www.fichtlmeier.de/fileadmin/user_upload/pdfs/Verschiedene/ProundKontra_Kupieren_Maerz2016.pdf

Braucht der Vizsla einen Mantel?

Es wird langsam kalt. Und damit stellt sich die Frage: Braucht der Vizsla einen Mantel? Oder handelt es sich dabei eher um ein modisches Accessoire, auf das man getrost verzichten kann? Tut man dem Vizsla mit einem Mantel einen Gefallen oder muss der Hund einfach nur abgehärtet werden?

„Ein richtiger Hund braucht keinen Mantel“?!

Ich muss zugeben: Bevor ich Vizslas vor etwa einem Jahrzehnt als Rasse kennenlernte, habe ich Hunde mit Mantel immer ein wenig belächelt. Wobei – ich muss korrigieren – nicht die Hunde selbst riefen in mir ein müdes Lächeln hervor, sondern ihre Besitzer. Ich ging davon aus, dass so ein Hundemantel oder Pullover keinem anderen Zweck diene, als einem modischen Schaulaufen. Einer optischen Angleichung von Mensch und Hund. Denn die meisten der Jäckchen, denen ich begegnete, sahen natürlich immer „ganz zufällig“ aus wie das Modell der Hundeführerin oder waren mit einem üppigen Fellkragen, Strasssteinen oder anderen Zierelementen versehen. 

Im Endeffekt taten mir solche Hunde leid. Denn ich nahm an, dass der pink-glitzernde Mantel natürlich niemals schmutzig werden darf und der Hund somit stets artig bei Fuß an der Straße entlanglaufen muss. Mein Fazit: Ein „richtiger“ Hund, der draußen in der Natur toben und sich schmutzig machen darf, braucht keinen Mantel!

Wie ich heute weiß, lag ich mit dieser Schlussfolgerung komplett daneben. Ich habe gelernt, dass ein Mantel, eine Jacke oder Pullover für bestimmte Hunderasse nicht nur ein modisches Accessoire, sondern eine Notwendigkeit ist.

Wieso braucht der Vizsla einen Mantel?

Der Vizsla gehört zu den kurzhaarigen Rassen ohne Unterwolle, zu denen man beispielsweise auch den Weimaraner, den Dobermann oder den Rhodesian Ridgeback zählt. Und gerade die Unterwolle, auch Wollhaar genannt, schützt Hunde vor Kälte. Rassen ohne ein solches Wollhaar frieren also schneller und brauchen bei kühleren Temperaturen oder starker Nässe einen Schutz. Denn auch Hunde können unterkühlen, sich erkälten oder gar eine Lungenentzündung bekommen.

Vizslas haben extrem kurzes Fell und sind an der Bauchseite sogar so spärlich behaart, dass man einigen Stellen die bloße Haut sehen kann. Da darf es eigentlich nicht verwundern, dass Hunde dieser Rasse durch einen Mantel geschützt werden müssen. Oder würdet Ihr bei Eiseskälte „fast nackt“ vor die Tür gehen? Ich wette, auch Ihr kuschelt Euch lieber in Euren warmen Wintermantel.

Als ich Vizslas kennenlernte, habe ich immer wieder erlebt, wie schnell diesen Hunden kalt wird und sie anfangen, zu zittern. Ganz besonders, wenn sie lange irgendwo stehen, sitzen oder liegen müssen und sich wenig bewegen können, wie es beispielsweise bei einem Stadtbummel der Fall ist.

Es hat daher nichts damit zu tun, seinen Vizsla zu verhätscheln, wenn man ihm einen Mantel anzieht. Sondern man schützt ihn vor Krankheit und sorgt gleichzeitig dafür, dass er sich wohlfühlt.

Wann braucht der Vizsla einen Mantel?

Die Frage, wann der Vizsla einen Mantel braucht, lässt sich nicht pauschal beantworten. Denn jeder Hund hat ein individuelles Kälteempfinden. Es ist also wichtig, den eigenen Vizsla zu beobachten und zu schauen, wann er Anzeichen von Kälte zeigt. Dabei hilft es auch, die Körpertemperatur mit der Hand zu checken. Wenn der ganze Hundekörper schon kalt ist, kann man sicher davon ausgehen, dass er friert.

