Wunschzettel: Das wünscht sich Dein Hund wirklich zu Weihnachten

In diesem Jahr bin ich Teil des Dogblogger Adventskalenders und habe mir daher die Frage gestellt, was sich unsere Vierbeiner wohl zu Weihnachten wünschen. Sind es wirklich die neue Leine, die ausgefallenen Leckerlis oder das das x-te Kauspielzeug? Ich glaube, wenn unsere Hunde einen Wunschzettel schreiben könnten, würden wir darauf ganz andere Dinge lesen können. Vielleicht sowas wie das:

 

Lieber Weihnachtsmann,

in diesem Jahr bin ich ein wirklich guter Hund gewesen – naja, zumindest habe ich mir die größte Mühe gegeben. Wo es eben ging, habe ich schwanzwedelnd gute Laune verbreitet. Auch wenn meine Menschen morgens missmutig aus dem Bett aufgestanden sind. Ich habe Hundeküsschen verteilt, wenn Mama und Papa mal wieder gestresst von der Arbeit kamen und habe mit ihnen gekuschelt, wenn sie traurig waren. Ich habe ihnen jeden Tag gezeigt, wie lieb ich sie habe, indem ich immer einen Freudentanz veranstalte, wenn sie zur Tür reinkommen. Dass ich beim Training nicht immer alles perfekt gemacht habe, weiß ich. Aber auch ich habe mal einen schlechten Tag. Und immerhin bleibt es für die Menschen spannend, wenn nicht alles glatt läuft. Oder was meinst Du, lieber Weihnachtsmann?

So ein „weltbester Hund“ wie ich hat doch sicher ein paar Wünsche frei. Sie sind auch ganz klein. Und lassen sich eigentlich ganz einfach umsetzen. Vielleicht schaffst Du es ja, dass meine Menschen mir ein paar davon erfüllen.

 

Zeit zum Schnüffeln

Ich wünsche mir Spazierrunden, bei denen mir meine Menschen mal so richtig viel Zeit zum Schnüffeln lassen. Die können sich gar nicht vorstellen, wie interessant ein einzelner Grashalm duften kann und welche aufregenden Geschichten er mir erzählt. Ich verstehe ohnehin nicht, wieso Herrchen und Frauchen immer so eilig durch Wald und Feld stapfen. Haben die Angst, irgendwas zu verpassen? Mein Vorschlag: Während ich ganz in Ruhe schnüffeln darf, können die doch einfach einen kurzen Moment der Stille genießen, innehalten und zur Ruhe kommen. Win-Win-Situation, würde ich mal sagen!

Volle Aufmerksamkeit für mich

Seid beim Gassigehen mal nur für mich da! Lasst dieses blöde, klingelnde Teil, das ihr ständig in der Hand habt, einfach mal zu Hause und konzentriert Euch ausschließlich auf Euren hauseigenen Feelgood-Manager. Und damit meine ich natürlich mich als weltbesten Hund! Lasst uns wenigstens ein paar Spaziergänge in der Woche bewusst erleben und gemeinsam Spaß haben, miteinander spielen und die Welt entdecken – und das ganz ohne Ablenkung.

Gönnt mir meine Ruhe

Ich weiß, ich weiß. Ohne mich läuft nichts. Und gute Laune schon mal gar nicht. Verständlich, dass ihr gar nicht genug von mir bekommen könnt. Aber auch ich habe ein Recht auf einen Rückzugsort und auf meine Ruhe. Wenn ich in meinem Körbchen liege und schlafe, dann seid einfach mal ganz stark und weckt mich nicht für die nächste Knuddeleinheit auf. Das könnt Ihr übrigens auch Eurem Besuch sagen! Ja, ich bin unwiderstehlich, kuschelig weich und eine echte Spaßkanone – aber ich brauche eben meinen Schönheitsschlaf. Danach bin ich dann gerne wieder nur für Euch da. Versprochen, liebe Menschen.

Im Dreck wälzen ohne Reue

Ein Herzenswunsch von mir wäre außerdem, mich mal so richtig genüsslich im Schlamm oder Aas wälzen zu dürfen. Diesem verführerischen Duft kann ich nämlich nicht widerstehen und möchte ihn am liebsten mit nach Hause nehmen. Aber nein. „Aus!“, „Pfui!“ und „Du stinkst!“ bekomme ich dann zu hören. Im schlimmsten Fall werde ich noch abgestraft und direkt unter die Dusche gezerrt. Frechheit. Meckere ich über Euer Parfüm? Für meine sensible Nase auch eine Zumutung. Lasst mir doch wenigstens manchmal den Spaß oder verbindet das Reinigungsprogramm mit ein bisschen Schwimmen im See. Für mich wäre das wenigstens eine kleine Entschädigung dafür, nicht mehr so wunderbar riechen zu dürfen.

Spiel mit mir

Was gäbe ich darum, wenn meine Menschen mal so richtig mit mir spielen würden. Und damit meine ich nicht „Hol den Ball“, sondern echtes Spielen wie ein Hund: Es wäre herrlich, wenn sie wenigstens manchmal mit mir rennen oder balgen würden oder wir gemeinsam an einem Stock zerren – einfach ein Spielen auf Augenhöhe. Wenn ich dann zu wild und übermütig werde, können sie ja Bescheid sagen und ich werde mich fügen. Aber bis dahin hätten wir sicher eine tolle Zeit. Und meine Menschen würden auch etwas für ihre Fitness tun.   

Bedingungslose Liebe

Den wichtigsten Wunsch habe ich mir aber für den Schluss aufgehoben: Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass meine Menschen mich so lieben wie ich bin. Auch an Tagen, an denen ich mal nicht so toll höre. Dass sie mich nicht zurücklassen, wenn sie wegziehen oder keine Lust mehr auf mich haben. Dass sie mir genauso viel Liebe schenken, wie ich ihnen – egal, ob ich ein kleiner süßer Welpe bin oder schon älter und krank.

