Wie sensibel ist der Vizsla?

Der Vizsla wird häufig als besonders „sensibel“ beschrieben. In einem Atemzug werden ihm dann auch Eigenschaften wie „Leichtführigkeit“ und „leichte Erziehbarkeit“ zugesprochen, die auf besagte Sensibilität zurückzuführen seien. Aus meiner Sicht sind „Sensibilität“ und „Leichtführigkeit“ beim Vizsla zwei völlig entgegengesetzte Merkmale, die man keinesfalls miteinander gleichsetzen sollte. Und ich erkläre Euch im heutigen Beitrag auch wieso.

Der Vizsla ist sensibel, aber…

Ich kann die Aussage, dass der Vizsla unglaublich sensibel ist, nur unterschreiben. Dass er deshalb leicht zu erziehen oder gar ein Anfängerhund sei, dagegen nicht! Dieses Missverständnis beruht meiner Meinung nach darauf, was wir gemeinhin mit einem „sensiblen Hund“ verbinden. Viele assoziieren mit dieser Eigenschaft eine gewisse Schwäche oder den vermeintlichen Wunsch des Hundes, sich von selbst unterzuordnen und auf die kleinste Strenge ängstlich und schreckhaft zu reagieren.

Dieses Bild wird nicht zuletzt auch durch Fachtexte geprägt, in denen zu lesen ist, dass der Vizsla „keine harte Hand“ vertrage. Schnell vermuten dann gerade Rasse-Neulinge, dass sich so ein Vizsla „ganz von allein“ erzieht, da er ja eben keine „harten“ Korrekturen mag oder gar braucht. Doch damit beginnen oft die Probleme.

Denn der Vizsla braucht in der Tat eine sehr konsequente Erziehung, die viel Geduld und Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen der Rasse erfordert. Härte ist hierbei zwar tatsächlich nicht der richtige Weg. Aber dem Vizsla alles durchgehen zu lassen, weil er so sensibel ist? Auch das ist der völlig falsche Ansatz.

Wie sich die Sensibilität des Vizslas auf die Erziehung auswirkt

Der Vizsla ist in erster Linie ein Jagdhund. Er wurde dafür gezüchtet, leiseste Geräusche, weit entfernt liegende Gerüche oder auch Bewegungen im Unterholz wahrzunehmen und seinen Jäger zur entsprechenden Beute zu führen. Das heißt, der Vizsla reagiert natürlicherweise sehr sensibel auf äußere Reize. Das kann man leicht beobachten, wenn man einen Vizsla bei der jagdlichen Arbeit begleitet. Aber auch die nicht-jagdlich geführten Hunde zeigen eine hohe Reizsensibilität: Es genügen kleine Bewegungen und Geräusche, damit der Vizsla voll aufdreht. Seine Sinne sind eben aufs äußerste geschärft, so dass es der Rasse üblicherweise schwerfällt, zur Ruhe zu kommen – ganz besonders in unbekannten Umgebungen.

Wie wirkt sich diese Sensibilität nun aber auf die Erziehung des Vizslas aus? Macht sie ihn leichtführig und besonders gehorsam? Die Antwort lautet: Nein! Kein Hund – auch nicht der Vizsla – verfügt über einen natürlichen Gehorsam. Einen Hund, besonders an für ihn reizvollen Umgebungen, leicht führen zu können, und ihm einen guten Grundgehorsam beizubringen, erfordert Zeit, Konsequenz und eine Menge Geduld.

Der dem Vizsla angeborene „will to please“, den auch andere Jagdhundrassen zeigen, vereinfacht sein Gehorsamstraining jedoch. Seine Sensibilität, die ich gerne auch mit Feinfühligkeit übersetze, ist dabei Fluch und Segen zugleich: Vizslas merken sehr schnell, in welcher Stimmung sich ihr Besitzer befindet – und spiegeln diese dann.

Positive Verstärkung und Konsequenz sind der Schlüssel zum Erfolg   

Ich selbst habe mich an manchen Nachmittagen in der Hundeschule gefragt, wieso Bayard so überaus hibbelig und unkonzentriert ist. Bis mir auffiel, dass ich selbst gestresst in das Training gestartet war, weil ich mich beispielsweise auf der Arbeit über etwas geärgert hatte. Meine schlechte Stimmung habe ich auf meinen sensiblen Vizsla übertragen, der dann nahezu mit einer kompletten Verweigerung reagierte. Das machte mich zunächst unsicher und ich zweifelte häufig am Erfolg meiner Erziehung. Bis ich merkte, dass Bayard nichts anderes tat, als genau diese Unsicherheit zu spiegeln. Dabei braucht der Vizsla einen sicheren und durchsetzungsstarken Führer, an dem er sich orientieren kann!