Bei mir ist es mittlerweile so, dass der Vischel bei einstelligen Temperaturen meist standardmäßig einen Mantel trägt. Insbesondere, wenn er an der Leine geführt wird und eben weniger rennen und sich dadurch aufwärmen kann. Wenn wir viel toben oder er mit anderen Hunden spielt, ziehe ich den Mantel phasenweise auch aus. Letzteres vor allem aus Gründen der Verletzungsgefahr, weil andere Hunde mit den Pfoten oder Krallen am Mantel hängenbleiben könnten.

Auch bei extremen Regen kommt ein Mantel zum Einsatz. Dann allerdings ein Modell mit eher wasserabweisenden Eigenschaften, also eine Art Regenmantel. Denn Nässe schätzt mein werter Herr Vischel – wie die meisten Vertreter seiner Rasse – so gar nicht.

Es hat gefroren oder geschneit? Keine Frage! An solchen Tagen muss der Vizsla einen Mantel tragen und freut sich, wie wir Menschen, über eine flauschige Fleece-Innenseite, die besonders wärmt.

Übrigens: Bei Welpen oder alten Hunden gelten wieder andere Regeln. Sie brauchen einen noch intensiveren Schutz vor Kälte und sollten bereits bei kühleren Temperaturen und nicht erst bei Eiseskälte einen Mantel tragen (dürfen).

Welcher Mantel passt zum Vizsla?

Bei der Auswahl des richtigen Modells spielen bei mir hauptsächlich funktionale Aspekte eine Rolle: Wie sind die Wärme-Eigenschaften des Mantels? Wie gut schützt er vor Nässe? Schränkt er die Bewegungsfreiheit ein? Auch schaue ich, ob und wie gut der dünn behaarte Bauch meines Vischels geschützt ist.

Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, dass der Brustkorb des Vizslas offenbar den Standardmaßen entspricht, die Taille aber oft sehr viel dünner ist, als die Hersteller annehmen. Es lohnt sich daher, in Modelle zu investieren, die man individuell an den Taillenumfang des Vizslas anpassen kann.

Bei Klettverschlüssen habe ich persönlich bislang eher schlechte Erfahrungen gemacht, da sich hierin gerne Schmutz und Haare fangen und die Verschlüsse dann gerade bei extremer Bewegung nicht mehr richtig halten. Ich bevorzuge daher Klickverschlüsse oder sogar Modelle, die ohne eine Nachjustierung passen und wie ein Pullover angezogen werden können.

Welche Rolle spielt die Optik?

Ich würde übrigens lügen, wenn ich behauptete, dass ausschließlich funktionale Kriterien meine Kaufentscheidung beeinflussen. Natürlich schaue ich auch darauf, ob der neue Mantel meinem Vizsla steht. Als Jagdhund finde ich es persönlich schön, wenn die Farben eher natürlich und nicht zu grell sind. Im jagdlichen Einsatz oder als Rettungshund muss der Vizsla natürlich Signalfarben tragen. Mir gefallen aber eher klassische Modelle und Schnitte, die ohne viele Zierelemente auskommen.

Und obwohl Optik durchaus eine Rolle spielt, wiegen die funktionalen Aspekte mehr. Ich würde mich niemals für ein vermeintlich schickeres Modell entscheiden, das nicht richtig sitzt oder entscheidende Körperpartien unzureichend schützt.

Mein Fazit zum Mantel beim Vizsla

Ich selbst war Skeptiker, was den Mantel beim Hund betrifft, durfte aber lernen, wie wichtig er für kurzhaarige Rassen wie den Magyar Vizsla ist. Heute begegne ich selbst immer wieder Menschen, die mich und den mit Mantel bekleideten Hund belächeln oder uns einen abschätzigen Kommentar entgegenschmettern – weil ein „richtiger“ Hund eben keinen Mantel braucht.

Ich versuche dann aufzuklären. Oder gehe einfach meines Weges. Glücklich und zufrieden, weil mein geliebter Vizsla nicht frieren muss.