Weißt Du, lieber Weihnachtsmann, das Letzte wünsche ich mir nicht nur für mich selbst. Sondern für jeden Hund auf dieser Welt!

Bitte sei so lieb und erfülle mir wenigstens das! Dann würde es nämlich ganz vielen meiner Hunde-Kumpels besser gehen.

Vizsla mit Weihnachtsmütze

Muss man den Vizsla kupieren?

Noch vor einigen Jahren wurde der Vizsla – wie viele andere Jagdhundrassen – standardmäßig kupiert. Mit der zunehmenden nicht-jagdlichen Führung der Rasse und der Haltung des Vizslas als Freizeit- und Familienhund, ist das Kupieren scheinbar hinfällig geworden. Zu Recht? Leider nein! Denn auch ich musste mich mit diesem Thema sehr intensiv auseinandersetzen, da mein Bayard kurz vor einer Amputation seines Schwanzes stand.

Der kupierte Vizsla – ein Bild aus alten Zeiten?

Kurzhaarige Jagdhundrassen wie Vizsla und Weimaraner traf man vor 1998 zu Hauf an. Kurz danach änderte sich das Bild, da seit diesem Jahr das Kupieren der Rute in Deutschland nach § 6 TierSchG verboten ist. Das Gesetzt sieht jedoch zwei Ausnahmen vor. Nämlich dann, wenn das „vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen

1) nach tierärztlicher Indikation geboten ist

oder

2) bei jagdlich zu führenden Hunden für die vorgesehene Nutzung des Tieres unerlässlich ist und tierärztliche Bedenken nicht entgegenstehen.

Kurz: Noch heute können Hunde legal kupiert werden, wenn es medizinisch notwendig ist oder sie als Jagdhund eingesetzt werden. Die verkürzte Rute ist in den meisten Fällen also ein gutes Indiz für eine jagdliche Führung. Da der Vizsla heutzutage aber immer häufiger als reiner Familien- und Freizeithund gehalten wird, trifft man kupierte Tiere höchst selten an.

Auch ich muss zugeben, dass der verkürzte Schwanz auf mich immer ein wenig befremdlich wirkte und mir die Hunde schon allein wegen der Kupiertechniken leidtaten.

Die Kupiertechniken

Jagdhundrassen, die im Standard eine kupierte Rute tragen, werden für gewöhnlich in den ersten Lebenstagen kupiert. Um das Risiko einer Vollnarkose bei so jungen Hunden zu minimieren, wird die Amputation ohne Betäubung vorgenommen. Zwei Methoden haben sich etabliert:

Bei der gängigsten Variante schneidet der Tierarzt die Haut zirkulär ein, zieht sie leicht zurück und kappt die Rute zwischen zwei Wirbeln mit einem Skalpell. Zwar ist die Struktur der Rute eines neugeborenen Welpen noch nicht knöchern, sondern knorpelig, aber der Prozess ist ohne Frage mit erheblichen Schmerzen verbunden. Die kleine Wunde wird von einigen Tierärzten nicht einmal vernäht, da sie ohnehin nach kurzer Zeit heilt.

Alternativ wird die Rute mit einem engen Gummiring abgebunden, um die Blutzufuhr zu unterbrechen. Dadurch stirbt das Gewebe ab und das „tote“ Endstück fällt nach wenigen Tagen ab. Auch hier ist davon auszugehen, dass der Prozess nicht schmerzfrei für den Welpen verläuft.

Doch wieso nehmen Züchter, Jäger und Tierärzte diesen schmerzhaften Akt des Kupierens überhaupt in Kauf?

Gründe für das Kupieren

Erst als ich mich näher mit der Thematik beschäftigte, lernte ich, dass das Kupieren durchaus einem sehr sinnvollen Zweck dient:

Bei der Jagd stöbern jagdlich geführte Hunde im Dickicht und Unterholz nach Wild. Durch Dornen, Äste und Zweige kommt es gerade bei kurzhaarigen Rassen leicht zu Verletzungen der Rute. Denn langhaarige Rassen, wie Deutsch Langhaar, Großer und Kleiner Münsterländer oder auch der Drahthaar-Vizsla verfügen durch ihre „Fahnen“, also die lange herabhängende Behaarung an der Rute, über einen natürlichen Schutz.

Ist die dünne Haut am Ende der Rute erst einmal aufgerissen oder aufgeschlagen, stehen die Heilungschancen schlecht. Dieser Teil des Körpers ist beim Hund schlecht durchblutet, wodurch er hier auch weniger gefühlsempfindlich ist. Die Gefahr besteht also, dass sich der Hund die Rute immer wieder verletzt, Bakterien in die Wunde gelangen und sich eine Entzündung ausbreitet, die bis in die Wirbelsäule wandern und eine Totalamputation zur Folge haben kann. Genau vor diesem Problem stand mein Vizsla-Rüde auch vor einigen Monaten.

Wieso mein Vizsla kupiert werden sollte

Mein Bayard wird nicht jagdlich geführt und verletzte sich seine Rute daher nicht beim Durchstöbern des Unterholzes, sondern bei einer wieder einmal stürmischen Begrüßung, als ich nach Hause kam. Die Rute schlug bei seinem „Freudentanz“ an der Türkante an und platzte ca. 5 cm auf. Der Hund jaulte auf und der gesamte Flur glich binnen Sekunden einem rot gesprenkelten Gemälde von Jackson Pollock.

Meine Versuche, die blutende Wunde zu verbinden, hielten immer nur kurz, so dass ich mich hilfesuchend an unsere Tierärztin wandte. Die reinigte die Wunde, verband den Schwanz fachmännisch, polsterte die Spitze gut aus und verschrieb Bayard Schmerzmittel und Antibiotika, um die Gefahr einer Entzündung zu reduzieren. Zudem bekam er einen Trichter verpasst, damit er sich den Wundverband nicht aufbeißt.