Gerade zu Beginn seiner Ausbildung habe ich schnell ungeduldig reagiert, wenn ich meine Befehle korrigieren musste. Daher arbeite ich in der jetzigen Phase der Pubertät, in der er gerne seine Grenzen austestet, gar nicht mehr so sehr an seinem Gehorsam, sondern vor allem an meinen eigenen Emotionen. Ich versuche, möglichst ruhig und gelassen zu reagieren, wenn er einen Befehl auflöst. Und bringe ihn dann zum Beispiel zurück ins Sitz oder Platz. Das kann bedeuten, dass ich mitunter auch fünf oder sechs Mal korrigieren muss, bis er wirklich sitzen bzw. liegen bleibt. Und natürlich kostet das Nerven.

Aber nur durch die stetige Korrektur lernt der Vizsla, dass ich als Führer am längeren Hebel sitze. Und nicht er die Befehle auflöst, sondern ich.

Der Vizsla als „sensibler Schauspieler“

Dabei tritt dann gerne eine Eigenschaft zu Tage, die wie keine andere dafür gesorgt haben dürfte, dass man den Vizsla als „Sensibelchen“ abstempelt. Wird der Vizsla konsequent korrigiert, reagiert er oft als „armer, gequälter Hund“: Er lässt sich auf den Boden fallen, jault herzzerreißend oder wendet den ultimativen Hundeblick an. Diese schauspielerischen Fähigkeiten führen oft dazu, dass ich von anderen Hundebesitzern viel Unverständnis ernte. Warum? Der Vizsla tut als kleine Drama-Queen alles, damit bei anderen genau dieser Eindruck des gequälten und geschundenen Hundes entsteht. Hier heißt es dann, in doppelter Hinsicht stark zu bleiben: Einerseits gegenüber dem Schauspieltalent des Vischels, andererseits gegenüber den belehrenden Ermahnungen der Umwelt, die nicht verstehen, dass man dem Vizsla mit genau dieser Konsequenz einen Gefallen tut.

Denn er wird bei erledigter Aufgabe so stark gelobt und dadurch in seinem korrekten Verhalten bestärkt, dass es ihm Spaß macht, mit mir zu arbeiten. Er zeigt sich stolz und voll Freude, wenn er einen neuen Befehl gelernt und richtig ausgeführt hat. Und genau das ist es, was der Vizsla möchte: Er will gefallen. Und gleichzeitig arbeiten und gefordert werden.

Mein Fazit

Ja, der Vizsla ist ein unglaublich feinfühliger Hund, der sensibel auf äußere Reize und die Stimmung seines Besitzers reagiert. Ihn deshalb als „ängstliches Sensibelchen“ abzustempeln und mit mangelnder Konsequenz zu verhätscheln, ist jedoch falsch. Vielmehr braucht der Vizsla eine durchsetzungsstarke Hand, die ihm liebevoll Gehorsam beibringt. Denn diesen bringt der Vizsla nicht etwa von Geburt an mit, sondern muss ihn erst erlernen. Und das kann beim Vischel als echte Drama-Queen durchaus anstrengend sein. Aber ich versichere Euch: Die Arbeit lohnt sich!

6 Dinge, die Ihr noch nicht über Vizslas wusstet

Vizslas sind eine faszinierende Hunderasse, über die es allerhand zu erfahren gibt. In meinem heutigen Beitrag habe ich 6 Fakten zusammengetragen, die Euch sicher auch als erfahrene Vizsla-Besitzer noch überraschen können.

1) Vizslas sind eine sehr alte Hunderasse

Die Anfänge des Magyar Vizslas lassen sich bis ins 9. Jahrhundert n. Chr. zurückverfolgen. Bereits zu dieser Zeit setzten die namensgebenden Magyaren eine frühe Form der Vizslas zur Jagd in der ungarischen Steppe ein. Über die Jahrhunderte und mit zahlreichen Einkreuzungen anderer Rassen hat sich das Aussehen zwar verändert, der Vizsla ist aber – damals wie heute – ein extrem aufmerksamer und ausdauernder Jagdhund, der nah mit seinem Jäger bzw. Menschen zusammenarbeitet.

2) Vizslas werden mit blauen Augen geboren

Wer einem erwachsenen Vizsla schon einmal tief in die Augen geschaut hat, wird sich vielleicht in der wunderschönen Bernsteinfarbe verloren haben. Doch wußtet Ihr, dass Vizslas mit blauen Augen auf die Welt kommen? Erst innerhalb der ersten Lebensmonate wechselt die Farbe zunächst in einen grünlichen und dann hellbräunlichen Ton, der sich harmonisch zum semmelgelben Haarkleid fügt.

