Barfen ist aktuell ein großer Trend. Auch unter Vizsla-Besitzern. Da ich so neugierig war, was sich hinter dem Konzept verbirgt, welche Vorteile die Rohfütterung bietet und wie viel Zeit und Geld man tatsächlich investieren muss, habe ich mich mit Barf-Beraterin Dini von „Weil barfen einfach ist“ unterhalten. Das Interview lest Ihr im Folgenden:
Christina: Hallo Dini, vielen Dank, dass Du Dir Zeit für das Interview nimmst. Du bist „Barf-Beraterin“. Erzähl uns doch mal, wie man sowas wird und warum Du Dich dafür entschieden hast.
Dini: Hey Christina, ich freue mich auch! Barf-Berater kann man heutzutage ganz einfach werden. Der Begriff ist leider nicht geschützt, so dass sich jeder theoretisch Barfberater nennen kann.
Inzwischen gibt es unzählige Ausbildungsangebote, vom Wochenendkurs bis hin zur mehrmonatigen „Ausbildung“.
Ich persönlich hatte nie den Plan, Barf-Beraterin zu werden. Doch vor vier Jahren war das Zusammenleben mit meiner Hündin eine Katastrophe – nicht, weil sie nicht erzogen war, sondern weil sie sich extrem verändert hatte. Leider hat mich lange niemand ernst genommen und erst nach einer Odyssee aus Tierärzten und Trainern kam ich zu einer Trainerin, die mir den Tipp gab, einmal die Schilddrüse meiner Abby untersuchen zu lassen. Gesagt, getan.
Am gleichen Tag fand ich bei Facebook eine Gruppe, die sich mit der Schilddrüse bei Hunden beschäftigte. Und was ich an jenem Abend las, hat mir die Augen geöffnet: Ich erkannte meine Hündin in jeder Zeile wieder. Noch bevor ich die Ergebnisse des Tierarztes hatte, um zu einer Spezialistin zu gehen, sah ich das Angebot für eine Ausbildung zur Ernährungsberaterin für Hunde.
Da wir schon barften, seit Abby ein Jahr alt war und ich nicht wieder auf zig Fachleute vertrauen wollte, machte ich die Ausbildung kurzerhand und schloss eine weitere mehrmonatige Ausbildung bei Swanie Simon an.
Durch meinen Blog bekam ich durch meine Aufklärungsarbeit bezüglich der Schilddrüse beim Hund so viele Zuschriften, dass ich beschloss, mein Wissen für andere zur Verfügung zu stellen und als Barfberaterin zu arbeiten.
Inzwischen liegt mein Fokus darauf, zu zeigen, dass es keine Wissenschaft ist und man nicht studiert haben muss, um zu barfen. Und dass diese Art der Fütterung bei vielen Krankheiten, wie auch der Schilddrüsenunterfunktion, helfen kann.
Christina: Barfen ist heutzutage buchstäblich in aller Munde. Dabei erlebe ich oft, dass Hundebesitzer schon von Barfen sprechen, wenn sie Nudeln, Reis oder Gemüse unter das Futter mischen. Was ist mit dem Konzept des Barfens aber wirklich gemeint?
Dini: Barfen an sich bedeutet Biologisch artgerechte rohe Fütterung. Sprich: Man füttert seinem Hund rohe tierische Komponenten sowie Obst und Gemüse. Ich persönlich erstelle meine Pläne nach dem Beutetierprinzip. Das bedeutet, wir bauen ein Beutetier nach. Dazu landen Muskelfleisch, Innereien, Knochen und Pansen im Napf – zusammen mit einigen wirklich wichtigen Nahrungsergänzungsmitteln.
Es gibt noch ein zweites System, das mit den NRC-Werten arbeitet. Dazu werden die bekannten Bedarfswerte genutzt und ein Barf-Plan erstellt.