Vizsla mit Trichter nach Verletzung
Mein Vizsla war nie begeistert, wenn er den Trichter tragen musste.

Die folgenden Tage kosteten mich viele Nerven: Nicht nur, dass der Vischel mit dem Trichter überall anstieß, auch mein Auftrag, die Rute spätestens alle 2 Tage neu zu verbinden, erforderte den Einsatz mindestens eines weiteren Helfers, zahlreicher Käsewürfel zur Bestechung sowie einer Menge Paketband. Ja, richtig gelesen. Paketband. Denn an den kurzen Haaren des Vizslas blieb so gut wie nichts anderes kleben.

Aufgeschlagene Schwanzspitze beim Vizsla
Beim Entfernen des Verbands musste Bayard viele Haare lassen.

Ich war also glücklich, als die Wunde nach ein paar Tagen verkrustete und zumindest der Verband weichen durfte. Doch dann passierte es: Nach ein paar Wochen – die Verletzung war gerade abgeheilt – schlug sich Bayard die Spitze der Rute neu auf. Diesmal an einer Kommode. Offenbar war die ohnehin verletzte Haut noch so dünn, dass die Wunde diesmal tiefer und größer war. Trotz des Reinigens und Verbindens bekam Bayard so starke Schmerzen, dass wir den tierärztlichen Notarzt aufsuchen mussten. (Murphys Gesetz: Natürlich passiert sowas immer am Wochenende!)

Die Wunde hatte sich offenbar binnen eines Tages stark entzündet, war angeschwollen und es hatte sich bereits Eiter gebildet. Wir mussten handeln: Die Wunde wurde erneut vom Tierarzt gereinigt und verbunden, diesmal gab es Antibiotika und Schmerzmittel als Spritze sowie weiteres in Tablettenform. Leider heilte die Wunde dieses Mal sehr schlecht, da sich einfach keine Kruste bilden wollte. Unsere Tierärztin war alarmiert und riet zu einer Amputation des Schwanzes auf etwa ein Drittel der Länge. Einerseits um das Fortschreiten der Entzündung, andererseits die Gefahr einer weiteren Verletzung einzudämmen.

Verbundene Schwanzspitze beim Vizsla
Die vom Tierarzt professionell verbundene Schwanzspitze mit dicker Polsterung oben an der Verletzung.

Das Wundermittel für die aufgeschlagene Schwanzspitze

Ich war schockiert. Eine Amputation? Eine Vollnarkose? All das wollte ich Bayard nicht zumuten. Zumal erwachsene Hunde, so erklärte man uns, anders als kupierte Welpen, häufig unter Gleichgewichtsstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten leiden, da sie sich nur zögerlich an das neue Körpergefühl gewöhnen.

In der Hundeschule klagte ich unserem Trainer mein Leid und er, der selbst Jahrzehnte lang Pferde und Jagdhunde gezüchtet hat, gab uns einen guten Rat: Ich sollte im Reformhaus Manuka-Honig kaufen, die Wunde damit immer wieder bestreichen und an der Luft trocknen lassen. Natürlich würde Bayard für diese Prozedur erneut einen Trichter tragen müssen.

Dieser Honig verfügt durch seine besondere Zusammensetzung (Interessierte können das hier genauer nachlesen) über gute antibakterielle Eigenschaften, welche die Wundheilung beschleunigen. Auch in der Humanmedizin findet er Anwendung. Zunächst war ich skeptisch: Nicht nur, dass mich das kleine Glas knapp 50 Euro kostete, auch konnte ich mir kaum vorstellen, dass ein Naturprodukt Bayard vor einer Amputation retten könnte.

Manuka-Honig ist die Lösung

Doch unser erfahrener Trainer sollte Recht behalten. Nach nur 2 Tagen „Honigkur“ war die Wunde trocken und dick verkrustet. Endlich begann die Heilung. Das Ganze ist nun etwa 3 Monate her und man sieht Bayards Rute noch immer die Verletzung an. Dennoch ist er der Amputation damit erfolgreich entgangen.

Und ich habe sogar das Gefühl, dass die Verletzung dafür gesorgt hat, dass er selbst bei der wildesten Begrüßung etwas vorsichtiger mit seinem Schwanz ist und diesen etwas weiter unten hält als gewöhnlich. Auch ich versuche das Risiko zu minimieren, indem ich ihn meistens erst auf seinem Platz begrüße, wo er von weichen Kissen und Decken umgeben ist.

Meine persönliche Meinung zum Kupieren des Vizslas

Verändert haben diese Erfahrungen aber definitiv meine persönliche Einstellung zum Kupieren. Wo es für mich früher unvorstellbar war, Jagdhunde zu kupieren, kenne ich nun viele gute Gründe, die diesen Eingriff rechtfertigen. Das heißt nicht, dass ich dem standardmäßigen Kupieren nicht schon allein wegen der Schmerzen für die Welpen nicht weiterhin kritisch gegenüberstehe. Doch waren die mehrmaligen Verletzungen, die gefährliche Entzündung und der langwierige Heilungsprozess für Bayard so überaus schmerzhaft, dass eine Amputation für ihn hätte sinnvoll sein können. Ich bin jedoch froh, dass wir ihr entgehen konnten und ich durch diese Erfahrung eine Menge über das Kupieren dazulernen durfte.

Sehr geholfen haben mir übrigens die folgenden zwei Artikel, in denen sich ein Jäger, eine Züchterin sowie ein Jagdhundtrainer mit dem Pro und Contra des Kupierens (beim Vizsla) auseinandersetzen:

https://vizsla-siegtalblick.wixsite.com/website/post/kupieren-von-kurzhaarigen-jagdhunden-am-beispiel-des-magyar-vizslas-keine-leichte-entscheidung

https://www.fichtlmeier.de/fileadmin/user_upload/pdfs/Verschiedene/ProundKontra_Kupieren_Maerz2016.pdf

Wie sensibel ist der Vizsla?