3) Vizslas sind extrem schnell

Der Vizsla gehört nicht nur zu den schnellsten Hunderassen der Welt, sondern belegt innerhalb des Rankings sogar einen beeindruckenden dritten oder vierten Platz (abhängig davon, welche Quelle man befragt). Blitzschnelle 40km/h kann ein ausgewachsener Vizsla bei guter Trainingskondition erreichen. Da sieht so mancher Spielgefährte ganz schön alt aus, denn ein Wettrennen kann man gegen einen Turbo-Vischel einfach nicht gewinnen.

4) Vizslas verabscheuen Kälte und Nässe

Der Vizsla ist zwar ein extrem guter Jagdhund. Sein jagdliches Können demonstrieren Vischels aber äußerst ungerne bei Nässe oder Kälte. Beides zusammen? Eine Katastrophe! Durch das kurze Fell des Vizslas, das über keinerlei Unterwolle verfügt, frieren die Hunde nicht nur sehr viel schneller als andere Rassen, sie sind auch sehr nässe-empfindlich. Wer schon einmal versucht hat, seinen Vizsla im nassen Gras ins Platz zu legen, wird das Problem kennen: Der Vizsla vollzieht dann eine Art angespannten Schwebzustand, damit ja nicht das Bäuchlein nass wird. Nicht nur deshalb ist bei kalten und nassen Witterungsverhältnissen ein Mantel für den Vizsla Pflicht!

5) Vizslas sind echte Kletten

Ihr habt einen Hund, der ständig hinter Euch steht? Euch folgt, wenn Ihr den Raum verlasst? Und noch im erwachsenen Alter auf Euren Schoß klettert? Dann seid Ihr vermutlich stolzer Besitzer eines Vizslas. Unsere zimtfarbenen Lieblinge werden in der englischen Sprache daher auch als „velcro dog“ bezeichnet, was so viel wie „Klettverschluss-Hund“ bedeutet. Und wer die Rasse kennt, wird mir zustimmen, dass der Vizsla dieser Bezeichnung absolut gerecht wird. Vischels lieben den Körperkontakt und die Nähe zu ihren Menschen und fordern diese geradezu ein. Stellt Euch also auf extrem viele Streicheleinheiten ein.

6) Vizslas sind extrem reinlich

Man kennt es eigentlich von Katzen, aber auch Vizslas achten übermäßig auf ihre Sauberkeit. Es gehört zur täglichen Routine, den gesamten Körper mehrmals durch intensives Lecken zu säubern. Und ja: Dabei wird jeder – und damit meine ich jeder – noch so kleine Winkel mit ähnlich großer Aufmerksamkeit bedacht. Die intensive Körperpflege bedeutet übrigens nicht, dass Ihr als Besitzer nicht gefragt seid. Ihr solltet das Fell, auch wenn es kurz ist, regelmäßig mit einer speziellen Bürste kämmen, Ohren und Zähne säubern und natürlich die Krallen schneiden. Um alles andere kümmert sich der Vizsla dann schon selbst.

Nun würde mich aber interessieren: Wie viele der Fakten waren Euch bereits bekannt? Und gibt es andere Dinge, die unbedingt in diese Liste gehören? Dann schreibt sie mir!

Braucht der Vizsla einen Mantel?

Es wird langsam kalt. Und damit stellt sich die Frage: Braucht der Vizsla einen Mantel? Oder handelt es sich dabei eher um ein modisches Accessoire, auf das man getrost verzichten kann? Tut man dem Vizsla mit einem Mantel einen Gefallen oder muss der Hund einfach nur abgehärtet werden?

„Ein richtiger Hund braucht keinen Mantel“?!

Ich muss zugeben: Bevor ich Vizslas vor etwa einem Jahrzehnt als Rasse kennenlernte, habe ich Hunde mit Mantel immer ein wenig belächelt. Wobei – ich muss korrigieren – nicht die Hunde selbst riefen in mir ein müdes Lächeln hervor, sondern ihre Besitzer. Ich ging davon aus, dass so ein Hundemantel oder Pullover keinem anderen Zweck diene, als einem modischen Schaulaufen. Einer optischen Angleichung von Mensch und Hund. Denn die meisten der Jäckchen, denen ich begegnete, sahen natürlich immer „ganz zufällig“ aus wie das Modell der Hundeführerin oder waren mit einem üppigen Fellkragen, Strasssteinen oder anderen Zierelementen versehen. 

Im Endeffekt taten mir solche Hunde leid. Denn ich nahm an, dass der pink-glitzernde Mantel natürlich niemals schmutzig werden darf und der Hund somit stets artig bei Fuß an der Straße entlanglaufen muss. Mein Fazit: Ein „richtiger“ Hund, der draußen in der Natur toben und sich schmutzig machen darf, braucht keinen Mantel!