Es gibt viele, die aus diesen Begrifflichkeiten eine Religion machen. Ich sehe das ganze entspannter. Meine Hunde bekommen auch Nudeln und Reis, wenn mal etwas übrigbleibt. Sie vertragen es gut und bevor ich es wegschmeiße, landen die Lebensmittel im Futternapf. Was man allerdings nicht als Barfen bezeichnen sollte, ist Gehacktes und Möhre zusammenzumischen. Das ist auf lange Sicht gesehen weder ausreichend, noch gesund für den Hund!
Welches System des Barfens, NRC-Wert oder Beutetierprinzip, einem nun zusagt, muss jeder für sich entscheiden. Wer barfen möchte, sollte hinter dem Fütterungsprinzip stehen und sich für eine Methode entscheiden, die zu einem passt.
Christina: Welche Vorteile hat es, seinen Hund zu barfen?
Dini: Der wohl größte Vorteil liegt darin, dass man genau weiß, was im Napf landet. Das ist auch für mich DER Grund, weswegen ich meine Hunde barfe. Ich versuche mich und meine Familie so gesund es geht zu ernähren und gleiches gilt für unsere Hunde.
Dadurch, dass ich bestimme, wo ich das Fleisch kaufe, bestimme ich die Qualität und die Herkunft. Das ist bei Fertigfutter nicht gegeben. Was mir möglich ist, baue ich an Gemüse selber an oder freue mich über Mitbringsel meiner Schwiegermama aus dem Garten. Auch kann ich bestimmen, welche Nahrungsergänzungsmittel meine Hunde wirklich brauchen und bin nicht daran gebunden, was mir Futtermittelhersteller vorgeben.
Seitdem ich mich intensiver mit der Deklaration von Hundefutter auseinandergesetzt habe, ist gängiges Hundefutter für mich nicht mehr fütterbar.
Christina: Vizslas sind für zwei „Schwachstellen“ bekannt: Einerseits Hautempfindlichkeiten, andererseits Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien. Wie kann Barfen helfen, solche Probleme in den Griff zu bekommen?
Dini: Bezüglich der Unverträglichkeiten und Allergien hat man mit dem Barfen einfach alles in der Hand. Im Fertigfutter sind immer auch Konservierungsstoffe enthalten. Dosen haben Legierungen, auf die Hunde reagieren können. Deswegen bringt es auch nichts, eine Ausschlussdiät mit Reinfleischdosen zu machen. Beim Barfen kann man genau schauen, was der eigene Hund verträgt, worauf er reagiert und dann den Plan genau danach ausrichten.
Bei Hautempfindlichkeiten sollte man immer genau schauen, was genau das Problem ist und wo die Ursache liegt. Ich bin kein Freund davon, nur Symptome zu bekämpfen, sondern die tatsächliche Ursache zu suchen und zu beheben. Aber auch hier kann es natürlich helfen, durch das Barfen auf diverse Zusatzstoffe zu verzichten.
Christina: Ich glaube, viele Hundebesitzer scheuen zwei Dinge: Den Aufwand und die Kosten. Vielleicht kannst Du hier ein bisschen aufklären. Wie viel kostet ausgewogenes Barfen pro Monat in etwa? Und wie viel Zeit nimmt es in Anspruch?
Dini: Ich habe meine Barf-Beratung nicht umsonst „Weil Barfen einfach ist“ getauft. Das kann es nämlich wirklich sein, wenn man sich von dem Druck diverser Facebook-Gruppen frei macht. Je nachdem wie groß der Hund ist, kann man zum Beispiel schon darauf verzichten, das Futter vorzuportionieren. Theoretisch reicht es, den Bedarf für den Monat auszurechnen und das Futter dementsprechend zu bestellen. Dann friert man einfach Stück für Stück alles auf bzw. schaut, was man kombinieren kann. Knochen sollten zum Beispiel immer mit Muskelfleisch gefüttert werden. Ich habe bei meinen zwei Hunden täglich zwei Dosen mit tierischen Komponenten und eine mit Obst und Gemüse im Kühlschrank. Dann stelle ich den Napf auf die Waage, packe die Menge an Futter hinein, gebe noch ein oder zwei Nahrungsergänzungsmittel hinzu und das war’s auch schon. Es ist also nicht viel komplizierter als eine Dose aufzumachen.