Der Vizsla wird häufig als besonders „sensibel“ beschrieben. In einem Atemzug werden ihm dann auch Eigenschaften wie „Leichtführigkeit“ und „leichte Erziehbarkeit“ zugesprochen, die auf besagte Sensibilität zurückzuführen seien. Aus meiner Sicht sind „Sensibilität“ und „Leichtführigkeit“ beim Vizsla zwei völlig entgegengesetzte Merkmale, die man keinesfalls miteinander gleichsetzen sollte. Und ich erkläre Euch im heutigen Beitrag auch wieso.

Der Vizsla ist sensibel, aber…

Ich kann die Aussage, dass der Vizsla unglaublich sensibel ist, nur unterschreiben. Dass er deshalb leicht zu erziehen oder gar ein Anfängerhund sei, dagegen nicht! Dieses Missverständnis beruht meiner Meinung nach darauf, was wir gemeinhin mit einem „sensiblen Hund“ verbinden. Viele assoziieren mit dieser Eigenschaft eine gewisse Schwäche oder den vermeintlichen Wunsch des Hundes, sich von selbst unterzuordnen und auf die kleinste Strenge ängstlich und schreckhaft zu reagieren.

Dieses Bild wird nicht zuletzt auch durch Fachtexte geprägt, in denen zu lesen ist, dass der Vizsla „keine harte Hand“ vertrage. Schnell vermuten dann gerade Rasse-Neulinge, dass sich so ein Vizsla „ganz von allein“ erzieht, da er ja eben keine „harten“ Korrekturen mag oder gar braucht. Doch damit beginnen oft die Probleme.

Denn der Vizsla braucht in der Tat eine sehr konsequente Erziehung, die viel Geduld und Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen der Rasse erfordert. Härte ist hierbei zwar tatsächlich nicht der richtige Weg. Aber dem Vizsla alles durchgehen zu lassen, weil er so sensibel ist? Auch das ist der völlig falsche Ansatz.

Wie sich die Sensibilität des Vizslas auf die Erziehung auswirkt

Der Vizsla ist in erster Linie ein Jagdhund. Er wurde dafür gezüchtet, leiseste Geräusche, weit entfernt liegende Gerüche oder auch Bewegungen im Unterholz wahrzunehmen und seinen Jäger zur entsprechenden Beute zu führen. Das heißt, der Vizsla reagiert natürlicherweise sehr sensibel auf äußere Reize. Das kann man leicht beobachten, wenn man einen Vizsla bei der jagdlichen Arbeit begleitet. Aber auch die nicht-jagdlich geführten Hunde zeigen eine hohe Reizsensibilität: Es genügen kleine Bewegungen und Geräusche, damit der Vizsla voll aufdreht. Seine Sinne sind eben aufs äußerste geschärft, so dass es der Rasse üblicherweise schwerfällt, zur Ruhe zu kommen – ganz besonders in unbekannten Umgebungen.

Wie wirkt sich diese Sensibilität nun aber auf die Erziehung des Vizslas aus? Macht sie ihn leichtführig und besonders gehorsam? Die Antwort lautet: Nein! Kein Hund – auch nicht der Vizsla – verfügt über einen natürlichen Gehorsam. Einen Hund, besonders an für ihn reizvollen Umgebungen, leicht führen zu können, und ihm einen guten Grundgehorsam beizubringen, erfordert Zeit, Konsequenz und eine Menge Geduld.

Der dem Vizsla angeborene „will to please“, den auch andere Jagdhundrassen zeigen, vereinfacht sein Gehorsamstraining jedoch. Seine Sensibilität, die ich gerne auch mit Feinfühligkeit übersetze, ist dabei Fluch und Segen zugleich: Vizslas merken sehr schnell, in welcher Stimmung sich ihr Besitzer befindet – und spiegeln diese dann.

Positive Verstärkung und Konsequenz sind der Schlüssel zum Erfolg   

Ich selbst habe mich an manchen Nachmittagen in der Hundeschule gefragt, wieso Bayard so überaus hibbelig und unkonzentriert ist. Bis mir auffiel, dass ich selbst gestresst in das Training gestartet war, weil ich mich beispielsweise auf der Arbeit über etwas geärgert hatte. Meine schlechte Stimmung habe ich auf meinen sensiblen Vizsla übertragen, der dann nahezu mit einer kompletten Verweigerung reagierte. Das machte mich zunächst unsicher und ich zweifelte häufig am Erfolg meiner Erziehung. Bis ich merkte, dass Bayard nichts anderes tat, als genau diese Unsicherheit zu spiegeln. Dabei braucht der Vizsla einen sicheren und durchsetzungsstarken Führer, an dem er sich orientieren kann!

Gerade zu Beginn seiner Ausbildung habe ich schnell ungeduldig reagiert, wenn ich meine Befehle korrigieren musste. Daher arbeite ich in der jetzigen Phase der Pubertät, in der er gerne seine Grenzen austestet, gar nicht mehr so sehr an seinem Gehorsam, sondern vor allem an meinen eigenen Emotionen. Ich versuche, möglichst ruhig und gelassen zu reagieren, wenn er einen Befehl auflöst. Und bringe ihn dann zum Beispiel zurück ins Sitz oder Platz. Das kann bedeuten, dass ich mitunter auch fünf oder sechs Mal korrigieren muss, bis er wirklich sitzen bzw. liegen bleibt. Und natürlich kostet das Nerven.

Aber nur durch die stetige Korrektur lernt der Vizsla, dass ich als Führer am längeren Hebel sitze. Und nicht er die Befehle auflöst, sondern ich.