Wie ich heute weiß, lag ich mit dieser Schlussfolgerung komplett daneben. Ich habe gelernt, dass ein Mantel, eine Jacke oder Pullover für bestimmte Hunderasse nicht nur ein modisches Accessoire, sondern eine Notwendigkeit ist.

Wieso braucht der Vizsla einen Mantel?

Der Vizsla gehört zu den kurzhaarigen Rassen ohne Unterwolle, zu denen man beispielsweise auch den Weimaraner, den Dobermann oder den Rhodesian Ridgeback zählt. Und gerade die Unterwolle, auch Wollhaar genannt, schützt Hunde vor Kälte. Rassen ohne ein solches Wollhaar frieren also schneller und brauchen bei kühleren Temperaturen oder starker Nässe einen Schutz. Denn auch Hunde können unterkühlen, sich erkälten oder gar eine Lungenentzündung bekommen.

Vizslas haben extrem kurzes Fell und sind an der Bauchseite sogar so spärlich behaart, dass man einigen Stellen die bloße Haut sehen kann. Da darf es eigentlich nicht verwundern, dass Hunde dieser Rasse durch einen Mantel geschützt werden müssen. Oder würdet Ihr bei Eiseskälte „fast nackt“ vor die Tür gehen? Ich wette, auch Ihr kuschelt Euch lieber in Euren warmen Wintermantel.

Als ich Vizslas kennenlernte, habe ich immer wieder erlebt, wie schnell diesen Hunden kalt wird und sie anfangen, zu zittern. Ganz besonders, wenn sie lange irgendwo stehen, sitzen oder liegen müssen und sich wenig bewegen können, wie es beispielsweise bei einem Stadtbummel der Fall ist.

Es hat daher nichts damit zu tun, seinen Vizsla zu verhätscheln, wenn man ihm einen Mantel anzieht. Sondern man schützt ihn vor Krankheit und sorgt gleichzeitig dafür, dass er sich wohlfühlt.

Wann braucht der Vizsla einen Mantel?

Die Frage, wann der Vizsla einen Mantel braucht, lässt sich nicht pauschal beantworten. Denn jeder Hund hat ein individuelles Kälteempfinden. Es ist also wichtig, den eigenen Vizsla zu beobachten und zu schauen, wann er Anzeichen von Kälte zeigt. Dabei hilft es auch, die Körpertemperatur mit der Hand zu checken. Wenn der ganze Hundekörper schon kalt ist, kann man sicher davon ausgehen, dass er friert.

Bei mir ist es mittlerweile so, dass der Vischel bei einstelligen Temperaturen meist standardmäßig einen Mantel trägt. Insbesondere, wenn er an der Leine geführt wird und eben weniger rennen und sich dadurch aufwärmen kann. Wenn wir viel toben oder er mit anderen Hunden spielt, ziehe ich den Mantel phasenweise auch aus. Letzteres vor allem aus Gründen der Verletzungsgefahr, weil andere Hunde mit den Pfoten oder Krallen am Mantel hängenbleiben könnten.

Auch bei extremen Regen kommt ein Mantel zum Einsatz. Dann allerdings ein Modell mit eher wasserabweisenden Eigenschaften, also eine Art Regenmantel. Denn Nässe schätzt mein werter Herr Vischel – wie die meisten Vertreter seiner Rasse – so gar nicht.

Es hat gefroren oder geschneit? Keine Frage! An solchen Tagen muss der Vizsla einen Mantel tragen und freut sich, wie wir Menschen, über eine flauschige Fleece-Innenseite, die besonders wärmt.

Übrigens: Bei Welpen oder alten Hunden gelten wieder andere Regeln. Sie brauchen einen noch intensiveren Schutz vor Kälte und sollten bereits bei kühleren Temperaturen und nicht erst bei Eiseskälte einen Mantel tragen (dürfen).

Welcher Mantel passt zum Vizsla?

Bei der Auswahl des richtigen Modells spielen bei mir hauptsächlich funktionale Aspekte eine Rolle: Wie sind die Wärme-Eigenschaften des Mantels? Wie gut schützt er vor Nässe? Schränkt er die Bewegungsfreiheit ein? Auch schaue ich, ob und wie gut der dünn behaarte Bauch meines Vischels geschützt ist.

Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, dass der Brustkorb des Vizslas offenbar den Standardmaßen entspricht, die Taille aber oft sehr viel dünner ist, als die Hersteller annehmen. Es lohnt sich daher, in Modelle zu investieren, die man individuell an den Taillenumfang des Vizslas anpassen kann.