Bei den Kosten kommt es natürlich immer auf den Hund an! Für einen Chihuahua kommt man schon mit 10 Euro im Monat hin. Meine weiße Schäferhündin mit ihren 30 Kilogramm kostet mich zwischen 50 und 70 Euro für die tierischen Komponenten, je nachdem wo ich bestelle. Auch hier gibt es natürlich Onlineshops, die sind günstig und verkaufen nur Müll, es gibt aber auch teure Shops, die mich in der Qualität nicht überzeugt haben. Hier heißt es: Entweder auf Erfahrungen anderer schauen oder sich durchtesten.
Da ich nur so viele Nahrungsergänzungsmittel nutze, wie wirklich notwendig sind, sind die Kosten hier überschaubar. Ein Seealgenmehl, welches ca. 6 Euro kostet, reicht bei meinen zwei Hunden knapp ein Jahr und das Öl, für knapp 9 Euro, ca. 2 Monate.
Beim Obst und Gemüse muss man einfach ein wenig schauen. Wer Geld sparen möchte, kann Samstagabend im Supermarkt einkaufen, da bekommt man Obst und Gemüse fast hinterhergeschmissen. Aber auch selber im Garten anbauen ist vielleicht für den ein oder anderen eine Option. Allgemein rate ich bei Obst und Gemüse darauf, regional und vor allem saisonal zu kaufen, wann immer es geht.
Christina: Ich habe gehört, dass ein falscher Ernährungsplan dazu führen kann, dass der Hund nicht mit allen Nährstoffen versorgt wird. Kann das beim barfen leicht passieren?
Dini: Wenn man nur Fleisch und Gemüse ohne Sinn und Verstand füttert, kann das passieren. Das Gute (oder auch Schlechte): Unsere Hunde können einen Mangel oft sehr lange kompensieren. Was natürlich kein Grund sein sollte, sich nicht mit dem Thema zu befassen. Es gibt ein ganz tolles Buch, das ich jedem empfehlen kann, der sich mit dem Thema beschäftigen möchte: Das Barf Buch von Nadine Wolf. Wenn man mich fragt, das leichtverständlichste Buch, was es auf dem Markt gibt.
Wer unsicher ist oder keine Lust hat, sich in das Thema einzulesen, sollte sich Hilfe von einem Barf-Berater holen. Hierbei solltet Ihr darauf achten, welche Qualifikationen derjenige hat.
Insgesamt kann ich beruhigen: Bei einem gut aufgestellten Barf-Plan passiert so schnell nichts. Auch nicht, wenn man mal einen Monat den Fisch vergisst oder das Öl eher aufgebraucht ist, als man dachte.
Christina: Kann man mit dem Barfen sofort beginnen? Oder braucht es einen sanften Übergang?
Dini: Nein, bitte nicht. Die Verdauung funktioniert beim Fertigfutter anders als beim Barfen. Der ganze Verdauungsprozess ist anders. Daran muss sich der Körper erst einmal gewöhnen. Daher sollte man mit einem Fastentag beginnen und dann erst Muskelfleisch und Obst und Gemüse einführen. Wenn der Hund das einige Tage gut vertragen hat, kann man Innereien hinzugeben und wieder ein paar Tage warten, um zu sehen, ob der Hund das verträgt. Dann kann man den Pansen mit in den Plan integrieren und zu guter Letzt die Knochen.
Je mehr Zeit man sich bei der Umstellung lässt, desto besser ist es für die Verdauung des Hundes.
Christina: Gibt es Hunde, die Barfen nicht vertragen? Und wenn ja, warum?
Dini: Ja, das gibt es durchaus! Meist liegen hier gesundheitliche Gründe vor. Das kann von einer Futtermittelunverträglichkeit bis hin zu schwerwiegenden Krankheiten alles sein. Bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung ist man froh, wenn der Hund überhaupt etwas verträgt. Und dann sollte man von der Ideologie Barfen abweichen und dem Hund das geben, was er verträgt.