Der Vizsla als „sensibler Schauspieler“

Dabei tritt dann gerne eine Eigenschaft zu Tage, die wie keine andere dafür gesorgt haben dürfte, dass man den Vizsla als „Sensibelchen“ abstempelt. Wird der Vizsla konsequent korrigiert, reagiert er oft als „armer, gequälter Hund“: Er lässt sich auf den Boden fallen, jault herzzerreißend oder wendet den ultimativen Hundeblick an. Diese schauspielerischen Fähigkeiten führen oft dazu, dass ich von anderen Hundebesitzern viel Unverständnis ernte. Warum? Der Vizsla tut als kleine Drama-Queen alles, damit bei anderen genau dieser Eindruck des gequälten und geschundenen Hundes entsteht. Hier heißt es dann, in doppelter Hinsicht stark zu bleiben: Einerseits gegenüber dem Schauspieltalent des Vischels, andererseits gegenüber den belehrenden Ermahnungen der Umwelt, die nicht verstehen, dass man dem Vizsla mit genau dieser Konsequenz einen Gefallen tut.

Denn er wird bei erledigter Aufgabe so stark gelobt und dadurch in seinem korrekten Verhalten bestärkt, dass es ihm Spaß macht, mit mir zu arbeiten. Er zeigt sich stolz und voll Freude, wenn er einen neuen Befehl gelernt und richtig ausgeführt hat. Und genau das ist es, was der Vizsla möchte: Er will gefallen. Und gleichzeitig arbeiten und gefordert werden.

Mein Fazit

Ja, der Vizsla ist ein unglaublich feinfühliger Hund, der sensibel auf äußere Reize und die Stimmung seines Besitzers reagiert. Ihn deshalb als „ängstliches Sensibelchen“ abzustempeln und mit mangelnder Konsequenz zu verhätscheln, ist jedoch falsch. Vielmehr braucht der Vizsla eine durchsetzungsstarke Hand, die ihm liebevoll Gehorsam beibringt. Denn diesen bringt der Vizsla nicht etwa von Geburt an mit, sondern muss ihn erst erlernen. Und das kann beim Vischel als echte Drama-Queen durchaus anstrengend sein. Aber ich versichere Euch: Die Arbeit lohnt sich!

6 Dinge, die Ihr noch nicht über Vizslas wusstet

Vizslas sind eine faszinierende Hunderasse, über die es allerhand zu erfahren gibt. In meinem heutigen Beitrag habe ich 6 Fakten zusammengetragen, die Euch sicher auch als erfahrene Vizsla-Besitzer noch überraschen können.

1) Vizslas sind eine sehr alte Hunderasse

Die Anfänge des Magyar Vizslas lassen sich bis ins 9. Jahrhundert n. Chr. zurückverfolgen. Bereits zu dieser Zeit setzten die namensgebenden Magyaren eine frühe Form der Vizslas zur Jagd in der ungarischen Steppe ein. Über die Jahrhunderte und mit zahlreichen Einkreuzungen anderer Rassen hat sich das Aussehen zwar verändert, der Vizsla ist aber – damals wie heute – ein extrem aufmerksamer und ausdauernder Jagdhund, der nah mit seinem Jäger bzw. Menschen zusammenarbeitet.

2) Vizslas werden mit blauen Augen geboren

Wer einem erwachsenen Vizsla schon einmal tief in die Augen geschaut hat, wird sich vielleicht in der wunderschönen Bernsteinfarbe verloren haben. Doch wußtet Ihr, dass Vizslas mit blauen Augen auf die Welt kommen? Erst innerhalb der ersten Lebensmonate wechselt die Farbe zunächst in einen grünlichen und dann hellbräunlichen Ton, der sich harmonisch zum semmelgelben Haarkleid fügt.

3) Vizslas sind extrem schnell

Der Vizsla gehört nicht nur zu den schnellsten Hunderassen der Welt, sondern belegt innerhalb des Rankings sogar einen beeindruckenden dritten oder vierten Platz (abhängig davon, welche Quelle man befragt). Blitzschnelle 40km/h kann ein ausgewachsener Vizsla bei guter Trainingskondition erreichen. Da sieht so mancher Spielgefährte ganz schön alt aus, denn ein Wettrennen kann man gegen einen Turbo-Vischel einfach nicht gewinnen.

4) Vizslas verabscheuen Kälte und Nässe

Der Vizsla ist zwar ein extrem guter Jagdhund. Sein jagdliches Können demonstrieren Vischels aber äußerst ungerne bei Nässe oder Kälte. Beides zusammen? Eine Katastrophe! Durch das kurze Fell des Vizslas, das über keinerlei Unterwolle verfügt, frieren die Hunde nicht nur sehr viel schneller als andere Rassen, sie sind auch sehr nässe-empfindlich. Wer schon einmal versucht hat, seinen Vizsla im nassen Gras ins Platz zu legen, wird das Problem kennen: Der Vizsla vollzieht dann eine Art angespannten Schwebzustand, damit ja nicht das Bäuchlein nass wird. Nicht nur deshalb ist bei kalten und nassen Witterungsverhältnissen ein Mantel für den Vizsla Pflicht!

5) Vizslas sind echte Kletten

Ihr habt einen Hund, der ständig hinter Euch steht? Euch folgt, wenn Ihr den Raum verlasst? Und noch im erwachsenen Alter auf Euren Schoß klettert? Dann seid Ihr vermutlich stolzer Besitzer eines Vizslas. Unsere zimtfarbenen Lieblinge werden in der englischen Sprache daher auch als „velcro dog“ bezeichnet, was so viel wie „Klettverschluss-Hund“ bedeutet. Und wer die Rasse kennt, wird mir zustimmen, dass der Vizsla dieser Bezeichnung absolut gerecht wird. Vischels lieben den Körperkontakt und die Nähe zu ihren Menschen und fordern diese geradezu ein. Stellt Euch also auf extrem viele Streicheleinheiten ein.