Bei Klettverschlüssen habe ich persönlich bislang eher schlechte Erfahrungen gemacht, da sich hierin gerne Schmutz und Haare fangen und die Verschlüsse dann gerade bei extremer Bewegung nicht mehr richtig halten. Ich bevorzuge daher Klickverschlüsse oder sogar Modelle, die ohne eine Nachjustierung passen und wie ein Pullover angezogen werden können.

Welche Rolle spielt die Optik?

Ich würde übrigens lügen, wenn ich behauptete, dass ausschließlich funktionale Kriterien meine Kaufentscheidung beeinflussen. Natürlich schaue ich auch darauf, ob der neue Mantel meinem Vizsla steht. Als Jagdhund finde ich es persönlich schön, wenn die Farben eher natürlich und nicht zu grell sind. Im jagdlichen Einsatz oder als Rettungshund muss der Vizsla natürlich Signalfarben tragen. Mir gefallen aber eher klassische Modelle und Schnitte, die ohne viele Zierelemente auskommen.

Und obwohl Optik durchaus eine Rolle spielt, wiegen die funktionalen Aspekte mehr. Ich würde mich niemals für ein vermeintlich schickeres Modell entscheiden, das nicht richtig sitzt oder entscheidende Körperpartien unzureichend schützt.

Mein Fazit zum Mantel beim Vizsla

Ich selbst war Skeptiker, was den Mantel beim Hund betrifft, durfte aber lernen, wie wichtig er für kurzhaarige Rassen wie den Magyar Vizsla ist. Heute begegne ich selbst immer wieder Menschen, die mich und den mit Mantel bekleideten Hund belächeln oder uns einen abschätzigen Kommentar entgegenschmettern – weil ein „richtiger“ Hund eben keinen Mantel braucht.

Ich versuche dann aufzuklären. Oder gehe einfach meines Weges. Glücklich und zufrieden, weil mein geliebter Vizsla nicht frieren muss.

Wieso wird der Vizsla als „velcro dog“ bezeichnet?

Wer in englischen Veröffentlichungen etwas über den Vizsla liest, wird mit Sicherheit schon einmal über den Begriff „velcro dog“ gestolpert sein. Heute möchte ich erklären, was dieser Begriff bedeutet und der Frage nachgehen, ob der Magyar Vizsla diesen Titel wirklich zu Recht erhalten hat. 

Was ist ein „velcro dog“?

Velcro bedeutet wörtlich übersetzt „Klettverschluss“. Es existiert sogar eine britische Firma mit dem Namen Velcro, die – ihr ahnt es bestimmt – textile Verschlussprodukte und unter anderem eben auch Klettverschlüsse herstellt. In der englischen Sprache ist der Begriff „velcro“ daher jedem geläufig. Und wird eben auch in Verbindung mit dem Magyar Vizsla genuzt.

Ihr fragt euch wieso? Nun, dann könnt ihr bislang keinem Vizsla begegnet sein. Wer die zimtfarbene Rasse nur ein wenig kennt, kann auf Anhieb sicher mindestens zehn Situationen beschreiben, in denen sich der Hund wie ein echter Klettverschluss verhält.

Dennoch wird es an dieser Stelle nicht langweilig! Denn wisst Ihr auch, woher diese besondere Eigenschaft kommt? Und wieso man einen „velcro dog“ trotzdem nicht als einen „Hund mit Trennungsangst“ bezeichnen kann? Beides möchte ich Euch im Folgenden gerne erklären.

Der Vizsla wurde als „velcro dog“ gezüchtet

In einem meiner früheren Blogbeiträge habe ich mich bereits ausführlich mit der Geschichte des Magyar Vizsla beschäftigt. Bei einer groß angelegten Spurensuche habe ich erfahren, dass die Rasse dafür gezüchtet wurde, bei der Jagd voran zu laufen und mit ihrer extrem guten Spürnase Wild zu erschnüffeln. Durch das charakteristische Vorstehen – also das starre Fixieren mit erhobenem Vorderfuß – zeigt der Vizsla seinem Jäger einen Wildfund an. 

Für die Zucht wurden daher jene Hunde ausgewählt, die gut mit ihrem Jäger zusammenarbeiten. Und „gut zusammenarbeiten“ heißt in dem Fall natürlich, sich nicht nur auf das Erschnüffeln des Wilds zu konzentrieren, sondern vor allem auch auf den Menschen und seine Befehle. Das „Vorweglaufen“ bedeutet daher im Idealfall nur wenige Meter. Ein gut ausgebildeter und jagdlich geführter Vizsla ist extrem aufmerksam, rückversichert sich regelmäßig und passt sein Tempo dem des Jägers an.