Um aber noch einmal auf deine vorherige Frage zurückzukommen: Oft höre ich von Hundebesitzern, dass ihr Hund das Barfen nicht vertragen hätte. Im weiteren Gespräch stellt sich dann heraus, dass die Umstellung aufs Barf von jetzt auf gleich vorgenommen wurde und nicht Stück für Stück. Auch das könnte ein Grund sein, warum der Hund es nicht verträgt.
Über den Daumen gepeilt würde ich aber sagen, dass die Mehrheit der Hunde das Barfen gut verträgt und man oft andere Ursachen für eine vermeintliche Unverträglichkeit findet.
Christina: Die Lagerung von rohem Fleisch und Fisch ist sicher nicht unproblematisch. Hast Du hier ein paar Tipps?
Dini: Tatsächlich machen sich die Menschen darüber ganz viele Gedanken, dabei ist es gar nicht so kompliziert. Die meisten kaufen das Fleisch inzwischen im Internet oder gefroren im Barfshop. Je nachdem, ob man vorportioniert oder nicht, kommt das Fleisch gleich wieder in den Tiefkühlschrank und man taut es nur auf, wenn man es braucht. Da passiert nicht viel.
Wichtig ist, das Futter richtig aufzutauen. Hierbei sollte man darauf achten, dass Sauerstoff an das Fleisch kommt, damit sich keine gefährlichen Keime entwickeln können. Dafür reicht es, die Verpackung einzuschlitzen.
Wen man das Futter vorportioniert, lässt man das Fleisch bis zu dem Grad antauen, in dem man es verarbeiten kann. Man gibt alle Komponenten in eine große Schüssel, mischt durch und verteilt es dann auf kleinere Dosen. Hier ist es am Ende nur wichtig, alles wieder ordentlich sauber zu machen. Normale Küchenhygiene reicht aber vollkommen aus.
Christina: Du erstellst individuelle Barf-Pläne. Welche Kriterien spielen für Dich dabei eine Rolle?
Dini: Das Individuum, das die Besitzer zu Hause haben. Einen Welpen ernährt man ein bisschen anders als einen erwachsenen Hund. Einen kastrierten Rüden braucht weniger Futter, als ein intakter und ein Sporthund hat andere Bedürfnisse als ein Couchpotatoe. Daher frage ich in meinen Anamnesebögen ganz viele Dinge rund um den Hund ab: Wie lange ist er draußen? Wie viele Stunden ist er in geschlossenen Räumen? Ist es ein Hund, der für die Zucht eingesetzt werden soll? Gewicht? Alter? Bei Hunden mit Erkrankungen spielt natürlich die ganze Krankheitsgeschichte mit hinein. Je mehr ich über einen Hund weiß, desto besser kann ich meinen Ernährungsplan anpassen.
Aber nicht nur auf die Hunde kommt es an, wobei die natürlich die wichtigste Rolle spielen. Ich habe inzwischen einige Vegetarier und Veganer unter meinen Kunden, die ihren Hund dennoch artgerecht mit Fleisch ernähren wollen. Das ist super. Aber da schaue ich, dass ich ihnen das Barfen so einfach wie möglich mache. Dann ist gewürfeltes Fleisch besser als solches in großen Würsten oder Platten.
Christina: Stehst Du auch nach der Plan-Erstellung weiterhin mit Rat und Tat zur Seite?
Dini: Natürlich! Je nachdem, welches Paket meine Kunden gebucht haben, stehe ich offiziell zwischen einem und zwölf Monaten zur Verfügung. Bisher habe ich aber auch jede Frage beantwortet, die danach gestellt wurde.
Wenn ich meine Arbeit gut gemacht habe, brauchen mich meine Kunden nach der Betreuungszeit aber gar nicht mehr.
Ihr habt weitere Fragen zum Barfen? Oder würdet Euch gerne einen individuellen Barf-Plan für Euren Vizsla erstellen lassen? Dann meldet Euch gerne bei Dini: info@weilbarfeneinfachist.de
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