6) Vizslas sind extrem reinlich

Man kennt es eigentlich von Katzen, aber auch Vizslas achten übermäßig auf ihre Sauberkeit. Es gehört zur täglichen Routine, den gesamten Körper mehrmals durch intensives Lecken zu säubern. Und ja: Dabei wird jeder – und damit meine ich jeder – noch so kleine Winkel mit ähnlich großer Aufmerksamkeit bedacht. Die intensive Körperpflege bedeutet übrigens nicht, dass Ihr als Besitzer nicht gefragt seid. Ihr solltet das Fell, auch wenn es kurz ist, regelmäßig mit einer speziellen Bürste kämmen, Ohren und Zähne säubern und natürlich die Krallen schneiden. Um alles andere kümmert sich der Vizsla dann schon selbst.

Nun würde mich aber interessieren: Wie viele der Fakten waren Euch bereits bekannt? Und gibt es andere Dinge, die unbedingt in diese Liste gehören? Dann schreibt sie mir!

Braucht der Vizsla einen Mantel?

Es wird langsam kalt. Und damit stellt sich die Frage: Braucht der Vizsla einen Mantel? Oder handelt es sich dabei eher um ein modisches Accessoire, auf das man getrost verzichten kann? Tut man dem Vizsla mit einem Mantel einen Gefallen oder muss der Hund einfach nur abgehärtet werden?

„Ein richtiger Hund braucht keinen Mantel“?!

Ich muss zugeben: Bevor ich Vizslas vor etwa einem Jahrzehnt als Rasse kennenlernte, habe ich Hunde mit Mantel immer ein wenig belächelt. Wobei – ich muss korrigieren – nicht die Hunde selbst riefen in mir ein müdes Lächeln hervor, sondern ihre Besitzer. Ich ging davon aus, dass so ein Hundemantel oder Pullover keinem anderen Zweck diene, als einem modischen Schaulaufen. Einer optischen Angleichung von Mensch und Hund. Denn die meisten der Jäckchen, denen ich begegnete, sahen natürlich immer „ganz zufällig“ aus wie das Modell der Hundeführerin oder waren mit einem üppigen Fellkragen, Strasssteinen oder anderen Zierelementen versehen. 

Im Endeffekt taten mir solche Hunde leid. Denn ich nahm an, dass der pink-glitzernde Mantel natürlich niemals schmutzig werden darf und der Hund somit stets artig bei Fuß an der Straße entlanglaufen muss. Mein Fazit: Ein „richtiger“ Hund, der draußen in der Natur toben und sich schmutzig machen darf, braucht keinen Mantel!

Wie ich heute weiß, lag ich mit dieser Schlussfolgerung komplett daneben. Ich habe gelernt, dass ein Mantel, eine Jacke oder Pullover für bestimmte Hunderasse nicht nur ein modisches Accessoire, sondern eine Notwendigkeit ist.

Wieso braucht der Vizsla einen Mantel?

Der Vizsla gehört zu den kurzhaarigen Rassen ohne Unterwolle, zu denen man beispielsweise auch den Weimaraner, den Dobermann oder den Rhodesian Ridgeback zählt. Und gerade die Unterwolle, auch Wollhaar genannt, schützt Hunde vor Kälte. Rassen ohne ein solches Wollhaar frieren also schneller und brauchen bei kühleren Temperaturen oder starker Nässe einen Schutz. Denn auch Hunde können unterkühlen, sich erkälten oder gar eine Lungenentzündung bekommen.

Vizslas haben extrem kurzes Fell und sind an der Bauchseite sogar so spärlich behaart, dass man einigen Stellen die bloße Haut sehen kann. Da darf es eigentlich nicht verwundern, dass Hunde dieser Rasse durch einen Mantel geschützt werden müssen. Oder würdet Ihr bei Eiseskälte „fast nackt“ vor die Tür gehen? Ich wette, auch Ihr kuschelt Euch lieber in Euren warmen Wintermantel.

Als ich Vizslas kennenlernte, habe ich immer wieder erlebt, wie schnell diesen Hunden kalt wird und sie anfangen, zu zittern. Ganz besonders, wenn sie lange irgendwo stehen, sitzen oder liegen müssen und sich wenig bewegen können, wie es beispielsweise bei einem Stadtbummel der Fall ist.

Es hat daher nichts damit zu tun, seinen Vizsla zu verhätscheln, wenn man ihm einen Mantel anzieht. Sondern man schützt ihn vor Krankheit und sorgt gleichzeitig dafür, dass er sich wohlfühlt.

Wann braucht der Vizsla einen Mantel?

Die Frage, wann der Vizsla einen Mantel braucht, lässt sich nicht pauschal beantworten. Denn jeder Hund hat ein individuelles Kälteempfinden. Es ist also wichtig, den eigenen Vizsla zu beobachten und zu schauen, wann er Anzeichen von Kälte zeigt. Dabei hilft es auch, die Körpertemperatur mit der Hand zu checken. Wenn der ganze Hundekörper schon kalt ist, kann man sicher davon ausgehen, dass er friert.

Bei mir ist es mittlerweile so, dass der Vischel bei einstelligen Temperaturen meist standardmäßig einen Mantel trägt. Insbesondere, wenn er an der Leine geführt wird und eben weniger rennen und sich dadurch aufwärmen kann. Wenn wir viel toben oder er mit anderen Hunden spielt, ziehe ich den Mantel phasenweise auch aus. Letzteres vor allem aus Gründen der Verletzungsgefahr, weil andere Hunde mit den Pfoten oder Krallen am Mantel hängenbleiben könnten.

Auch bei extremen Regen kommt ein Mantel zum Einsatz. Dann allerdings ein Modell mit eher wasserabweisenden Eigenschaften, also eine Art Regenmantel. Denn Nässe schätzt mein werter Herr Vischel – wie die meisten Vertreter seiner Rasse – so gar nicht.

Es hat gefroren oder geschneit? Keine Frage! An solchen Tagen muss der Vizsla einen Mantel tragen und freut sich, wie wir Menschen, über eine flauschige Fleece-Innenseite, die besonders wärmt.