Die Nähe und der enge Bezug zum Menschen sind daher nicht bloß Zufall, sondern Eigenschaften die über Jahrhunderte in diese Rasse hineingezüchtet wurden. Doch auch wer seinen Vizsla nicht jagdlich führt, wird diese genetisch bedingte Eigenart des „Klettenhunds“ in vielen anderen Situationen beobachten können.

Wie verhält sich ein „velcro dog“?

Einen echten „velcro dog“ erkennt man an seinem Verhalten, das buchstäblich dem eines Klettverschlusses gleicht. Hunde solcher Rassen kleben an den Fersen ihrer Menschen, folgen ihnen auf Schritt und Tritt und werden zu einer Art „zweiter Schatten“.

Du stehst auf und gehst in einen anderen Raum? Dein Vizsla wird Dir folgen. Und zwar ganz egal in welchen Raum. Selbst im Badezimmer ist er gerne dabei und das Schlafzimmer ist in den meisten Fällen ja sowieso sein Schlafplatz. „velcro dogs“ sind extrem aufmerksam. Vielleicht ist es Dir sogar schon mal passiert, dass Dein Vizsla aufsteht und zu Dir kommt, obwohl Du nur den Gedanken daran hattest, dass es nun zum Spaziergang nach draußen geht? Als extrem gute Beobachter reagieren unsere Vischels, wie andere „velcro dogs“ zu denen viele Jagdhundrassen aber auch einige Hütehunde gehören, auf kleinste Veränderungen in der Körpersprache ihres Menschen.

Sie gelten zudem als besonders verschmust und meiner Meinung nach ist dies auch eine der Ausprägungen des „Klettenhunds“. Ich kann mich auf kaum einen Stuhl setzen, ohne dass Bayard mit seinen 26 kg Kampfgewicht auf meinen Schoß gekrochen kommt. Und sobald ich mich auf der Couch niederlasse, ist das für ihn automatisch die Einladung zu einer ausgiebigen Streicheleinheit – die am liebsten auf mir stattfindet.

Entscheidet Ihr Euch für einen Vizsla, entscheidet Ihr Euch genau für dieses Verhalten. Kurze zimtfarbene Haare auf so ziemlich jedem Kleidungsstück, dem Sofa oder dem Bett stören Euch? Oder Ihr reagiert genervt, wenn Euer Hund ständig hinter Euch steht? Dann solltet Ihr besser eine andere Rasse in Betracht ziehen. Denn der Vizsla braucht diese enge Verbindung und wird sie – solltet Ihr Euch verweigern – sehr klangvoll und penetrant einfordern.  

Haben „velcro dogs“ Trennungsangst?

Der Wunsch, immer bei seinen Menschen sein zu wollen, legt die Vermutung nahe, dass Vizslas nicht alleine sein können und grundsätzlich unter Trennungsängsten leiden. Dies kann ich aus meiner persönlichen Erfahrung mit der Rasse nicht bestätigen. Ja, der Vizsla begleitet gerne auf Schritt und Tritt, legt sich aber genauso gerne in sein Körbchen, um dort in Ruhe zu schlafen. Und das problemlos auch für 4-5 Stunden. Vorausgesetzt natürlich, Euer Vischel ist entsprechend ausgelastet.

Die Trennungsangst, von der tatsächlich so mancher Vizsla-Besitzer spricht, ist leider oftmals ein hausgemachtes Problem und nicht zwangsläufig eine Charaktereigenschaft des Hundes. 

Kann man Trennungsangst anerziehen?

Viele Vizslas, die schlecht alleine bleiben können, während der Abwesenheit Einrichtungsgegenstände zerkauen oder anderen Schabernak anstellen, sind bei ihren Menschen häufig der absolute Mittelpunkt im Tagesablauf. Konstantes Ansprechen des Hundes, regelmäßiges Kraulen, immer wieder ein Leckerchen zwischendurch – all das ist zwar gut gemeint, führt aber bei einer reizempfindlichen Rasse wie dem Vizsla dazu, dass der Hund sich natürlich nicht von seinem Menschen lösen möchte. Wo er doch den ganzen Tag immer wieder tolle Sachen geboten bekommt.

Ich habe mit Bayard – auch wegen seiner Aufgabe als „Bürohund“ – schon früh die Routine etabliert, dass er nach den Spaziergängen etwas zu fressen bekommt und es danach von mir kaum noch Aufmerksamkeit gibt. Er weiß dann automatisch, dass er sich zurückziehen und völlig entspannen kann. Das heißt nicht, dass ich meinen Hund ignoriere oder nicht auch viel mit ihm kuschele – aber eben zur richtigen Zeit. Vor allem habe ich mir abgewöhnt, ihn aufzuwecken oder zu streicheln, wenn er schläft. Sobald er in seinem Körbchen liegt, darf und soll er dort ungestört ruhen.  

Das Alleinebleiben mit dem Vizsla trainieren

Wenn Ihr einen Vizsla-Welpen bekommt, kann ich Euch nur empfehlen, das Alleinebleiben so früh wie möglich zu trainieren, indem ihr zunächst sekunden-, dann minutenweise das Haus verlasst. Euer Hund wird automatisch lernen, dass Ihr immer wieder zurückkommt und er nicht aufgeregt hinter der Tür warten muss.

Auch das Boxentraining kann ein guter Helfer sein, um die Ruhe im Haus und eben auch das Alleinebleiben in den Griff zu bekommen. Dazu habe ich in einem anderen Blogbeitrag meine Erfahrungen geschildert.

Zudem helfen eine gesunde körperliche und geistige Auslastung dabei, mögliche Trennungsängste zu reduzieren. Leider neigen Hunde, die mental nicht richtig gefördert werden, dazu, ihre Langweile durch das typische „velcro dog“-Verhalten zu kompensieren.

Ihr seht, ein paar Regeln können dabei helfen, dass sich Euer „velcro dog“ nicht in einen Hund mit Trennungsängsten verwandelt, sondern ein ganz normaler – wenn auch extrem anhänglicher – Hund wird. Aber, was soll ich sagen? Ich liebe meinen zimtfarbenen Schatten und freue mich darüber, dass er mich in meinen Leben und eben auch auf Schritt und Tritt begleitet.

Der Vizsla kommt nicht zur Ruhe! Wie Boxentraining helfen kann

Wer meinen Blog verfolgt, wird häufiger über die Aussage gestolpert sein, dass der Vizsla viel rassetypische Auslastung benötigt – für Kopf und Körper. Dennoch habe ich selbst erfahren dürfen, dass man es mit den Aktivitäten durchaus übertreiben kann. Und der Vizsla neben Gehorsam vor allem auch das zur Ruhe kommen lernen muss. Wie uns das Boxentraining dabei geholfen hat, schildere ich im folgenden Beitrag.

Was zu wenig Ruhephasen beim Vizsla anrichten

Als ich Bayard mit knapp neun Wochen bekam, war er ganz anders, als ich es erwartet hatte: Von den Erfahrungen mit meinem früheren Hund und den Schilderungen vieler anderer Hundeeltern wusste ich, dass ein Welpe bis zu 20 Stunden am Tag schläft. Dass kleine Spaziergänge ausreichen, damit das Fellknäuel anschließend seelenruhig in seinem Körbchen döst. Aber Pustekuchen! Ich hatte einen Welpen auf LSD, der einfach nie zur Ruhe kam.

Meine erste Schlussfolgerung: Du lastest Deinen Vizsla nicht richtig aus. Hätte er genug Bewegung und würde von Dir ausreichend gefordert, würde er ja schlafen. Wie ich heute weiß, war das ein großer Irrglaube und der Anfang vieler Probleme.

Denn anstatt meinen Vizsla-Welpen zur Ruhe zu zwingen, ging ich zunächst dazu über, die Gassirunden auszudehnen, das Training anspruchsvoller zu gestalten und auch im Haus immer ausgiebig mit ihm zu spielen. Das Resultat: Ein völlig aufgedrehter (und übermüdeter) Vischel, der noch immer nicht zur Ruhe kam und massive Probleme hatte, entspannt im Körbchen zu liegen und nicht ständig voll Anspannung auf die nächste Ablenkung zu warten.

Und das rächte sich: Nicht nur, dass ich einfach nichts mehr erledigt bekam, weil der überdrehte Vischel immer irgendwas anstellte, ich ein Auge auf ihn werfen musste und dadurch selbst unruhiger und gereizter wurde. Auch als „Bürohund“ hatte Bayard aufgrund dieser Problematik extreme Anlaufschwierigkeiten.

Unser Lebensretter: Das Boxentraining

Überfordert, von Schlafmangel gepeinigt und „mit der Gesamtsituation unzufrieden“, wandte ich mich schließlich an eine Hundetrainerin, die das Problem schnell erkannte:

„Ihr Hund muss lernen, zur Ruhe zu kommen“, sagte sie nach ungefähr fünf Minuten. „Und damit meine ich lernen, genauso wie er lernen muss, Sitz und Platz zu machen.“

Danach stellte sie in einer ruhigen Ecke eine Hunde-Transportbox auf, legte Bayards Kuscheldecke hinein und lockte den Vischel mit einem Leckerli hinein. Danach wurde die Tür angelehnt, sofort wieder geöffnet und Bayard bekam mit viel Lob ein weiteres Leckerli. So weitete die Trainerin die Zeiten der vermeintlich geschlossenen Tür sekundenweise aus.