Übrigens: Bei Welpen oder alten Hunden gelten wieder andere Regeln. Sie brauchen einen noch intensiveren Schutz vor Kälte und sollten bereits bei kühleren Temperaturen und nicht erst bei Eiseskälte einen Mantel tragen (dürfen).

Welcher Mantel passt zum Vizsla?

Bei der Auswahl des richtigen Modells spielen bei mir hauptsächlich funktionale Aspekte eine Rolle: Wie sind die Wärme-Eigenschaften des Mantels? Wie gut schützt er vor Nässe? Schränkt er die Bewegungsfreiheit ein? Auch schaue ich, ob und wie gut der dünn behaarte Bauch meines Vischels geschützt ist.

Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, dass der Brustkorb des Vizslas offenbar den Standardmaßen entspricht, die Taille aber oft sehr viel dünner ist, als die Hersteller annehmen. Es lohnt sich daher, in Modelle zu investieren, die man individuell an den Taillenumfang des Vizslas anpassen kann.

Bei Klettverschlüssen habe ich persönlich bislang eher schlechte Erfahrungen gemacht, da sich hierin gerne Schmutz und Haare fangen und die Verschlüsse dann gerade bei extremer Bewegung nicht mehr richtig halten. Ich bevorzuge daher Klickverschlüsse oder sogar Modelle, die ohne eine Nachjustierung passen und wie ein Pullover angezogen werden können.

Welche Rolle spielt die Optik?

Ich würde übrigens lügen, wenn ich behauptete, dass ausschließlich funktionale Kriterien meine Kaufentscheidung beeinflussen. Natürlich schaue ich auch darauf, ob der neue Mantel meinem Vizsla steht. Als Jagdhund finde ich es persönlich schön, wenn die Farben eher natürlich und nicht zu grell sind. Im jagdlichen Einsatz oder als Rettungshund muss der Vizsla natürlich Signalfarben tragen. Mir gefallen aber eher klassische Modelle und Schnitte, die ohne viele Zierelemente auskommen.

Und obwohl Optik durchaus eine Rolle spielt, wiegen die funktionalen Aspekte mehr. Ich würde mich niemals für ein vermeintlich schickeres Modell entscheiden, das nicht richtig sitzt oder entscheidende Körperpartien unzureichend schützt.

Mein Fazit zum Mantel beim Vizsla

Ich selbst war Skeptiker, was den Mantel beim Hund betrifft, durfte aber lernen, wie wichtig er für kurzhaarige Rassen wie den Magyar Vizsla ist. Heute begegne ich selbst immer wieder Menschen, die mich und den mit Mantel bekleideten Hund belächeln oder uns einen abschätzigen Kommentar entgegenschmettern – weil ein „richtiger“ Hund eben keinen Mantel braucht.

Ich versuche dann aufzuklären. Oder gehe einfach meines Weges. Glücklich und zufrieden, weil mein geliebter Vizsla nicht frieren muss.

Wieso wird der Vizsla als „velcro dog“ bezeichnet?

Wer in englischen Veröffentlichungen etwas über den Vizsla liest, wird mit Sicherheit schon einmal über den Begriff „velcro dog“ gestolpert sein. Heute möchte ich erklären, was dieser Begriff bedeutet und der Frage nachgehen, ob der Magyar Vizsla diesen Titel wirklich zu Recht erhalten hat. 

Was ist ein „velcro dog“?

Velcro bedeutet wörtlich übersetzt „Klettverschluss“. Es existiert sogar eine britische Firma mit dem Namen Velcro, die – ihr ahnt es bestimmt – textile Verschlussprodukte und unter anderem eben auch Klettverschlüsse herstellt. In der englischen Sprache ist der Begriff „velcro“ daher jedem geläufig. Und wird eben auch in Verbindung mit dem Magyar Vizsla genuzt.

Ihr fragt euch wieso? Nun, dann könnt ihr bislang keinem Vizsla begegnet sein. Wer die zimtfarbene Rasse nur ein wenig kennt, kann auf Anhieb sicher mindestens zehn Situationen beschreiben, in denen sich der Hund wie ein echter Klettverschluss verhält.

Dennoch wird es an dieser Stelle nicht langweilig! Denn wisst Ihr auch, woher diese besondere Eigenschaft kommt? Und wieso man einen „velcro dog“ trotzdem nicht als einen „Hund mit Trennungsangst“ bezeichnen kann? Beides möchte ich Euch im Folgenden gerne erklären.

Der Vizsla wurde als „velcro dog“ gezüchtet

In einem meiner früheren Blogbeiträge habe ich mich bereits ausführlich mit der Geschichte des Magyar Vizsla beschäftigt. Bei einer groß angelegten Spurensuche habe ich erfahren, dass die Rasse dafür gezüchtet wurde, bei der Jagd voran zu laufen und mit ihrer extrem guten Spürnase Wild zu erschnüffeln. Durch das charakteristische Vorstehen – also das starre Fixieren mit erhobenem Vorderfuß – zeigt der Vizsla seinem Jäger einen Wildfund an. 

Für die Zucht wurden daher jene Hunde ausgewählt, die gut mit ihrem Jäger zusammenarbeiten. Und „gut zusammenarbeiten“ heißt in dem Fall natürlich, sich nicht nur auf das Erschnüffeln des Wilds zu konzentrieren, sondern vor allem auch auf den Menschen und seine Befehle. Das „Vorweglaufen“ bedeutet daher im Idealfall nur wenige Meter. Ein gut ausgebildeter und jagdlich geführter Vizsla ist extrem aufmerksam, rückversichert sich regelmäßig und passt sein Tempo dem des Jägers an.

Die Nähe und der enge Bezug zum Menschen sind daher nicht bloß Zufall, sondern Eigenschaften die über Jahrhunderte in diese Rasse hineingezüchtet wurden. Doch auch wer seinen Vizsla nicht jagdlich führt, wird diese genetisch bedingte Eigenart des „Klettenhunds“ in vielen anderen Situationen beobachten können.