Wir bekamen den Auftrag, genau das täglich zu üben und dabei die Intervalle der „Boxenzeit“ immer weiter zu vergrößern. Zudem riet die Expertin dazu, Bayard nur noch in der Box, allerdings bei geöffneter Tür, zu füttern. Er sollte diesen Ort mit „etwas Positivem“ verbinden.

Für das Spielen im Haus bekamen wir ein deutliches Verbot. Action sollte es nur noch außerhalb der eigenen vier Wände geben.

Gesagt, getan. Wir übten fleißig. Als die Tür dann aber nach ein paar Tagen das erste Mal wirklich verschlossen wurde, startete das Theater: Um seinem Ruf als „Dramaqueen der Hunderassen“ alle Ehre zu machen, winselte und weinte Bayard kräftig drauf los. Minutenlang. Für mich nicht einfach, aber ich blieb standhaft. Erst als er aufhörte und ruhig wurde, öffnete ich die Tür und er wurde mit viel Lob und einem Leckerli belohnt.

Auch die kommenden Tage gingen – sobald die Tür geschlossen wurde – nicht ohne disaströses Gezeter, Gewimmere und Geweine vonstatten. Bis er irgendwann kaum noch „meckerte“. Er schien zu begreifen, dass er wenn überhaupt erst rausgelassen wird, wenn er sich ruhig verhält.

Dann, eines Abends, stand die Tür der Box offen und Bayard ging freiwillig hinein, rollte sich zusammen und schlief ein.

Der Vizsla kann Ruhe lernen

Dieses Verhalten zeigte er nun immer häufiger. Auch tagsüber. Und selbst wenn ich die Tür der Box schloss, wachte er nicht auf.

Ich war seelig! Endlich konnte ich seine Schlafphasen nutzen, um auf dem Sofa zu entspannen. Bayard „wehrte“ sich nicht mal mehr dagegen, wenn ich ihn nach jedem Spaziergang routinemäßig in die Box setzte. Es dauerte keine Minute, bis er „in seiner Höhle“ ruhig wurde und einschlief.

Eiserne Regel: Während er in der Box lag, gab es meinerseits keinerlei Ansprache. Und auch Spielzeuge waren an diesem Ort tabu. Der Vizsla sollte lernen: In Deiner Box kannst Du entspannen, weil Du nichts verpasst. Action und Spiel gibt es draußen, drinnen wird geruht.

Irgendwann musste ich die Tür gar nicht mehr schließen. Bayard hatte die Box als seinen Rückzugsort akzeptiert, an dem er endlich zur Ruhe kommen konnte. Und es trat das ein, was ich niemals für möglich gehalten hätte: Je mehr mein Vizsla schlief, desto ausgeglichener wurde er.

So lange dauerte das Boxentraining

Dass ich zu etwa dieser Zeit coronabedingt dauerhaft ins Home Office umgesiedelt wurde, erwies sich für das Boxentraining natürlich als Glücksfall. Zwar hatten Bayard und seine Hundebox ein paar gemeinsame Auftritte im Büro, aber durchaus zu einer Zeit, als er noch sehr klangvoll demonstrierte, was er von den von Frauchen verordneten Ruhephasen hielt. Immer gerne dann, wenn einer der Kollegen gerade dringend telefonieren musste.

Heute weiß ich, dass Bayard mich erst hätte begleiten sollen, nachdem er das Boxentraining erfolgreich absolviert hatte. Und das hat bei uns etwa drei bis vier Wochen gedauert. Nachdem er die Box vollständig akzeptiert hatte, habe ich dort auch nicht mehr gefüttert.

Das Boxentraining für den Vizsla: Mein Fazit

Jedem Vizsla-Besitzer kann ich nur dazu raten, das Thema Ruhe so früh wie möglich zu trainieren. Gerade bei einer so aktiven und reizsensiblen Rasse lohnt sich das Boxentraining. Ich würde heutzutage viel früher damit anfangen und die Box gleich am ersten Tag als Ort der Ruhe etablieren. Aber auch bei etwas älteren Welpen lässt sich das Training noch gut durchführen.

Euer Hund wird Euch die Zwangspausen danken. Ok, zugegeben, nicht sofort. Aber mit der Zeit werdet Ihr einen ausgeglicheneren und zufriedeneren Vischel bekommen. Und davon profitieren vor allem das gemeinsame Zusammenleben und letztlich jedes weitere Gehorsamstraining.