Wie verhält sich ein „velcro dog“?

Einen echten „velcro dog“ erkennt man an seinem Verhalten, das buchstäblich dem eines Klettverschlusses gleicht. Hunde solcher Rassen kleben an den Fersen ihrer Menschen, folgen ihnen auf Schritt und Tritt und werden zu einer Art „zweiter Schatten“.

Du stehst auf und gehst in einen anderen Raum? Dein Vizsla wird Dir folgen. Und zwar ganz egal in welchen Raum. Selbst im Badezimmer ist er gerne dabei und das Schlafzimmer ist in den meisten Fällen ja sowieso sein Schlafplatz. „velcro dogs“ sind extrem aufmerksam. Vielleicht ist es Dir sogar schon mal passiert, dass Dein Vizsla aufsteht und zu Dir kommt, obwohl Du nur den Gedanken daran hattest, dass es nun zum Spaziergang nach draußen geht? Als extrem gute Beobachter reagieren unsere Vischels, wie andere „velcro dogs“ zu denen viele Jagdhundrassen aber auch einige Hütehunde gehören, auf kleinste Veränderungen in der Körpersprache ihres Menschen.

Sie gelten zudem als besonders verschmust und meiner Meinung nach ist dies auch eine der Ausprägungen des „Klettenhunds“. Ich kann mich auf kaum einen Stuhl setzen, ohne dass Bayard mit seinen 26 kg Kampfgewicht auf meinen Schoß gekrochen kommt. Und sobald ich mich auf der Couch niederlasse, ist das für ihn automatisch die Einladung zu einer ausgiebigen Streicheleinheit – die am liebsten auf mir stattfindet.

Entscheidet Ihr Euch für einen Vizsla, entscheidet Ihr Euch genau für dieses Verhalten. Kurze zimtfarbene Haare auf so ziemlich jedem Kleidungsstück, dem Sofa oder dem Bett stören Euch? Oder Ihr reagiert genervt, wenn Euer Hund ständig hinter Euch steht? Dann solltet Ihr besser eine andere Rasse in Betracht ziehen. Denn der Vizsla braucht diese enge Verbindung und wird sie – solltet Ihr Euch verweigern – sehr klangvoll und penetrant einfordern.  

Haben „velcro dogs“ Trennungsangst?

Der Wunsch, immer bei seinen Menschen sein zu wollen, legt die Vermutung nahe, dass Vizslas nicht alleine sein können und grundsätzlich unter Trennungsängsten leiden. Dies kann ich aus meiner persönlichen Erfahrung mit der Rasse nicht bestätigen. Ja, der Vizsla begleitet gerne auf Schritt und Tritt, legt sich aber genauso gerne in sein Körbchen, um dort in Ruhe zu schlafen. Und das problemlos auch für 4-5 Stunden. Vorausgesetzt natürlich, Euer Vischel ist entsprechend ausgelastet.

Die Trennungsangst, von der tatsächlich so mancher Vizsla-Besitzer spricht, ist leider oftmals ein hausgemachtes Problem und nicht zwangsläufig eine Charaktereigenschaft des Hundes. 

Kann man Trennungsangst anerziehen?

Viele Vizslas, die schlecht alleine bleiben können, während der Abwesenheit Einrichtungsgegenstände zerkauen oder anderen Schabernak anstellen, sind bei ihren Menschen häufig der absolute Mittelpunkt im Tagesablauf. Konstantes Ansprechen des Hundes, regelmäßiges Kraulen, immer wieder ein Leckerchen zwischendurch – all das ist zwar gut gemeint, führt aber bei einer reizempfindlichen Rasse wie dem Vizsla dazu, dass der Hund sich natürlich nicht von seinem Menschen lösen möchte. Wo er doch den ganzen Tag immer wieder tolle Sachen geboten bekommt.

Ich habe mit Bayard – auch wegen seiner Aufgabe als „Bürohund“ – schon früh die Routine etabliert, dass er nach den Spaziergängen etwas zu fressen bekommt und es danach von mir kaum noch Aufmerksamkeit gibt. Er weiß dann automatisch, dass er sich zurückziehen und völlig entspannen kann. Das heißt nicht, dass ich meinen Hund ignoriere oder nicht auch viel mit ihm kuschele – aber eben zur richtigen Zeit. Vor allem habe ich mir abgewöhnt, ihn aufzuwecken oder zu streicheln, wenn er schläft. Sobald er in seinem Körbchen liegt, darf und soll er dort ungestört ruhen.  

Das Alleinebleiben mit dem Vizsla trainieren

Wenn Ihr einen Vizsla-Welpen bekommt, kann ich Euch nur empfehlen, das Alleinebleiben so früh wie möglich zu trainieren, indem ihr zunächst sekunden-, dann minutenweise das Haus verlasst. Euer Hund wird automatisch lernen, dass Ihr immer wieder zurückkommt und er nicht aufgeregt hinter der Tür warten muss.

Auch das Boxentraining kann ein guter Helfer sein, um die Ruhe im Haus und eben auch das Alleinebleiben in den Griff zu bekommen. Dazu habe ich in einem anderen Blogbeitrag meine Erfahrungen geschildert.

Zudem helfen eine gesunde körperliche und geistige Auslastung dabei, mögliche Trennungsängste zu reduzieren. Leider neigen Hunde, die mental nicht richtig gefördert werden, dazu, ihre Langweile durch das typische „velcro dog“-Verhalten zu kompensieren.

Ihr seht, ein paar Regeln können dabei helfen, dass sich Euer „velcro dog“ nicht in einen Hund mit Trennungsängsten verwandelt, sondern ein ganz normaler – wenn auch extrem anhänglicher – Hund wird. Aber, was soll ich sagen? Ich liebe meinen zimtfarbenen Schatten und freue mich darüber, dass er mich in meinen Leben und eben auch auf Schritt und Tritt begleitet.